Gesellschaftsängste als Science-Fiction-Geschichte

12.08.2013 - 09:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Die rote oder die blaue Pille?
Warner Bros.
Die rote oder die blaue Pille?
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Von Metropolis bis Matrix malen sich ein Großteil aller Science-Fiction-Filme düstere Zukunftsvisionen aus, in der die Menschheit zu einem unwürdigen Leben verdammt ist. Meine Themenreihe betrachtet 100 Jahre dystopischen Science-Fiction-Film als eine Geschichte unserer Gesellschaftsängste.

Aktuell
Anlässlich des Kinostarts des dystopischen Science-Fiction-Films Elysium startet meine Themenreihe Von Metropolis bis Matrix, die sich mit der Geschichte unserer Gesellschaftsängste als Geschichte der filmischen Zukunftsvisionen beschäftigt. Matt Damon soll in Elysium mit der Unterstützung von ausgeklügelter Hightech-Ausrüstung der überbevölkerten und verschmutzten Erde eine bessere Zukunft verschaffen. Der Actionfilm fungiet als Parabel auf heutige, gesellschaftliche Missstände und ist voller Angst, dass sich diese verschlimmern könnten. Meine Themenreihe will euch einen Einblick geben, wie sich diese Ängste seit Beginn an im Science-Fiction-Film widerspiegeln.

Mehr: Teil 2 – Die Anfänge des dystopischen Sci-Fi-Films
Mehr: Teil 3 – Invastionsfilme & andere Dystopien im Kalten Krieg
Mehr: Teil 4 – Terminator, RoboCop & die Geburt des Cyberpunks
Mehr: Teil 5 – Gentechnik & Simulationen als Horrorvorstellung
Mehr: Teil 6 – Menschliche Technisierung als neue Hiobsbotschaft

Erfinderisch & Konservativ
Dystopische Visionen, seien sie schriftlich, bildlich oder mündlich erzählt, wurden und werden stets von bestimmten gesellschaftlichen Sorgen geprägt. Dem Science-Fiction-Film kommt dabei die Rolle eines audiovisuellen Dokuments zu, dass über 100 Jahre Gesellschaftsangst auf Film gebannt hat. Meine sechsteilige Themenreihe will euch diese spannende Geschichte anhand dystopischer Science-Fiction-Klassiker, die sich auch unserem Planeten abspielen, näher bringen.

Als ursprünglich literarisches Genre des technikeuphorischen 19. Jahrhunderts ist die Science Fiction heute in allen Medien gegenwärtig und wird ebenso unterschiedlich aufgenommen, wie sie verschieden inszeniert werden kann. Oftmals bietet sie uns einen Einblick in die zwiespältige Einstellung zum gesellschaftlichen, sozialen oder naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt, was ihr einerseits einen explorativen und erfinderischen (“Was wäre wenn?”, andererseits einen konservativen Beigeschmack verleiht (“Früher war alles besser.”).

Science und Fiction – vereinte Gegensätze
Die Science Fiction scheint ein oder gar das Genre der vereinten Gegensätze zu sein: Vergangenheit und Zukunft, Mensch und Maschine, Gesellschaft und Freiheit, Realität und Fantasie, Wissenschaft und Fiktion. Ebenso konträr muten auch manche Definitionen an, die sich im Laufe der Jahre als allgemein gültige Beschreibung der Science Fiction durchsetzen wollten. Es handelt sich jedoch immer um ein Spiel mit den Möglichkeiten, wie sich unsere Erde entwickeln und wie wir ins All expandieren könnten. Science Fiction schildert fiktive Geschichten mit Umbrüchen, Entwicklungen und Ereignissen, die uns in unserer heutigen Gegenwart, Gesellschaft und Technik nicht bekannt sind oder sich sichtbar verändert haben.

Meist sind die interessantesten Zukunftsvisionen jene, die sich in greifbarer Nähe, auf unserer Erde und in naher Zukunft abspielen und unseren eigenen Alltag sozialkritisch betrachten. So möchte ich mich von den ausschweifenden Weltraumabenteuern fern halten und den Fokus auf unseren Heimatplaneten legen.

Bisherige Forschungen
Dass Science Fiction einigen bloß als Genre der Weltraumabenteuer bekannt ist, wird in erster Linie dem Kultstatus von Raumschiff Enterprise und Krieg der Sterne zugeschrieben. Doch Science Fiction und ihr Zauber dem Fernen und Fremden gegenüberzutreten, geht weit darüber hinaus. Auch Zukunfts-Technik ist zwar ein Indiz für Science Fiction, jedoch gibt es genügend Science-Fiction-Filme ohne technologische Entwicklungen und Besuche im oder aus dem All.

In meiner Diplomarbeit Technisierung des menschlichen Leibs. Dargestellt an dystopischen Körpern im terrestrischen Science-Fiction-Film des 21. Jahrhunderts habe ich einen umfassenden Einblick über die Entwicklung von Technik (am und im Körper) und die filmischen Darstellung technisierter Körper skiziiert. Ebenso gab ich einen Überblick über die Geschichte der dystopischen und ergebundenen Science Fiction, den ich hier noch einmal aufarbeite. Um das Themenfeld einzugrenzen, habe ich mich auf westliche Realfilme spezialisiert aus dem nordamerikanischen und europäischen Kino.

Was euch erwartet
In den kommenden fünf Texten der Themenreihe erwartet euch Einblicke auf fünf verschiedene Epochen des dystopischen, erdgebundenen Science-Fiction-Films bis zur heutigen Superhelden-Zeit und seine jeweilige Aktualität in seiner geschichtlichen Epoche. Dieser erste Part der sechsteiligen Reihe gibt eine Einführun in die gesellschaftspolitische Aktualität der Science Fiction, wie die ersten utopischen Ideen zu dystopischen Vorstellungen wurden und von meiner Faszination am Genre der Science Fiction allgemein.

Die vorgestellten Science-Fiction-Meilensteine können simple Unterhaltung sein, ein Versuch der Zukunftsprognose und als Angstbewältigung oder Rahmen für die Suche nach Sinn und Existenz der Menschheit fungieren. Nicht zuletzt können sie auch eine Hilfestellung sein, um Technik und ihre sozialen Folgen abzuwägen. Auch Philosophie und ihre existenziellen Fragen der Menschheit sind Teil des Genres.

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