Warum Star Wars die Macht hat, Diskriminierung zu bekämpfen

16.12.2016 - 10:40 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Star Wars Rogue OneWalt Disney
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Wer in Hollywood Erfolg haben will, hat es deutlich einfacher, wenn er weiß ist. In diesem Artikel erkläre ich euch, warum Star Wars die Macht hat, etwas daran zu ändern.

Spätestens seit der Oscarverleihung 2016 wissen wir, dass es mit der Chancengleichheit in Hollywood immer noch schlecht aussieht. Alle Schauspieler und Schauspielerinnen, die für die wichtigste Trophäe der Filmwelt nominiert waren, hatten eines gemeinsam: Sie waren weiß . In einem Land, welches zu fast 40 Prozent  aus Nicht-Weißen besteht, rief dieser Umstand eine große Diskussion hervor. Das sogenannte Whitewashing, also die Praktik, nicht-weiße Rollen mit weißen Darstellern zu besetzen, stand im Zentrum der Kritik . Trotz der Debatte im Vorfeld der Oscars kamen auch dieses Jahr wieder ein paar prominente Filme ins Kino, die Whitewashing betrieben haben, darunter Doctor Strange und Gods of Egypt. Anfang nächsten Jahres erscheint The Great Wall, der die Methode etwas abwandelt. Statt eine chinesische Figur mit einem weißen Darsteller zu besetzen, spielt Matt Damon einen Reisenden, der in China auftaucht und dadurch die einheimische Besetzung in den Hintergrund rücken könnte.

Zwar hat Rogue One: A Star Wars Story, der gestern im Kino erschienen ist, mit Felicity Jones ebenfalls eine weiße Hauptdarstellerin, doch darüber hinaus bietet das Star Wars-Spin-off eine auffällige Vielfalt an Schauspielern unterschiedlicher Nationen und Hautfarben. Diego Luna (Mexikaner), Forest Whitaker (Afroamerikaner), Donnie Yen (Chinese), Riz Ahmed (Brite mit palästinischen Wurzeln) und Jiang Wen (ebenfalls Chinese) sind die Rebellen, um deren Mission sich der Film dreht. Für einen Action-Blockbuster dieser Preiskategorie ist das nicht gerade selbstverständlich. Ich finde, Disney ist auf einem guten Weg, die Vielfalt der realen Welt auch in den Star Wars-Filmen zu repräsentieren. Um Rassismus in Hollywood zu bekämpfen, kann die Weltraumsaga allerdings noch mehr leisten.

Die Macht ist stark in diesem Franchise

Rassismus selbst ist nur indirekt der Grund für Whitewashing und einseitige Besetzungsstrategien. Letzten Endes geht es den Produzenten ums Geld und damit ums Vermarktungspotential der Schauspieler. So sagte  Ridley Scott über seinen Bibelfilm Exodus: Götter und Könige, in dem Christian Bale und Joel Edgerton ägyptische Rollen spielen: "Ich kann keinen Film dieses Budgets stemmen, [...] indem ich sage, dass mein Hauptdarsteller Mohammed so-und-so von da-und-da ist. Das würde ich einfach nicht finanziert bekommen." Ähnliches gilt auch für The Great Wall. In Europa und den USA wäre der Film schwer zu vermarkten, wenn nur Chinesen auf dem Poster zu sehen wären. Daher braucht es einen Matt Damon oder einen anderen Publikumsmagneten, der die hohen Produktionskosten von 135 Millionen US-Dollar  wieder einspielt. Es hätte auch Leonardo DiCaprio sein können oder Tom Cruise, Brad Pitt, Liam Neeson, Ben Affleck oder einer der anderen weißen Hollywood-Stars. Hauptsache, es ist jemand mit Starpower, der das Risiko eines finanziellen Flops minimiert.

Joel Edgerton und Christian Bale in Exodus: Götter und Könige

Bei Star Wars ist das zum Glück nicht der Fall. Die Macht ist stark in diesem Franchise und daher sind es nicht die Schauspieler, die den Besucher ins Kino locken, sondern der Name Star Wars selbst. Allein der ikonische Schriftzug reicht, um Massen zu begeistern. Star Wars benötigt keinen Matt Damon, um Hunderte Millionen Dollar einzuspielen. Der Erfolg ist garantiert, egal, welche Hautfarbe der Schauspieler auf dem Poster hat. Während eine Produktion in der Größenordnung von The Great Wall ohne bekannten Star kaum denkbar wäre, würde es Star Wars schlimmstenfalls daran hindern, einen neuen Rekord aufzustellen.

Auf große Macht folgt große Verantwortung

Trotz der Popularität des Franchises könnte es dennoch einen Unterschied an den Kinokassen machen, ob der Protagonist weiß ist oder nicht. Doch Star Wars befindet sich in der privilegierten Stellung, von den Sehgewohnheiten des Publikums abweichen zu können, ohne die eigene Existenz zu gefährden. Dank Spider-Man wissen wir, dass große Macht auch große Verantwortung mit sich bringt und daher steht auch Star Wars in der Pflicht, etwas gegen die Missstände in der Filmbranche zu unternehmen.

Jiang Wen und Donnie Yen in Star Wars Rogue One

Probleme lassen sich schließlich nicht durch Wegschauen lösen. Aktives Engagement ist nötig, um etwas zu ändern, und es braucht große Vorbilder, die damit anfangen, so dass kleine Studios folgen können. Die kommenden Spin-off-Filme liefern genügend Möglichkeiten, auch mal nicht-weiße Schauspieler für Hauptrollen zu engagieren und diese selbst zur kraftvollen Marke zu machen. Ein Star Wars-Poster mit einem afroamerikanischen oder hispanischen Hauptdarsteller wird trotzdem funktionieren. Danach kann ein solcher Schauspieler auch in anderen Filmen als Werbemittel genutzt werden, denn die Leute werden denken: "Cool, das ist ja der aus Star Wars", unabhängig von dessen Hautfarbe.

Es wird Zeit für den nächsten Schritt

Star Wars hat schon bewiesen, dass es aktiv zur Gleichberechtigung beitragen kann, ohne dass die Einspielergebnisse darunter leiden. Nach Daisy Ridley als Rey in Episode VII - Das Erwachen der Macht bekommen wir mit Felicity Jones als Jyn Erso in Rogue One nun schon zum zweiten Mal eine Protagonistin, bei der es jedoch inhaltlich überhaupt keine Rolle spielt, dass sie eine Frau ist. Sowohl Rey als auch Jyn könnten in ihren Filmen auch männlich seien, der Unterschied wäre marginal. Selbiges gilt für den multikulturellen Cast von Rogue One. Für die Erzählung selbst würde es keinen Unterschied machen, wenn die Rebellencrew nur aus Weißen bestehen würde. Genau so kann Gleichberechtigung aussehen. Zwar bezweifle ich, dass die Verantwortlichen von Disney bewusst gegen Ressentiments und Diskriminierung vorgehen, sondern eher auf eine maximale Zielgruppenerweiterung hinarbeiten, am positiven Resultat ändert das jedoch nichts.

Mark Hamill, Carrie Fisher & Harrison Ford in Krieg der Sterne

Von Star Wars wird es in Zukunft immer wieder neue Filme geben. Die geplanten Spin-offs bieten dem Franchise die Chance, den nächsten Schritt zu gehen. Statt nicht-weiße Schauspieler nur als Begleitung für weiße Solistinnen einzusetzen, wird es nun Zeit, ihnen auch mal die erste Geige in die Hand zu geben. Klar, der Han Solo-Film braucht einen weißen Frontmann, alles andere würde angesichts der bisherigen Kontinuität innerhalb des Franchise keinen Sinn ergeben. Doch irgendwann könnte auch Boba Fett einen eigenen Film bekommen und dieser wurde in der Prequel-Trilogie bereits vom neuseeländisch-maorischen Schauspieler Daniel Logan verkörpert. Für Disney wäre das die Gelegenheit, zum ersten Mal einen Star Wars-Film ohne weißen Protagonisten umzusetzen. Auch wenn die Hautfarbe des Menschen unter der ikonischen Rüstung des Kopfgeldjägers wohl sowieso nur selten zu sehen sein wird, wäre das zumindest ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Glaubt ihr, Star Wars kann etwas an der Diskriminierung in Hollywood ändern?

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