Das schaue ich nie - es sei denn, sie läuft gerade

03.09.2012 - 08:00 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
CSI - Den Tätern auf der Spur
CBS / moviepilot
CSI - Den Tätern auf der Spur
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Eigentlich gucken wir ja nie Fernsehen, aber manchmal muss auch ein moviepilot-User sich outen. Das jedenfalls tut er, denn er beschreibt, warum er CSI – Den Tätern auf der Spur immer wieder gerne zuschaut.

C.S.I. – Crime Scene Investigation schaue ich nie – es sei denn, sie läuft gerade

Ich hasse Werbefernsehen – für mich eine von Filmschnipseln unterbrochene Aneinanderreihung von Peinlichkeiten untersten Niveaus. Deshalb schau ich auch nie fern. Ebenso „nie“, wie damals auch nie jemand Hugo-Egon Balders „Tutti Frutti“ geschaut hat oder heute jemand sich der Fremdschäm-Katastrophen der Dschungel-„Promis“ antut. Ich weiß nicht mehr, wann es war, als ich mich nach getanem Tagewerk, was bei mir immer recht spät ist, auf dem Sofa niederließ und mich, dem „Nie“ fröhnend, vom ermittlerischen Treiben einiger Forensiker in blaugefärbten Fernsehbildern fesseln ließ. Ich erkannte Workoholics, die dennoch irgendwie sympathisch wirkten, Models, deren offen zur Schau getragenes Alter zeigte, dass ihre optisch beste Zeit bereits hinter ihnen lag, ein behinderter älterer Herr der seine pathologische Arbeit mit einem stoischen Pragmatismus absolvierte und einige weitere Charaktere, die alle ihre sympathischen Macken hatten. Und ich war fasziniert.

So entwickelte sich meine kleine abendliche Pause bald zu einer Art zwanghaftem Muss. Las Vegas, ich komme. Immer wenn die Zeit es zuließ, stieg ich ein in die Ermittlungen von Grissom, Catherine, Nick und Sara, und auch Dr. Langston fand später meine Zustimmung, obwohl ich dem philosophisch dozierenden Grissom durchaus etwas nachtrauerte. Auf jeden Fall war ich ab diesem ersten Abend vor ein paar Jahren (oder waren es nur Monate?) CSI-verseucht. Doch ich wollte wissen, ob es amerikanische Krimis generell waren, die mich in ihren Bann schlugen. Also unterzog ich ab diesem Zeitpunkt eine ganze Reihe Ermittlungsserien von jenseits des großen Teichs ausgiebiger Prüfungen.

Die Jury bestand einzig und allein aus meiner Person, sie war subjektiv, kritisch und manchmal auch launisch. Es begann mit Crossing Jordan – Pathologin mit Profil. Die war OK, wurde aber doch bald langweilig (obwohl ich noch immer ein Fan von Jill Hennessy bin), Criminal Intent – Verbrechen im Visier befasste sich mit interessanten und sehr kontroversen Themen, die mich aber regelmäßig deprimierten. Nicht unbedingt die richtige Unterhaltung für einen geruhsamen Feierabend. CSI: Miami? Zu durchgestylt. In welchem Ermittlerteam laufen schon ausschließlich Modeltypen herum? CSI: NY? Gary Sinise gab sein Bestes, aber warm werden konnte ich mit der Serie dennoch nicht. Lediglich Criminal Minds schafft es, trotz der fast schon penetranten Abwesenheit von Humor, mich zu fesseln. Aber anders und bei weitem nicht so nachhaltig, wie das Grissom-Team.

Aber was hat diese Serie, das andere nicht bieten? Also zunächst einmal glaube ich, ist es eine Menge Bauchgefühl, das vielleicht auch dadurch geprägt ist, dass CSI: Den Tätern auf der Spur, wie die Serie etwas sperrig auf Deutsch heißt, meine erste Erfahrung mit dieser Art von Fernsehunterhaltung war. Ja, man mag es kaum glauben, aber vorher hatte ich mich nicht um Fernsehserien gekümmert. Wie gesagt, ich hasse Werbefernsehen. Vielleicht war es ja auch das Unkonventionelle, wie die oftmals zwei oder gar drei Handlungsstränge in einer Folge, was einem Videoclip nicht unähnlich ist?

Sicher ist auf jeden Fall, das die Serien eine ganze Sammlung an Sympathieträgern liefert. Der intelligente Brummbär Grissom, dessen Liebe zu Sara ich nie nachvollziehen konnte, der immer etwas dümmlich dreinschauende, aber herzensgute Nick, für Frauen die resolute, mit Fehlern behaftete Catherine, der ich es übel nehme, dass sie die Serie in diesem Jahr verlassen hat oder Sara, die oftmals gar nicht erst versucht, sympathisch zu wirken. Lediglich Captain Brass stand zu Beginn ganz oben auf meine Dislike-Liste. Er war für mich der personifizierte Bulle, in der negativsten Ausprägung dieses Wortes. Im Verlauf der Folgen entwickelte er jedoch einen sarkastischen, bis hin zum Zynismus reichenden Humor, der mich inzwischen jede Szene mit ihm genießen lässt. Mit Sara verband mich eine On/Off-Freundschaft und nur David Hodges hat es bisher noch nicht geschafft, meine Negativliste zu verlassen. Und dennoch, als Team sind sie einfach Klasse und da zähle ich dann auch Sara und Hodges dazu. Mit jedem, selbst mit Dr. Robbins möchte man im Laufe der Serie immer mal gerne tauschen und wenn ein Produzent und sein Team das geschafft hat, haben sie es wirklich geschafft. Der weltweite Erfolg der Serie ist der Beweis.

Es ist also der Mix der Charaktere mit all ihren Makeln, Schwächen und Geheimnissen, ergänzt durch stimmungsvoll komponierte Bilder, die in blau gehalten, aber keineswegs kalt wirken, kuriose Fälle, bei denen man durchaus auch mal mitten in einer Folge einsteigen kann und dennoch sofort mittendrin ist, und einer Prise Humor, der nie ins Lächerliche abdriftet. All dies macht für mich CSI – Crime Scene Investigation zu derzeit besten Krimiserie. Und wenn ich sagte, ich schau nie fern, dann meinte ich, nie, außer wenn Grissom und sein Team ermittelt, und das ist leider viel zu selten.


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