Es klingt wie ein schlechter Witz: Ausgerechnet der berüchtigte Anti-Raubkopie-Werbespot, der in den 2000er-Jahren in keinem Kinosaal fehlen durfte, soll selbst urheberrechtlich geschütztes Material verwendet haben.
Wie die Reporterin Melissa Lewis vor wenigen Monaten aufdeckte und auf der Social-Media-Plattform Bluesky postete, ist die prominent platzierte Schriftart in der Werbung nämlich der illegale Klon eines bereits im Jahr 1992 entwickelten Original-Fonts. Aber der Reihe nach …
"Piracy. It's a Crime.": Anti-Piraterie-Kampagne fällt US-Filmverband nach 20 Jahren auf die Füße
Die 2000er-Jahre waren nicht nur das Jahrzehnt der DVD, sondern auch das der illegalen Raubkopien. Die damals exorbitant ansteigende Filmpiraterie war den großen Hollywood-Studios verständlicherweise ein Dorn im Auge. Zu den Versuchen, dieses Verlustgeschäft zu stoppen, gehörte auch eine globale Kampagne inklusive eines Werbespots, der so aussah:
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In dem Spot des US-Filmverbands Motion Picture Association (MPA) und dem des Amts für geistiges Eigentum von Singapur (IPOS) heißt es wenig subtil:
Du würdest kein Auto stehlen. Du würdest keine Handtasche stehlen. Du würdest keinen Fernseher stehlen. Du würdest keinen Film stehlen. Das Herunterladen von raubkopierten Filmen ist Diebstahl. Diebstahl ist gegen das Gesetz. Piraterie. Es ist ein Verbrechen.
Die Werbung entwickelt sich nun rund 20 Jahre später zu einem Bumerang für die beiden Gesellschaften, die das Urheberrecht anscheinend selbst mit Füßen getreten haben. Wie Lewis herausgefunden hat, ist die im Clip verwendete Schrift namens XBAND Rough die illegale Kopie einer Schriftart namens FF Confidential. Den mutmaßlichen Beleg dafür lieferte ein anderer Bluesky-Nutzer mithilfe der Software FontForge.
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Original-Schriftgestalter nimmt den geistigen Diebstahl mit Humor
Das Original wurde schon 1992 vom niederländischen Typografen Just van Rossum entworfen, der gegenüber Sky News süffisant erklärte:
Ich hatte schon vorher von dem illegalen Klon meiner Schriftart gewusst, aber ich wusste nicht, dass dies die in der Kampagne verwendete Schriftart war. Die Kampagne hatte schon immer den falschen Ton, was meiner Meinung nach das Ausmaß an Spaß erklärt, das auf ihre Kosten gegangen ist. Die Ironie, dass eine raubkopierte Schriftart verwendet wurde, ist einfach köstlich.
Van Rossum spielt damit auf die recht plumpe Aufmachung des Werbespots an, über die sich schon damals mehrfach lustig gemacht wurde und die dadurch gewissermaßen Teil der Popkultur-Geschichte geworden ist.
Mehrere Medienseiten, die über die skurrile Enthüllung berichteten, fragten bei MPA und IPOS für einen Kommentar zur Sachlage an, den beide aber bisher verweigerten. Auch wenn den Verantwortlichen der Kampagne sicherlich keine Absicht unterstellt werden kann, ist dieser Raubkopie-Fauxpas doch zumindest eine unangenehme Peinlichkeit.