Ein heftiger Streit hat sich zwischen iranischen Kultusabgeordneten und Hollywood entbrannt. Schon lange köchelten Vorwürfe, Hollywoodfilme wie 300 stellten das iranische Volk in ein schlechtes Licht . Schon die Bestsellerverfilmung Nicht ohne meine Tochter aus dem Jahr 1991 hatte die Gemüter erregt, denn darin entführt ein Iraner sein Kind und die von Sally Field gespielte Mutter – das Opfer – versucht es zurückzuholen. Auch The Wrestler dient in den Augen der iranischen Meinungsmacher der Diskriminierung des persischen Volkes, denn Mickey Rourke zerreißt darin beim Kampf gegen einen iranischen Wrestler eine iranische Flagge.
Der Streit eskalierte nun, als am vergangenen Wochenende eine US-Delegation von Kinomachern in Teheran eintraf, die Seminare über das Schauspiel, Regie und Drehbuch halten wollten. Die vom Präsidenen der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences, Sid Ganis, angeführte Delegation, an der unter anderem auch die Schauspielerin Annette Bening beiwohnt, darf nun keine Vorträge mehr halten. “Beleidigungen und Beschuldigungen gegen die iranische Nation” sollen erst entschuldigt werden, forderte nun Javad Shamaqdari, einer der Kino-Berater von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Selbst Filmemacher wettert er gegen den US-Kulturimperialismus, welcher das iranischen Volk in ein schlechtes, weil blutrünstiges Licht stellt.
Berichten der LA Times zufolge war der Aufenthalt der Delegation in Teheran zunächst für Seminarzwecke genehmigt worden und würde nun von Javad Shamaqdari eingeschränkt. Sid Ganis sprach sich in einem Interview für eine Fortdauer des Aufenthalts aus, der den Zweck der Kommunikation habe. Auf die Frage, was er den Iranern mitteilen wolle, sagt Ganis: “Wir haben hier eine Kunstform vorliegen, die universell ist und weltweit zugänglich bleiben wird. Es ist eine gute Sache, der Kunst den Zweck der Meinungsfreiheit abzuringen.” Tatsächlich griff die iranischen Zensur in den vergangenen Jahrzehnten stets harsch ein. Die hier kritisierten Filme wie 300 waren so nie im iranischen Kino zu sehen. Durch die weit verbreiteten Raubkopien und ein illegales, aber einfach zu empfangendes Satellitenfernsehen können die Iraner de facto jedoch jeden Film sehen, den die möchten.
Nichtsdestotrotz wurde die Delegation bislang äußerst freundlich empfangen, schreibt die New York Times. Trotz der offiziellen politischen Haltung der Regierung versammelten sich etwa 100 iranische Filmemacher in Teheran, um mit Bening und Ganis zu sprechen, ihre Filme vorzustellen und sich Austauschmöglichkeiten zu verschaffen. Sollte die Delegation in den nächsten Tagen ausgewiesen werden, so hat sie demnach dennoch bewirken können, die iranische Kulturpolitik, Zensur und die staatlichen Repressionen an den Pranger zu stellen.