Und wieder wurde eine Kartoffel zerquetscht

02.11.2009 - 07:00 Uhr
ZDF
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…diesmal vom finsteren Sebastian Koch. Leider legte auch das ZDF keine gelungene, fesselnde Verfilmung vor, sondern eine mittelmäßige, internationale TV-Produktion, ohne die uns auch nichts entgangen wäre.

Zwölf Verfilmungen eines Romans genügten den Produzenten scheinbar nicht, eine dreizehnte musste her: Diesmal gab Sebastian Koch den grausamen Kapitän Wolf Larsen. Eine kluge Entscheidung, die den Der Seewolf des ZDF gestern Abend noch erträglich machte: Koch ist der erste Seewolf, der es mit Raimund Harmstorf aufnehmen kann. Die Inszenierung glich allerdings eher einem gelangweilten Plätschern als einem ohrenbetäubenden Sturm.

Foto-Show: die Bilder zum ersten Teil des “Seewolfs”

Neben dem Deutschen Sebastian Koch mimte der unbekannte Stephen Campbell Moore den Schöngeist Humphrey van Weyden, Neve Campbell die Schriftstellerin Maud Brewster und Tim Roth den bösen Bruder des Seewolfs. Keine sonderlich gelungene Mischung, wie sich schnell herausstellte. Zwar überzeugte Roth als durchtriebener Schuft, doch Neve Campbell und Stephen Campbell Moore berührten wenig, blieben seltsam blass neben dem harschen, brutalen Sebastian Koch, dessen finsterer, seelenloser Blick durchaus Gänsehaut bescherte.

Die Problematik des Seewolfs lag eindeutig an der Unentschlossenheit zwischen Psychodrama und Abenteuerfilm. Um eine wirklich tiefgründige Charakterzeichnung zu bieten, hätten die Macher die beiden Figuren deutlicher gegenüberstellen müssen. Und zwar in konzentrierter Form, die Zweiteilung des Stoffes führte wie vermutet zu einer Überstrapazierung der Handlung. Besonders der einleitende Teil bis zur Polarisierung van Weyden-Larsen hätte deutlich gekürzt werden müssen, um fesselnde Unterhaltung zu bieten. Durch die Längen gereichte der Der Seewolf so nur zu mittelmäßiger Spannung. Eine Neuinterpretation des Stoffes gelangen Regisseur Mike Barker und Autor Nigel Williams keineswegs, weshalb sich am Ende des ersten Teil notwendigerweise die Frage aufdrängte, wozu erneut 19 Millionen Dollar verpulvert wurden, wenn doch nur eine weitere, lasche Kopie der 1970er-Jahre-Serie mit Raimund Harmstorf erzielt wurde. Doch nicht, um den Seewolf diesmal die Kartoffel in der Hand des Küchenchefs zerquetschen zu lassen? Damit wäre diese dann wohl die teuerste Kartoffel der Filmgeschichte.

Dann doch eher die DVD schauen, die bereits am 5. November erscheint und mit 50minütigem Bonusmaterial aufwartet (inklusive Szenen-Gegenüberstellungen zur Verfilmung mit Raimund Harmstorf). Wer den zweiten Teil des Spektakels trotzdem im Fernsehen sehen möchte, kann dies am 4. November um 20.15 Uhr im ZDF tun.

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