The Walking Dead-Höhepunkt: Der Whisperer-Krieg erreicht ein fulminantes Finale

07.10.2020 - 08:25 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 10, Folge 16: Unter FeindenAMC
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Mit reichlich Verspätung trifft das ursprüngliche Finale der 10. Staffel von The Walking Dead ein. Auch wenn die große Schlacht à la Game of Thrones ausbleibt, hat sich das Warten definitiv gelohnt.

Eigentlich hätte wir dieses The Walking Dead-Kapitel bereits im April sehen sollen - als Höhepunkt und Abschluss des Whisperer-Arcs, der die Zombieserie in den vergangenen zwei Staffeln bestimmte. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte das Finale der aktuellen Runde jedoch nicht rechtzeitig fertiggestellt werden, sodass uns nun diese nachgereichte Folge erwartet, die eigentlich gar kein richtiges Finale mehr ist.

Zumindest technisch gesehen markiert Unter Feinden (im Original A Certain Doom) nur noch eine Zwischenstation auf dem langen Weg von Staffel 10, der Anfang 2021 mit sechs zusätzlichen Episoden fortgesetzt wird. Am Ende ist diese Verlängerung aber nur Fassade, denn das, was Regisseur Greg Nicotero und Drehbuchautor Corey Reed hier auf die Beine gestellt haben, fühlt sich wahrlich wie ein Endpunkt an.

The Walking Dead beendet den Whisperer-Arc

In Zeitlupe fällt die letzte Zombiemaske in den Abgrund, während um das flatternde Stück grausamer Erinnerungen ebenfalls die Körper der Untoten in die Tiefe stürzen. Viele eindrückliche Bilder finden sich in diesen 45 Minuten wieder, doch allein aufgrund der verfremdeten Effekte sticht dieser Augenblick mit symbolischer Strahlkraft hervor. Dieser stolpernde Untergang an der Klippe ist gleichzeitig auch ein Befreiungsschlag.

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The Walking Dead - S10 E16 Trailer (English) HD
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Doch der Reihe nach: Wie gelangt The Walking Dead nach den letzten Ereignissen an diesen Punkt? Immerhin finden wir uns zu Beginn der Folge an einem der düstersten und hoffnungslosesten Orte der gesamten Staffel wieder. Umzingelt von Betas (Ryan Hurst) gigantischer Zombieherde und den Whisperers, die zwischen den Untoten wandeln, scheint die Situation für die Menschen aus Alexandria und Co. ausweglos.

The Walking Dead schleust uns durch den Tod

Vier Gemeinschaften haben sich an dem einsamen Ort zusammengerottet, was Erinnerungen an die Belagerung von Helms Klamm in Der Herr der Ringe wachwerden lässt. Die endgültige Niederlage scheint unvermeidbar, so erdrückend wirkt die Übermacht, die sich vor den Toren der letzten Festung einfindet. Lauter und lauter wird das Raunen der Zombies, die mit ihren Köpfen gegen die Wände dotzen.

Nur Gabriels (Seth Gilliam) Worte lassen auf die Ankunft von Maggie (Lauren Cohan) beim ersten Licht des dritten Tages hoffen, doch Zeit ist ein Luxus, den sich hier wirklich niemand leisten kann. Die Überlebenden müssen handeln, auch wenn das bedeutet, dass sie sich für ein Ablenkungsmanöver direkt durch die raunende Masse bewegen müssen. Mit Blut übergossen schleichen sie sich aus dem Gebäude.

The Walking Dead

An Anspannung ist dieser Moment kaum zu übertreffen. Schwach sind die Lichter, wenn sich die Gruppierung rund um Carol (Melissa McBride) und Daryl (Norman Reedus) in die Vorhalle begibt und die Schleuse zum Tod geöffnet wird. Schon bald ist da aber gar kein Platz mehr für die Angst, denn schaurige Gestalten kommen in den engen Raum geströmt und schmiegen sich dicht an dicht mit ihren modernden Leibern an die Figuren.

The Walking Dead hat eine epische Schlacht gar nicht nötig

Spätestens ab diesem Punkt ist Unter Feinden ein gespenstisches Treiben. Die große Schlacht bleibt aus. Stattdessen finden die entscheidenden Konfrontationen versteckt im Gemenge statt - so versteckt, dass selbst die Scharfschützen mit Pfeil und Bogen nur bedingt Deckung geben können. Auf einmal blitzt ein Messer durch das Gewirr verwesender Körper und zurück bleiben eine Blutlache und zerfetzte Gedärme.

Gewährt uns die Kamera eine Totale, braucht es nicht viel Fantasie, in diesem Set Piece eine Insel mitten im Ozean zu entdecken, die von hungrigen Zombie-Haien umkreist wird, während die Figuren hilflos im Wasser rudern und mit jeder Bewegung nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Im Grunde hätte diese Folge keinerlei Dialoge benötigt, da sämtliche Emotionen allein durch die Bilder und die Musik erzählt werden.

The Walking Dead

Seit Ricks Abschied in der 5. Folge der 9. Staffel war keine The Walking Dead-Episode so übersteigert in ihren Motiven wie diese. Showrunnerin Angela Kang entfesselt sämtliche Gefühle, die sich zuvor angestaut haben, als würde jeden Augenblick eine Montage zu Ludovico Einaudis von aufbrausenden Gefühlen getriebenes Stück Experience einsetzen. Bear McCrearys traurige Kompositionen sind nie weit davon entfernt.

The Walking Dead steht vor dem Übergang in eine neue Ära

Unter Feinden erweist sich nicht nur als atmosphärisch extrem beklemmendes, sondern auch als hyper-emotionales Kapitel, das all die kleinen Begegnungen durch die Musik zu einem großen Höhepunkt führt. Schließlich wird die Bewegung des Todes umgelenkt - am deutlichsten in jener Szene, in der Lydia (Cassady McClincy) Carol aus dem Kreis der Zombies reißt, die sich unaufhaltsam der Klippe und dem Abgrund nähern.

Nach zwei Whisperer-Staffeln, in denen sich die Menschen mehr und mehr voneinander entfremdet haben, ist das definitiv ein Befreiungsschlag, der von Greg Nicotero in archaischen Bildern gerahmt wird. Plötzlich finden wir uns vor einer geradezu urzeitlichen Kulisse wieder und bezeugen in der Dämmerung den Anbruch eines neuen Zeitalters. Ja, die Whisperers waren das Ende der Welt - das Ende der alten Welt.

  • The Walking Dead schauen: Die neuen The Walking Dead-Episoden werden sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und sind hierzulande einen Tag später auf FOX und über Sky Ticket * zu sehen.

Alpha ist tot. Beta ist tot. Wenn im Prolog Soldaten, die problemlos aus einem Science-Fiction-Film stammen können, die kleine Gruppe rund um Eugene (Josh McDermitt) umzingeln, wird deutlich, dass jetzt eine neue The Walking Dead-Ära beginnt. 30 Episoden bleiben uns noch bis zum Ende der Serie. Wir dürfen gespannt sein, wohin uns Angela Kang in dieser Zombie-Apokalypse noch führt.

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