Dieser Artikel entstand im Rahmen der Aktion Lieblingsmonster.
"Zeit zum Abendessen".
Irgendetwas an diesem Satz ließ mich stutzig werden. Irgendwie passte er nicht. Doch aus irgendeinem Grund lies mein Kopf nicht zu, das ich verstand, warum ich es merkwürdig fand, dass Abendessenszeit war. Doch es lies mir auch keine Ruhe, also überlegte ich fieberhaft, was an der ganzen Situation gerade falsch war.Heute war doch eigentlich ein wichtiger Tag...wichtig für mich...ein Schritt in die richtige Richtung ja!
In meinen Gedanken entstand ein Bild von einem Flugzeug und ein plötzliches Gefühl von Trauer brachte die verschwommene Erinnerung an meine Eltern zurück. Vor 3 Monaten kamen sie bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums leben...sie waren auf dem Weg in den Urlaub...einen Urlaub zu dem ich sie überredet hatte...Die Schuldgefühle die ich empfand wurden zu groß, die Verzweiflung nahm immer mehr zu...bis mein bester Freund nichtmehr mit ansehen konnte, wie ich immer mehr in einer Welt aus Schmerz, Kummer und Alkohol versank.
Er machte den Termin aus...den Termin...den Termin für einen Arzt, einen bestimmten Arzt....einen Psychiater, ja das war es! Wie war noch gleich sein Name...irgendetwas ungewöhnliches...doch meine schweren Gedanken ließen es nicht zu, dass ich mich erinnerte. Aber was tut der Name denn auch schon zur Sache?
Ich ging hin, wurde begrüßt. Er war freundlich, merkte das ich mich unwohl fühlte...er bereitete mir irgendein Getränk zur Beruhigung meiner Nerven zu. Es wirkte...es wirkte zu gut, wenn ich mich recht erinnerte. Ich fragte ob das normal sei. Doch seine angenehme und ruhige Stimme machte es immer schwerer einen klaren Gedanken zu fassen. Ich verstand nur noch die Hälfte von dem was er sagte.
Erzählte mir mein Gegenüber gerade etwas über die Zubereitung von Fleisch?...mein Gegenüber...Moment mal...ich hatte gar kein Gegenüber mehr. Sein Sessel war leer...Wo war er? Dann hörte ich die angenehme Stimme des Psychiaters direkt neben meinem Ohr:
"Zeit zum Abendessen".
Ich denke auch ohne den Namen des "Monsters" genannt zu haben, ist jedem klar, um wen es sich handelt. Für mich war es sehr schwer, mich für einen Charakter zu entscheiden, da ich die Bösen Mächte der verschiedenen Welten immer favorisiere. Je unmenschlicher das Monster, desto besser. Aber gerade, weil ich diese Art so liebe, kann ich sie nicht wirklich als das ansehen, was sie sind: Wesen, die (meistens) nur für den Zweck erschaffen wurden, andere Leiden zu sehen und zu töten. Ich sehe in ihnen eher fantastische Designs und Ideen, Beflügelungen für Zeichnungen und spannende Träume.
Menschen hingegen, finde ich um einiges monströser. Einfach, weil es sie gibt, weil jeder Film, in dem ein Mensch das Böse, das Monster verkörpert, genauso eine Geschichte bei uns, in der realen Welt, sein könnte.Hannibal Lecter hat mich fasziniert, seit ich ihn vor ein paar Jahren in dem Buch "Das Schweigen der Lämmer" kennenlernen durfte. Seine Person ist so vielschichtig, dass man das Monster auf den ersten Blick nicht zu sehen vermag. Es taucht erst auf, wenn es für das Opfer zu spät ist.
Ein Psychiater ist wohl, für betreffende Personen, einer der wichtigsten Menschen im Leben, eine Vertrauensperson. Man fühlt sich in seiner Gegenwart vollkommen sicher, ohne zu wissen, dass man nur eine Handbreit vom Tod entfernt ist. Dazu fällt mir folgender Satz, einer Magic the Gathering Karte ein: "Wäre die Anwesenheit des Bösen offensichtlich, wäre es nur halb so gefährlich". Hannibal Lecter versteht sich auf seine Rolle(n) so gut, dass fast niemand dahinter blicken kann. Man fühlt sich sicher und im nächsten Augenblick ist man tot (und aufgegessen). Der Kannibalismus ist noch das Sahnehäubchen, auf einem sowieso schon genialen Charakter. Durch ihn bekommt Hannibal das monströse, was ihm als "normaler" Mensch fehlt und ihn von der Masse anderer Serienkiller und Psychopathen abhebt.
Meiner Meinung nach ist Hannibal Lecter also das größte Monster der Filmgeschichte.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Sponsoren der Aktion Lieblingsmonster: