Darum zieht irakisches Kino American Sniper aus dem Verkehr

03.02.2015 - 20:30 Uhr
American SniperWarner Bros.
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Aufgrund seiner brisanten Thematik, verärgerter Einwohner und Drohungen durch die Regierung hat das einzige Kino Bagdads das Kriegsdrama American Sniper wieder aus dem Programm genommen.

Clint Eastwoods Kriegsdrama American Sniper ist schon jetzt ein großer finanzieller Erfolg. Wenig dazu beigetragen haben dürfte die irakische Hauptstadt Bagdad, die nur sage und schreibe ein einziges Kino hat. Im sogenannten Hunting Club zeigt der Geschäftsmann Fares Hilal arabische Filme, aber auch US-Blockbuster. American Sniper wurde dort ebenfalls vorgeführt, doch wie der Hollywood Reporter  berichtet, hat der Betreiber nach Beschwerden der Einwohner und auf Befehl der Regierung hin den Film aus dem Programm genommen.

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Vielen Ortsansässigen (insbesondere extremistischen Islamisten) ist das Kino ohnehin ein Dorn im Auge und gerade American Sniper sorgt aufgrund seiner Thematik nicht für Begeisterungsstürme. Viele Iraker beschweren sich, der Film glorifiziere US-amerikanische Aktionen im Irak. Der 27-jährige Lehrer Ahmed Kamal sagte gegenüber der Washington Post : "Der Film glorifiziert die Amerikaner und lässt die Iraker nur wie Terroristen dastehen. Er porträtiert die Amerikaner als stark und nobel und die Iraker als ignorant und gewalttätig."

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Kinobetreiber Fares Hilal hatte den Film vergangene Woche in Bagdad aus dem Programm genommen, nachdem er einen Anruf vom leitenden Beamten des Kulturministeriums erhalten hatte. Dieser warnte ihn, das Kino müsse mit Geldbußen und eventuell sogar einer Schließung rechnen, sollte es den Film weiter vorführen. "Er sagte mir, der Film beleidige Iraker", so Hilal. "Wenn wir ihn zeigen, werden wir kritisiert und wenn nicht, verlieren wir Geld." Hilal befolgte den Befehl, räumte aber ein, dass viele Menschen den Film sehen wollten.

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Sarmad Moazzem, der als Sicherheitsberater für besagtes Kino arbeitet und in der Vergangenheit fünf Jahre lang an der Seite der US-Truppen gedient hatte, beklagt, der Film würde ebenfalls die Einheimischen vernachlässigen, die ihre Leben an der Seite der US-Truppen riskiert haben, um das Land zu stabilisieren. "Der Film lässt es so aussehen, als seien alle Iraker Terroristen - Männer, Frauen, Kinder ... Dabei liebten viele die Amerikaner und wollten, dass sie hier bleiben und dabei helfen, das Land wieder aufzubauen. Von denen zeigt der Film keine."

American Sniper kommt am 26. Februar 2015 in die deutschen Kinos.

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