Conjuring 2 - Die wahre Geschichte des Enfield-Poltergeists

16.06.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Familie Hodgson in Conjuring 2Warner Bros.
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Heute kommt Conjuring 2 in die Kinos, dessen Geschichte auf den Ereignissen um den Enfield-Poltergeist basiert. Lest hier, was er alles veranstaltet haben soll, und ob das Ganze nicht nur ein ausgefeilter Schabernack zweier Mädchen war.

Wie ihr Vorgänger, beruht auch die Grusel-Fortsetzung Conjuring 2 auf einer "wahren Begebenheit". War es in Conjuring - Die Heimsuchung die Hexe Bathsheba, die eine Familie das Fürchten lehrte, treibt in Conjuring 2 der Poltergeist von Enfield sein Unwesen. Zur Vor- bzw. Nachbereitung eines Kinobesuches tragen wir zusammen, was sich zwischen 1977 und 79 im Londoner Stadtbezirk Enfield ereignet haben soll.

Fliegende Legosteine

Alles begann, so eine Zusammenfassung im Telegraph , als die elfjährige Janet und der zehnjährige Johnny Hodgson eines Nachts Ende August 1977 ihre Mutter Peggy riefen, weil ihre Betten zu wackeln begannen. In der folgenden Nacht des 31. August vernahmen sie ein Schlurfen, dem eine Kommode folgte, die sich in Richtung Tür aufmachte und schließlich auch von Peggy Hodgson nicht zurückgeschoben werden konnte. Auf das anschließende Klopfen konnte sich weder ein Nachbar noch die herbeigerufene Polizei einen Reim machen, die dafür Zeuge eines schwebenden Stuhls wurde.

Da Geister aber nicht in den Aufgabenbereich der Polizei fallen, rief Peggy Hodgson schließlich die Boulevardzeitung Daily Mirror an, deren Reporter allerdings zunächst keine übernatürlichen Vorgänge beobachteten. Als sie sich zum Gehen aufmachten, flogen jedoch Murmeln und Legosteine durch die Gegend. Kurz darauf trat auch Geisterforscher Maurice Grosse auf den Plan, Mitglied der Society for Psychical Research, der ältesten Organisation für die Untersuchung des Paranormalen, und sein Kollege Guy Lyon Playfair.

Die Stimme

Sie wurden ebenfalls Zeugen zahlreicher umherfliegender Dinge, auch das mal von hier, mal von da kommende Klopfen stellte sich wieder ein. Tanzende Möbelstücke gesellten sich in der Folgezeit dazu, ebenso körperloses Hundebellen. Maurice Grosse forderte schließlich den Poltergeist zum Reden auf, und das tat er anschließend oft und ausführlich mit krächzender Stimme aus der Richtung von Janet Hodgson, so auch in dieser BBC-Doku:


Schließlich stellte sich heraus: Die Stimme war die eines gewissen Bill Wilkins, ein Vormieter der Hodgsons, der Jahre zuvor in einem Sessel sitzend an einer Gehirnblutung starb . Janet berichtete außerdem, nicht nur einmal aus ihrem Bett gerissen und durch die Luft geschleudert worden zu sein, was Fotos wie dieses belegen sollen:

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Des Weiteren riss der Poltergeist einen gusseisernen Kamin aus der Wand, Janet wurde von ihm mehrmals gepackt und festgehalten bzw. weggeschleppt oder die Treppe runtergeworfen. Auslöser des ganzen Spuks war wohl ein Ouija-Brett, mit dem Janet und ihre Schwester Margaret unvorsichtigerweise gespielt hatten, so die Daily Mail . Im Herbst 1978 führte schließlich der Besuch eines Priesters dazu, dass die übernatürlichen Vorgänge deutlich abnahmen.

Die Warrens

Aber was haben Ed und Lorraine Warren nun mit alldem zu tun, selbsternannte Experten des Paranormalen und Helden der Conjuring-Filme? Im Gegensatz zur Darstellung in Conjuring 2 spielten sie keine prominente Rolle bei der Untersuchung der Vorfälle rund um den Enfield-Poltergeist. 1978 schauten sie zwar in Enfield vorbei, waren aber nur zwei von zahlreichen Ermittlern des Paranormalen. Ed Warren zufolge  herrschte im Haus eine "gefährliche, bedrohliche Atmosphäre", zudem seien "Levitationen, Teleportationen und Dematerialisationen von Menschen und Gegenständen" gefilmt worden, ebenso "hunderte" Stunden von Audioaufnahmen der Stimmen angefertigt.

Poltergeist oder Schabernack?

Was ist davon nun zu halten? Nicht viel, wenn es nach dem Committee for Skeptical Inquiry  geht, das sich der kritischen, wissenschaftlichen und vernunftbasierten Untersuchung derartiger Vorgänge widmet. So veranstaltete der Poltergeist seine Vorführungen nur unbeobachtet; wusste Janet, dass sie gefilmt wurde, tat sich nichts. Auch die Geräusche und die seltsame Stimme, die aus Janets Richtung kamen, legen nahe, dass sie von Janet produziert wurden. Bauchredner Ray Alan war davon überzeugt, dass Janet und ihre Schwester Margaret die Stimme hervorbrachten.

Zudem wurden die beiden Schwestern auch dabei erwischt, dem Poltergeist zugeschriebene Erscheinungen selbst zu veranstalten, so verbogen sie eigenhändig Löffel und versteckten das Audioaufnahmegerät von Maurice Grosse. Eine von Janets Levitationen soll zwar von einer Schülerlotsin und einem Bäcker von der Straße aus beobachtet worden sein, so die Daily Mail. Das obige Bild macht aber eher den Eindruck, als sei Janet gerade vom Bett gehüpft. Auch sagt Janet im Video "es gibt keine Heimsuchung", nur um von ihrer Schwester zurechtgewiesen zu werden. Gegenüber der Daily Mail  gab Janet 2015 allerdings an, lediglich etwa 2 Prozent der Vorfälle zusammen mit ihrer Schwester inszeniert zu haben.

Wie Deborah Hyde, Chefredakteurin des Skeptic Magazine, im Guardian  schreibt, können die vorgeblich zahllosen Beweise für die Poltergeistaktivität tatsächlich recht wenig beweisen, wurden sie doch nie unter kontrollierten Umständen erhoben. Zudem erinnert sie daran, dass Augenzeugenberichte notorisch unzuverlässig sind.

Fest steht allerdings auch, dass im Hodgson-Haushalt nicht immer eitel Sonnenschein herrschte: Peggy Hodgson hatte eine wenig gütliche Scheidung hinter sich, ihre beiden Töchter waren in der Pubertät, und der vermeintliche Poltergeist sicherte ihnen Aufmerksamkeit von Seiten der Medien und der Untersuchenden, die wiederum nicht mit Suggestionen sparten. Janet Hodgson gab allerdings gegenüber der Daily Mail zu Protokoll, dass die damaligen Zeiten mit Untersuchungen im Krankenhaus und zahllosen Hänseleien für sie kein Zuckerschlecken gewesen seien, auch abgesehen von den Dingen, die dem Poltergeist zugeschrieben wurden. Und auch in jüngeren Dokumentationen wie einer von Channel 4  von 2007 macht sie nicht den Eindruck, besonders glücklich über die Aufmerksamkeit zu sein.

Zumindest für heutige Augen und Ohren wirken die Fotos und Videoaufnahmen eigentlich zu offensichtlich nichtssagend, um tatsächlich jemanden hinters Licht zu führen, ebenso die Zeugenaussagen. Aber macht sie das andererseits nicht gerade glaubwürdig? Letztendlich muss man wohl, wie Janet Hodgson und Guy Lyon Playfair gegenüber Deborah Hyde in einer TV-Sendung  sagten, dabei gewesen sein, um ein Urteil fällen zu können. So oder so.

Glaubt ihr an Poltergeister, oder ist das alles nur Hokuspokus?

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