10 Dinge, die an Superhelden-Filmen nerven!

23.08.2008 - 08:00 Uhr
Wall Street Journal / Paul Antonson
Wofür wir Batman, Superman, Spider-Man und Co wirklich hassen können!

Noch bis Anfang der 90er hatten Comics in Deutschland einen schweren Stand. Während sich die gezeichneten Abenteuer unter der seriöseren Bezeichnung Graphic Novel in den USA ein wenig Anerkennung verschafft hatten, galten Comics hierzulande immer noch als infantile Unterhaltung für Teenies und Adoleszenzverweigerer.

Das änderte sich erst mit dem Riesenerfolg von Batman von Tim Burton ein wenig, der auch hierzulande die die Werke von Frank Miller, Alan Moore oder Todd McFarlane bekannter machte. Im Land, in dem alles, was gezeichnet ist (und nicht gerade den Holocaust verarbeitet) automatisch in der Kinder-Ecke landet, in dem selbst die Simpsons lange als Kinderserie galten und jeder misstrauisch belächelt wurde, der öffentlich in einem Comicheft blätterte, war es nicht einfach, Superhelden zu promoten.

Noch bis vor kurzem wurden die als Helden in Strumpfhosen bespöttelten Superheroes trotz der Kinoerfolge gerne als simple Unterhaltung abgetan und nur dann wirklich akzeptiert, wenn man ihnen die Comic-Herkunft möglichst nicht mehr ansieht. Nachdem mit Dark Knight der Helden-Hype jetzt endgültig auch im deutschen Feuilleton angekommen ist, wollen wir – ehe sich zuviel Euphorie breit macht – doch mal kurz festhalten, was an Superhelden-Filmen wirklich nervt.

1. Super Jammerlappen!

So nett die Grundidee irgendwann einmal war, auch Superhelden etwas von ihrer aseptischen Göttlichkeit zu nehmen und sie menschlicher zu machen, spätestens seit Spider-Man nervt es, wenn man im Kino nur noch wehleidige Weicheier zu sehen bekommt. Helden, die mehr Zeit schmollend in der Ecke hocken und sich wie bockige Emo-Kids über das Unrecht der Welt beschweren, nerven! Ja, ich meine dich Peter Parker und dich Bruce Banner. Und euch ihr gar nicht so fantastischen Vier. Reißt euch gefälligst mal zusammen. Buhuhu, ich hab Superkräfte, buhuhu ich bin anders als die anderen, buhuhu ich muß als Pizzabote arbeiten, buhuhu mit großer Kraft kommt große Selbstgefälligkeit. Herjemineh. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn Wolverine womöglich auch noch diesen Weg geht und sich beklagt, dass er nie eine Termin bei der Nagelpflegerin bekommt. Von Wonder Women und den Wechseljahren ganz zu schweigen.

2. Pathos Overkill

Ein bißchen Übertreibung und Märchenhaftigkeit, ein bißchen Glaube an das Gute sind ja schön und gut. Aber muß wirklich jeder Superheld gleich zum Aushilfsjesus stilisiert werden und das Leiden der Welt auf seinen Schultern tragen? Muß ständig vor US-Flaggen geposed werden, dass es selbst Uncle Sam seelig langsam peinlich würde? Und wieviele Gegenlichtschüsse, bei denen der Held auf irgendeinem Haus oder einer Klippe steht und gedankenverloren in die Weite starrt, kann man sich ansehen, ohne dass es irgendwann wirklich ätzend wird?

3. Alberne Stimmen

Ja ,du bist gemeint Christian Bale. Es gibt einen Unterschied zwischen einer eindrucksvollen, voluminösen Bassstimme, wie sie Darth Vader oder Barry White haben, und diesen geformten Rülpsern, die du als Batman ablässt. Wer immer auf die Idee kam, den neuen Batman reden zu lassen, als habe er den Kehlkopf im Sommerschlussverkauf verloren: Das war nix!

4. Stotternde Superkräfte

Wenn ein Held eine Fähigkeit besitzt, dann sollte sie konsequent gleich stark sein und nicht einmal ganze Häuser versetzen und das nächste Mal schon versagen, wenn er eine verklemmte Schranktür öffnen will – nur weil es dramaturgisch gerade passt. Und Superkräfte, die aus dramaturgischen Gründen alle naselang ausfallen oder stottern, sind langsam auch nicht mehr lustig.

5. Lausige Computertricks

Okay, man kann heutzutage alles machen. Die Kamera ist an keinen Kran, an keinen Kameramann gebunden. Egal, ob die Welt explodiert oder sich Mutanten und Helden im Grand Canyon die Fresse polieren, es gibt keine technischen Grenzen mehr dessen, was gezeigt werden kann. Die Frage ist: Warum sehen die Tricks immer gleich und immer gleich langweilig aus? Physikalische Logik und Tiefenschärfe machen regelmässig Urlaub, wenn Superhelden loslegen. Wann kapieren Filmemacher endlich, dass Explosionsoverkill und ein Inferno aus wirbelnder Kamera und Laserstrahlen, die alles in einem einzigen digitalen Brei aufweichen, niemand mehr hinterm Ofen vorlocken? Eine originelle optische Idee, die in realistischem Setting ein einziges irreales Moment einfügt – wie der saltoschlagende LKW in Dark Knight – sind wesentlich eindrucksvoller als der Stählerne, der in Superman Returns im Sturzflug eine schlecht animierte Passagiermaschine aus der Luft angelt.

6. Super Seifenopern

Okay auch Helden haben ein Privatleben, das kann auch gerne mal eine Beziehung mit einschließen. Aber wenn sich Superhelden nur noch benehmen wie hormongeschädigte Teenager und statt irgendwas Interessantes zu tun, die Zeit nur mit Schmollen, Schmachten, Diskutieren und Herumgreinen füllen, dann ist der Punkt erreicht, an dem die Notbremse gezogen werden muss. Schiesst Mary Jane und Lois in den Wind und kneift euch diese ganzen überflüssigen Romantik-Momente, die eh nur da sind, damit Frauen ins Kino gehen.

7. Fanboys

Schlimmer als jeder Film sind die Fanboys, die bereits Jahre, ehe die erste Klappe fällt, schon hysterisch aufjuchzen und sich die Köpfe heiß diskutieren, wenn ihr Lieblingscomic verfilmt wird. Nichts gegen Begeisterung, aber der humorlose Fanatismus, mit dem jedes Setfoto, jedes Poster und jeder Teaserclip anaylsiert und kritisiert wird, ist einfach nur anstrengend. Fanboys beschimpfen jeden, der es wagt, an ihren Helden Kritik zu üben, sie liefern sich ernsthafte Forenkriege mit rivalisierenden Fanboys und marodieren durchs Netz, um normalen Fans auf den Sack zu gehen. Fanboys denken binär. Es gibt keine Grautöne. Alles ist entweder “Das beste” oder “Worst whatever ever”. Kein Wunder, dass sich jetzt schon erste Dark Knight – Kritiker, die vom Film nicht restlos überzeugt waren, Morddrohungen anhören durften.

8. Doofe Kräfte, doofe Helden

Okay ich bin ignorant, aber muss wirklich jeder Superheld verfilmt werden, den sich Stan Lee und Co mal nach einem zu fetten Mittagessen ausgedacht haben? Superman, okay. Batman, eh cool. Die Spinne, okay es wird ein bißchen albern, aber gut. Hulk? Er wird groß und grün und macht Sachen kaputt? Fantastischen Vier? Gummiman, Streichholzmann? Wenn der momentane Trend weitergeht, darf sich wirklich bald der gesamte Backkatalog von Marvel und DC auf den Weg ins Kino machen. Ich grusele mich schon vor Aquaman, Grüne Leuchte, Bouncing Boy, Daredevil (ach nee, den gabs ja schon), Matter Eeater, und Giant Sized Man Thing (wenn das kein Film ab 18 wird, weiß ich auch nicht).

9. Stan Lee Gastauftritte

Am Anfang war es ja noch ganz ulkig. Stan Lee ist ein ehrenwerter alter Humpel, der viel zu lange nicht die nötige Anerkennung bekommen hat. Es war ein Zeichen von Respekt und eine schöne Überraschung, wenn man ihm einen Cameo-Auftritt in den Verfilmungen seiner Helden gab. Aber wie jeder Gag nutzt sich auch dieser langsam ab und mittlerweile wirkt es oft eher wie eine lästige Pflichtübung. Wo ist Waldo? Wo ist Stan? Und wen kümmert es eigentlich?

10.Blöde Bürger

Egal ob Spider-Man, Dark knight oder irgendein anderer Superheldenfilm: Die Öffentlichkeit ist blöd wie Stulle. Auch wenn diese Theorie einen nicht von der Hand zu weisenden Reiz hat, sie nervt trotzdem. So einfach und simpel, wie sich die Bürger in Superheldenfilmen manipulieren lassen, stellt sich die Frage, ob sie es wirklich wert sind, wenn man soviel Aufwand betreibt, um sie zu retten. Die Meinung der Bürger ändert sich in diesen Filmen fast stündlich. Eine Zeitung schreibt: Super-Meier rettet kleines Mädchen und alle lieben Super-Meier. Am Abend meldet das Fernsehen: Super-Meier furzt im Kindergarten und schon tobt der wütende Mob und fordert Super-Meier aus der Stadt zu jagen, nur um zehn Minuten später wieder nach ihm zu jammern, wenn Dr. Sprotz auf der Matte steht und das Rathaus in Gelantine verwandelt hat. Die Leute sind blöd. Aber nicht so blöd.

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