Ursprünglich wäre Vampire Diaries fast gar nicht zustande gekommen. Als Schöpferin Julie Plec nämlich damals auf Dawsons Creek-Autor Kevin Williamson zukam, war der zunächst wenig interessiert an einer weiteren Vampirserie. Nach dem Erfolg von Twilight, der zu dieser Zeit ins Kino kam, gab es nämlich eine Unmenge an diesen Geschichten. Auf Plecs Flehen hin nahm sich Williamson aber doch die Romane von L.J. Smith zur Hand (die übrigens weit vor Twilight ihren Anfang nahmen) und war von der Story begeistert. Er merkte, dass Vampire Diaries ganz anders als Twilight war und so schufen die beiden 2009 einen Piloten, dem später acht Staffeln folgen sollten. Letztes Jahr im März ging Vampire Diaries dann zu Ende. Zum Start der letzten Staffel bei Amazon Prime blicke ich heute noch einmal auf Vampire Diaries zurück und schenke ihr mein Herz für Serie.
Im Zentrum von Vampire Diaries steht die Teenagerin Elena Gilbert (Nina Dobrev), die ihre Eltern bei einem Autounfall verloren hat. An der Highschool trifft sie auf den neuen Schüler Stefan Salvatore (Paul Wesley). Zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung und Elena findet heraus, dass Stefan ein Vampir und eigentlich schon 162 Jahre alt ist. Durch ihn trifft sie auch auf Damon (Ian Somerhalder), Stefans Bruder. Im Gegensatz zu Stefan, der sich hauptsächlich durch Tierblut ernährt, findet Damon Gefallen am Töten. Von da an rutscht Elena immer tiefer in eine von Vampiren, Werwölfen und Hexen dominierte Unterwelt ihrer Heimatstadt Mystic Falls.
Elena ist das Gegenteil der schüchternen Bella
Im Gegensatz zur unsicheren Bella in den Twilight-Roman und -Filmen hat Vampire Diaries mit Elena eine starke weibliche Hauptrolle erschaffen, und das nicht nur, weil Nina Dobrev gleichzeitig ihre bösartige Doppelgängerin Katherine Pierce verkörpert. Obwohl es Elena anfangs schwer fällt, sich in diese übernatürliche Welt einzugewöhnen, muss sie sich später eingestehen, dass sie sich ihr Leben lang nach dieser gewissen Gefahr gesehnt hat. In der 3. Staffel fängt sie an, härter zu trainieren, um sich gegen ihre Feinde zur Wehr zu setzen, anstatt sich ständig retten zu lassen. Während Bella nur noch Augen für Edward hat, ist Elena eine unabhängige und willensstarke Frau, die sich von ihren Gefühlen nicht kontrollieren lässt.
Auch die anderen Frauenfiguren in Vampire Diaries sind Elena sehr ähnlich. Ihre Freundin Caroline (Candice King) war ein unsicheres Mädchen, durch ihre Verwandlung in eine Vampirin entdeckte sie aber ihre wahre Bestimmung und wird zur taffen Blondine. Auch Hexe Bonnie (Kat Graham) weiß sich selbst mit ihren Kräften zur Wehr zu setzen und schafft es, sich gegen mächtige Bösewichte wie Urvampir Klaus oder Hexenmeister Kai zu behaupten. Nebenfiguren wie Sara Cannings Jenna Sommers und Claire Holts Rebekah Mikaelson reihen sich in dieses Schema ein.
Ein mutiger Twist am Ende von Staffel 3
Besonders fasziniert an Vampire Diaries hat mich das Finale der 3. Staffel. Obwohl ich persönlich nie daran geglaubt hätte, dass Elena irgendwann zur Vampirin wird, haben die Macher genau das wohl schon seit Beginn der Serie geplant. In der Episode "The Departed" werden Elena und ihr Freund Matt (Zach Roerig) im Auto von der Wickery Bridge gedrängt. Stefan schafft es auf Elenas Bitte hin nur Quarterback Matt zu retten, Elena ertrinkt. Wie wir später erfahren, wurde ihr aber zuvor im Krankenhaus Damons Blut verabreicht, um eine Kopfverletzung zu heilen. Somit wird Elena zur Vampirin. Im Auftakt der 4. Staffel vollendet sie ihre Transformation.
Die Hauptfigur schon so früh im Verlauf der Serie in einen Vampir zu verwandeln, war eine mutige Entscheidung der Autoren, die nicht nur Elenas Dynamik, sondern die der ganzen Serie positiv veränderte. Denn, anders als Bella (um diesen Vergleich beizubehalten), die schon von der 1. Sekunde an unbedingt ein Vampir sein will, war es nie Elenas Wunsch, unsterblich zu sein, ihre Menschlichkeit zu verlieren. So sehen wir ihr fortan dabei zu, wie sie sich an ihr Leben als Vampir gewöhnen muss, was nicht zuletzt ihre Beziehung zu Stefan auf die Probe stellt. Ihrer Verwandlung ist es zu verschulden, dass sie am Ende nicht mit dem Edward-ähnlichen Stefan zusammen kommt, sondern mit dem weitaus charismatischeren Damon.
Gut konzipierte Bösewichte runden die Serie ab
Abgerundet wird Vampire Diaries durch eine Reihe passioniert konzipierter Bösewichte, die alle auf dem schmalen Grat zwischen Gut und Böse wandern. Allen voran eben Ian Somerhalder als Damon Salvatore, der nach seinem viel zu kurzen Auftritt in Lost die Serie mit seinen unterhaltenden, popkulturellen Referenzen ("Come on, Buffy!") sehenswert macht. Eine riesige Fangemeinde und das Spin-off The Originals gewann zu Recht auch Joseph Morgan als Urvampir Klaus Mikaelson. Der Brite hauchte dem Vampir aus einer anderen Zeit den nötigen Charme ein. Nach und nach erfahren wir mehr über Klaus, der sich eigentlich nur nach einer Familie sehnt. Mit Hexenmeister Kai (Chris Wood) schafften es die Macher der Serie schließlich, Klaus' Präsenz wenigstens einigermaßen zu ersetzen, nachdem dieser zu The Originals abwanderte.
Letztes Jahr im März feierte Vampire Diaries dann nach insgesamt acht Staffeln auf The CW ihr Finale. Nina Dobrev verließ die Serie schon nach der 6. Staffel. Auch wenn es schön war, dass danach vor allem die Bruder-Bruder-Beziehung zwischen Stefan und Damon im Vordergrund stand, war ihre Abwesenheit deutlich zu spüren. Nachdem die 8. und letzte Staffel letztes Jahr bereits auf Sixx im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, sind nun alle Folgen auch ab dem 30.03.2018 auf Amazon Prime Video abrufbar. Am 20.04.2018 startet dann The Originals in den USA in die 5. und letzte Staffel. Ein weiteres Spin-off rund um Klaus' Tochter Hope ist allerdings schon in Planung.
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