Wir schreiben das Jahr 2007 (nicht gerade ein tolles Jahr für mich), ich bin kurz davor die 10. Klasse zu beenden. Im Französischunterricht sagt uns die Lehrerin, dass wir nächsten Mittwoch ins Kino gehen und uns den Film La Vie en rose ansehen werden. Ich dachte mir in dem Moment nur: Oh wehe! Erst vor ein paar Monaten hatten wir mit der Schule im Kino uns einen Film angesehen, und zwar Eine unbequeme Wahrheit. Ein Fim bei dem ich öfters eingeschlafen bin und der im Grunde auch ziemlich heuchlerisch war. Ich hatte davor noch nie was von dem Film La Vie en rose gehört. Als ich die Lehrerin fragte worum es in dem Film ging, meinte sie, es wäre ein Film über das Leben von Edith Piaf. Ich kannte Edith Piaf damals nicht und war auf eine langweilige Biografie gefasst.
Doch dann als wir in dem Film waren, war ich überraschenderweise begeistert davon: Das Leben von Edith Piaf war wirklich dramatisch, bewegend und so mitreißend. Natürlich habe ich mich nach dem Film noch mal genauer über das Leben von Edith Piaf informiert und auch in der Schule haben wir noch einen kleinen Fragebogen dazu gemacht. Doch was mich an dem Film, neben der traurigen Geschichte von Edith Piaf, am meisten faziniert hat, war die Hauptdarstellerin Marion Cotillard ,von der ich bis dahin nichts gehört hatte. Zu meiner Schande muss ich auch zugeben, dass ich in der Zeit nur Schauspielerinnen gut fand die auch gut aussahen, das wirkliche schauspielerische Talent war zu dem Zeitpunkt für mich eher zweitrangig. (Man, war ich oberflächlich!!) Aber bei Marion Cotillard war es etwas anders, denn man muss hier schon sagen, dass die Macher des Films Cotillard nicht gerade wie eine Schönheit aussehen ließen. Da ich von Cotillard noch nie was gehört hatte, dachte ich (bis ich sie dann auf der Oscarverleihung sah) das sie wirklich so aussieht. Aber das war mir in dem Augenblick egal, Cotillard spielte Piaf mit solch einer Hingabe, Genialität und für mich noch nie gesehener Schauspielkunst, dass mir das Optische volkommen egal war.
Hier übrigens eine von vielen Szene wo sie mich immer wieder zum Staunen bringt:
Als ich dann viele Monate später hörte, dass Cotillard für den Film für den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin nominiert wurde, war ich schon überrascht. Der Film kam schließlich erst kurz nach den Golden Globes und Oscars des letzten Jahres ins Kino und eigentlich passiert es eher selten, dass Schauspieler von einem fremdsprachigen Film dafür nominiert werden. Ich war wirklich glücklich, dass sie den Golden Globe gewann und dann auch noch für den Oscar nominiert wurde. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie den auch noch gewinnt, so viel Glück hatte ich nämlich eher selten. Doch sie gewann ihn tatsächlich und hat eine kleine, aber feine Dankesrede gehalten:
Noch nie war ein Oscar so sehr verdient wie bei ihr.
Danach wurde es allerdings lange Zeit etwas ruhig um sie. Es gab sogar kurz das Gerücht, dass es mit ihrer Karriere bereits vorbei sei, weil sie in einem Interview gesagt hätte, der 11. September sei eine Verschwörung der Amerikaner gewesen. (Wobei ich jedoch stark bezweifle, dass sie das wirklich gesagt hat, sondern die Medien es nur wieder mal aus dem Zusammenhang gerissen haben.)
Doch dann sah ich eines Tages den Trailer zu dem Film Public Enemies und als dann bei den Darstellern der Name Marion Cotillard genannt wurde, war ich sofort wieder Feuer und Flamme für sie. Auch wenn sie in dem Film eher die Rolle der Quotenfrau spielte, finde ich hat sie noch das Beste aus der Figur gemacht und ist mir dadurch wieder lange im Gedächtnis geblieben. Was nicht zuletzt an ihrer tollen Chemie mit Johnny Depp lag.
Kurz danach hörte ich jedoch wieder eine wundervolle Nachricht: Marion Cotillard würde an der Seite von meinem Lieblingsschauspieler Leonardo DiCaprio in dem Blockbuster Inception mitspielen. Leo und Marion zusammen in einem Film? Das war für mich wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Leider musste ich jedoch nach sehen dieses Films feststellen, dass sie dort Recht unterfordert war. Konnte sie in Public Enemies noch groß herausstechen, war Inception so vollgestopft mit Stars, dass sie kaum noch die Gelegenheit hatte viel zu leisten. Viel schlimmer war es noch in The Dark Knight Rises. Dort war sie sogar noch unterforderter als in Inception. Ich berfürchtete schließlich noch Cotillard würde bei diesen eindimensionalen Rollen verweilen. Bis sie sich schließlich mit Der Geschmack von Rost und Knochen zurück zu ihren Wurzeln der französischen Filmen begab. Dort konnte sie endlich wieder zeigen was sie drauf hatte. Als querschnittsgelähmte Frau rührte sie mich erneut zu Tränen. Warum sie jedoch dafür keine Oscarnominierung erhielt ist für mich unerklärlich. Die bekam sie dann aber zwei Jahre später zum Glück wieder mit Zwei Tage, eine Nacht und das natürlich zurecht: Als halb depressive Frau, die ihre Kollegen dazu überreden muss, auf ihre Bonuszahlungen zu verzichten, um ihren Job zu retten, leistete sie wieder einmal erstklassige Arbeit. Sie ist wirklich eine dieser wenigen Schauspielerinnen die einen ganzen Film tragen kann.
Marion Cotillard ist für mich die beste Schauspielerin der Welt, sie besitzt einfach eine einzigartige Ausstrahlung und brilliante Art sich auszudrücken. Mal strahlt sie mit ihrem Lächeln eine wundervolle Wärme aus und mal lässt sie einem mit ihrem traurigen Blick das Herz zerspringen. Keine Frau bewundere ich von ihrer schauspielerischen Größe so sehr wie Marion Cotillard, und ich hoffe auch, dass ich ihren Namen endlich richtig aussprechen kann und sie bald ihren zweiten Oscar kriegt, den keine Frau verdient mehrere Oscars so sehr wie sie! Alles Gute, Marion.