In einer Zeit, als jeder noch getrost Mittelscheitelfrisuren und beigefarbene Blazer tragen konnte und trotzdem als modisch galt, lief die einzigartige Sitcom Ellen. An den Modesünden fällt mir wieder einmal auf, wie lange die 90er zurück liegen. Mit allerhand Situationskomik, Wortwitzen und teilweise auch mit kleineren Slapstick-Einlagen hat sich Ellen Morgan in die Herzen der Zuschauer gespielt. Ellen DeGeneres verkörpert Ellen Morgan, die zentrale Figur der Serie. Und die Serienfigur ist der Darstellerin wie auf den Leib geschneidert… Oder ist es doch genau andersherum?! Egal – es kommt ja aufs selbe hinaus.
Ellen und ihre Freunde
Ellen Morgan passiert in den fünf Staffeln der Sitcom allerhand Seltsames, Kurioses und Witziges. Die Mittdreißigerin kommt aus New Orleans und arbeitet als Verkäuferin in einem Buchladen (Buy The Book) in Los Angeles. Bald wird sie Ladeninhaberin, aus finanziellen Gründen verkauft sie das Geschäft jedoch an eine Kette und ist dort bis zur letzten Staffel als Geschäftsführerin tätig. Ellen ist der Tollpatsch schlechthin und sie kann fürchterlich schnell reden. Wer nicht hinterher kommt, der denkt einfach mal zu langsam. In ihrer Freizeit redet sie sich am liebsten um Kopf und Kragen und hört meistens nicht mehr auf. Menschen, die so chronisch unsicher sind wie Ellen, reden halt gern und hören nicht mehr auf. Alles, was nur so passieren kann, passiert Ellen auch. Ellen hat dem Wort fremdschämen schon recht früh eine ganz neue Dimension verliehen. Sie hat ein unheimliches Talent dafür, sich in irrsinnig peinliche Situationen zu bringen. Dummerweise betrifft das dann auch oft andere – ihre mehr oder weniger schrulligen Freunde zum Beispiel.
Den Fotografen Adam (Arye Gross) kennt Ellen vom College und zunächst wohnen die beiden gemeinsam in einer Zweier-WG. In Liebesbeziehungen sind die beiden WG-Kumpanen ähnlich erfolgreich bzw. erfolglos. Adam schlägt sich zu Beginn der Serie als Babyfotograf durch, bis er schließlich seinen Durchbruch feiern kann und in der dritten Staffel nach Großbritannien zieht. Ellens neuer WG-Partner wird nun ihr Cousin, der sehr liebenswürdige Spence (Jeremy Piven). Leider ist er recht jähzornig, was ihn seinen Posten als Assistenzarzt kostete. Spence, der Frauenheld, versucht sich zwischenzeitlich an einem Jurastudium, bricht dieses aber ziemlich schnell wieder ab, um dann seine Medizinkarriere fortzusetzen.
Ellens beste Freundin ist die wilde Paige (Joely Fisher), die sie auch schon aus Schulzeiten kennt. Ab der zweiten Staffel ist die quirlige Paige aus der Serie nicht mehr wegzudenken. Sie ist für ihre wechselnden Männerbekanntschaften und ihren Leidenschaft für Luxus berühmt-berüchtigt. Sie hat sich von der kleinen Sekretärin zu einer erfolgreichen Produzentin gemausert. Im weiteren Verlauf der Serie ist sie schließlich mit Spence zusammen und erlebt mit ihm einige Höhen und Tiefen.
Die wohl schrulligsten Freunde von Ellen sind Audrey und Joe. Audrey (Clea Lewis) ist seeehr gewöhnungsbedürftig – schon allein wegen ihres Kleidungsstils, der nicht mal in den 90ern erträglich war. Audrey und Ellen kennen sich aufgrund eines gemeinsamen Studentenjobs und Ellen hat es einfach nicht übers Herz gebracht, die nervige, naive und immer gut gelaunte Audrey von ihrer Freundesliste zu verbannen. Ja, und Joe (David Anthony Higgins), der Kanadier ist Café-Besitzer und verfügt über einen sehr ausgeprägten trockenen und sarkastischen Humor. Er ist zudem Comic-Fan und hat eine Vorliebe für extrem unansehnliche Hemden, die selbst ihm etwas zu groß sind.
Und dann wären da noch Ellens durchgeknallte Eltern Lois (Alice Hirson) und Harold Morgan (Steven Gilborn), die sich ständig um ihre Tochter sorgen – insbesondere weil Ellen sich in Beziehungen etwas schwer tut. Als sich Ellen schließlich in der vierten Staffel (The Puppy Episode) als lesbisch outet, müssen ihre Eltern das erst einmal verkraften. Ellens Outing-Folge ist das große Highlight der Serie, wurde es doch in einigen Folgen angedeutet und vorbereitet. Versehentlich outet sie sich in der Episode auf einem Flughafen. Wirklich jeder kann sie hören, weil sie zufällig mit dem Arm an den Schalter eines Mikrofons kommt. Analog zur Wendung coming out of the closet kommt Ellen wirklich aus dem Kleiderschrank, als ihre Mutter sie sucht. Und Ellen verrät, dass sie darin nicht ihr ganzes Leben verbringen wollte. Vor dem Hintergrund, dass sich Darstellerin Ellen DeGeneres ein Jahr vor der berühmten Outing-Episode zu ihrer Homosexulität bekannte, bekommen die Andeutungen eine neue Humor-Ebene. Mit dem Outing schrieb die Serie letztlich Fernsehgeschichte, da es sich dabei um die erste Serie mit einer offen lesbischen Hauptdarstellerin handelte.
Auf der Suche nach dem perfekten Vorspann
In den ersten beiden Staffeln gibt es noch einen relativ unspektakulären Vorspann. Ab der dritten Staffel entwickelt sich das Intro zu einer Art Running Gag, der sich verselbstständigt hat. Ellen kündigt an, dass es nun einen neuen Vorspann gibt, der jedoch noch nicht ganz fertig sei. Dies setzt sich in jeder weiteren Folge fort. Der Titelsong So called friend der Sitcom stammt von der schottischen Band Texas und ist ein absoluter Ohrwurm. Was könnte ich als eingefleischter Ellen-Fan da schon anderes sagen?! In den letzten beiden Staffeln wird dieser Song schließlich von anderen namhaften Musikern vorgetragen – mit oder ohne Ellen DeGeneres.
Von 1994 bis 1998 lief die Sitcom Ellen auf dem US-Fernsehsender ABC. In Deutschland strahlte ARD die Serie 1995 zum ersten Mal aus. Nach fünf Staffeln und 109 Episoden wurde die erfolgreiche Sitcom schließlich abgesetzt.
Wer von euch steht auch auf den Humor der Sitcom Ellen?