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Der Horror der Jugend - zwischen Kick-ass Kids, Schützlingen und Satansbraten

29.02.2020 - 15:49 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Hobbies: Mit Freunden abhängen, Musik hören und Serienmörder finden
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Für den einen sind sie eine Bereicherung des Genres, für die anderen ein Graus: Kinder und Jugendliche sind aus dem Horrorgenre eigentlich nicht mehr wegzudenken. Doch was macht ihre gesonderte Stellung aus? (oder: Kat redet zwei Seiten lang über Horrorfilme)

Wenn ich an den Begriff Dunkelheit in Zusammenhang mit dem Medium Film denke, assoziiere ich damit in erster Linie Batmans Lied aus dem ersten Legofilm The Lego Movie.

Der beginnt nämlich mit folgendem Vers:

„Darkness, no parents, continued darkness, the opposite of light [...]“.

Offensichtlich wird hier die düstere Einstellung und Gemütslage Batmans parodiert, was bei den Zuschauern anscheined so beliebt war, dass sogar ein Spin-Off-Film entstand,... den ich aber dann doch eher gemieden habe, mir anzusehen.

Wenn ich dann mein Gehirn ein bisschen länger als eine Sekunde anstrenge (soll ja vorkommen), dann kommt mir ein Genre in den Sinn, das mich in den letzten Monaten ziemlich beschäftigt hat: Horror. Seitdem ich die Miniserie zu Stephen Kings Es im Fernsehen gesehen habe, hat mich ein wenig das Fieber gepackt und innerhalb der letzten vier Monate 2019s habe ich über 50 Horrorfilme und etliche Podcasts und Filmanalysen sowie Bücher in mich aufgesogen. Ich bin von einem neutralen Standpunkt zu „ich schaue mir Nachts alleine in der Wohnung einen Horrorstreifen an“ übergegangen – und natürlich habe ich bei all meinem Konsum auch ein paar Gedanken über das Genre ans ich und seine besondere Faszination für mich gemacht.

Eines der interessantesten Dinge an dem Genre ist, wie unterschiedlich bestimmte Horrorelemente auf den einzelnen Zuschauer wirken können. Ein richtig guter Film sollte natürlich in allen Gesichtspunkten gruselig erscheinen, aber dennoch sind zum Beispiel Geister für den einen das große Grauen, während sie für den anderen nur für einen Lacher sorgen. Aber auch Musik, Design und die richtige Atmosphäre durch, zum Beispiel, all-umgebende Dunkelheit können viel zum Schauer beitragen.

So habe ich unter anderem festgestellt, dass ich besonders Gefallen an einem Werk finde, wenn ich mich wenigstens mit einer Person ansatzweise identifizieren oder zumindest Empathie empfinden kann. Sind mir die Charaktere zuwider oder egal, dann bin ich an ihrem Verbleiben und Zustand wenig interessiert. Da kann dann selbst die besten Splatterelemente wenig rausreißen.

Bei vielen meiner Bekannten sind jedoch Kinder als Charakter oder Horrorelement gleichermaßen verhasst und beliebt. Denn auch wenn es bereits Unterschiede in den Rollen der Geschlechter gibt, liegen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen Welten.


Gemeinsam sind wir stark!

Jahre lang war eines meiner größten Ängste als Kind, dass jemand die Außenwand des Plattenbaus, in dem wir wohnten, hochklettern und in mein Zimmer kommen würde. Nachts lag ich mit meinem Blick gen Fenster gerichtet und stellte mir vor, wie zwei haarige Krallen sich am Fenstersims festhielten und zwei funkelnd gelbe Augen mich bluthungrig anstarrten. Dass wir im fünften Stock wohnten, ignorierte ich in meiner kindlichen Vorstellungskraft meistens. Nichtdestotrotz würde ich behaupten, dass ich damals viel weniger Angst und Sorgen hatte als heute. Zwar fürchte ich mich jetzt nicht vor Monstern an der Häuserwand, doch die alltäglichen Ängste wurden dafür umso mehr.

Dass man sich als Kind generell viel mehr aus erwachsener Sicht Unmögliches getraut hat, mag wohl vielleicht auch an der mangelnden Erfahrung oder fehlendem Wissen, aber auch an einer besonderen Eigenschaft von Kindern liegen: Sie kommen immer in Gruppen vor.

Während man als Erwachsener häufig seiner Pflichten alleine gegenüber stehen muss, sind Minderjährige eher Herdentiere. Gefährten werden schon auf dem Weg zum 300 Meter entfernetn Kiosk oder der Schultoilette gesucht, denn als meist unterstätzter Winzling fühlt man sich zu zweit, dritt oder viert meistens einfach stärker in der großen, weiten Welt. Und trotz Unterschiede wurde man meist unfreiwillig mit den verschiedensten Leuten durch die Schule, Camps oder dem generellen Mangel an Spielgefährten zusammengeschweißt. Phantasiewelten, aber auch Klassenunterschiede, Ethnien oder Cliquen prallen aufeinander und formen eine durchwachsene, fast unbezwingbare Masse.

Wenn eine Horde von Nachbarskindern das alleinstehende Haus betritt, wirkt das auch wesentlich glaubwürdiger in einem Horrorfilm, als wenn Herr Schröder von der Bäckerei aus Neugierde Einbruch begeht.

Eine größere Ansammlung von Charakteren bietet dann natürlich auch eine größere Bandbreite an unterschiedlichen Figuren, sodass sich jeder Zuschauer in einer Persönlichkeit wiederfinden kann. Jeder weiß, wie es war, selbst ein Kind gewesen zu sein. Und hat man erst ein Mal eine emotionale Beziehung zu einer Filmfigur aufgebaut, dann ist die Katze eigentlich so gut wie im Sack.

Besonders Filme wie Summer of 84, Scary Stories to Tell in the Dark und Es greifen diese Thematik auf, wobei lustigerweise alle Beispiele in weiter Vergangengheit angesiedelt sind, um den Nostalgiefaktor noch zu verstärken.


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