Annette K. Olesen, dänische Regisseurin, war schon mehrfach bei der Berlinale und kommt diesmal mit Kleiner Soldat in den Wettbewerb. Für ihrem Debütfilm Kleine Mißgeschicke gewann sie 2002 den Blauen Engel, den Preis für den Besten europäischen Film. Mit In Deinen Händen (2004) dreht sie außerdem ein Drama über die großen Fragen des Lebens: Glaube, Schuld, Versöhnung. Vor drei Jahren war sie im Internationalen Wettbewerb mit dem Migranten-Drama 1:1 (Eins zu Eins) (2006), der allerdings keinen Preis gewann. Dafür war er vielen Kritikern und Juoren einfach etwas zu plakativ.
Die Regisseurin hat das nicht abgeschreckt: Sie beschäftigt sich weiterhin mit den politischen Problemen der Zeit. Diesmal erzählt sie von Lotte (Trine Dyrholm), einer Soldation, die von einem Auslandseinsatz wieder nach Hause kommt und seelisch einige Wunden verkraften muss. Halt sucht sie bei ihrem Vater (Finn Nielsen), aber der ist Bordellbesitzer und kann ihr außer einem Job nichts bieten. Also arbeitet sie als Fahrerin für ihn und soll die Schwarzafrikanerin Lily (Lorna Brown), ein Callgirl in Diensten des Vaters, zu ihren täglichen Arbeitsstätten fahren. Langsam freunden sich die beiden Frauen an und Lotte entscheidet, dass sie das Leben von Lily ändern will: Zurück nach Nigeria zu ihrer kleinen Tochter, die sie seit Jahren nicht gesehen hat. Aber zu ihrem Entsetzen will Lily gar nicht und die Schergen ihres Vater sind auch auf ihrer Spur …
Hier kommt viel zusammen: Prostitution und Menschenhandel, Soldatin und Auslandseinsatz, vermisste Vater- und Mutterliebe. Harter Tobak, den die Regisseurin bietet, aber schon mit ihren früheren Werken scheute sie sich nicht, schwierige Themen auszugreifen. Immer wieder spielen Asylanten und Migranten eine Rolle in ihren Stoffen. In Dänemark, dem Land, welches vor drei Jahren im Karikaturen-Streit zu ersticken drohte, ist das Problem der Ausländer ebenso groß wie bei uns. Unabhängig davon ist die Filmemacherin eine der großen Vertreterin des sogenannten Schlechtfühlkino, einer typisch dänischen Variante noch dazu. Solche Filme zieht die Berlinale förmlich an.
Und was sagen die Kritiker? Andreas Borcholte vom Spiegel erkennt bereits jetzt, dass die Krise beim Kino angekommen ist. “So naturalistisch die Bilder sind, so krass die Handlung daherkommt: Kleiner Soldat will einfach zu viel. Die mit Symbolik aufgeladenen Figuren bleiben bloße Klischees und erwachen nicht zu eigenem Leben. Zu formalistisch und letztlich prätentiös ist dieser engagierte Film, der mit viel Elan zeigen will, wie schlecht und kaputt doch alles ist.”