Marvel-Flop gerät in US-Wahlkampf: Das verdient selbst Fantastic 4 nicht

30.09.2020 - 14:00 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
New Mutants mit Maisie Williams20th Century Studios/Disney
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Fantastic Four muss 5 Jahre nach seinem Erscheinen erneut Spott ertragen. Schuld ist die Schlammschlacht um die US-Wahl. Warum wird der Marvel-Film da hineingezogen?

Da steckt plötzlich ein vergleichsweise unschuldiger Superheldenfilm mittendrin in der wohl dreckigsten Wahlkampfschlammschlacht der US-Geschichte. In Erinnerung geblieben ist Fantastic 4 aus dem Jahr 2015 vor allem wegen seiner seltsamen Perücken.

Auch das miese Standing des Marvel-Films bei Fans ist legendär (Moviepilot-Wertung 4.6; IMDb 4.3), er verursachte zudem zig Millionen US-Dollar Verlust. Der Regisseur und einige Darsteller distanzierten sich von Fantastic 4, auch weil das Studio in letzter Sekunde Änderungen vornahm.

Fantastic Four-Macher verspottet eigenen Film

Mit knapp fünf Jahren Abstand betrachten die Autoren, Regisseure und Darstellerinnen ihre Beteiligung gelassener und mit sardonischer Gleichgültigkeit. Sie wissen: Ihr Fantastic Four kassiert durchaus zu Recht Spott. Aber was gestern Nacht passierte, hat selbst dieser Marvel-Unfall nicht verdient. Niemand hat das verdient.

Nachdem etwa 100 Millionen Amerikaner das erste TV-Duell zwischen den Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und Donald Trump verfolgt hatten, fiel Fantastic 4-Autor Jeremy Slater nichts Besseres ein, als die allgemeine Fassungslosigkeit unter den Beobachtern mit diesem Gag auf Kosten seines Film aufzulösen.

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Das war das Schrecklichte, was ich je gesehen habe. Und ich habe Fantastic Four geschrieben.

Ein Satz wie ein Schlag in die Magengrube der ca. sechs Fantastic Four-Fans auf dieser Welt. Der Tweet von Jeremy Slater, der in wenigen Stunden fast 300.000 Likes sammelte, entwickelte eine kathartische Wirkung. Mit Witzen über Marvel-Filme im allgemeinen und Fantastic 4 im speziellen (egal welchen, es gibt eigentlich keine guten), kann jeder etwas anfangen.

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Slater massierte die aufgeheizte und niedergeschlagene Stimmung der Beobachter dieser vollständig misslungenen Debatte und verschaffte ihr für einen Moment Erleichterung. Fantastic 4 war ganz kurz die 9 auf der 1-bis-10-Skala des schlimmsten Ereignisse der Weltgeschichte und die Debatte die 10. (Und dieser Moment die 11. )

Was war los bei der Debatte 2020? Woher kommt der Marvel-Vergleich?

Um das vielleicht etwas greifbarer zu machen: Ein Vergleich mit dem Bau des BER-Flughafens wäre noch billiger gewesen, hätte aber genauso gut funktioniert. Oder mit Schalke 04 von mir aus.

Also alle Projekte, bei denen ihr das Gefühl habt, dass da was gewaltig schief läuft und die handelnden Personen vollends die Kontrolle über die Ereignisse und die Ausmaße und Folgen ihrer Fehler verloren haben. Eine Zugentgleisung, live vor Millionenpublikum. Der Hauptvorwurf an die Gestaltung der Debatte (neben den inhaltlichen Katastrophen): Die Kandidaten fielen sich bei so gut wie jedem Wortbeitrag ins Wort, der Moderator schaffte es nicht, ein ordentliches Gespräch zu herzustellen. Inhalte oder Erkenntnisse wurden nicht vermittelt.

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Niemand hatte etwas von diesen knapp eineinhalb Stunden Chaos, die nur weitere negative Energie in den Wahlkampf pusteten. Und das können wir, der gelungene Witz in allen Ehren, Fantastic Four nun wirklich nicht vorwerfen (Marvel-Filme bei Disney+ streamen *).

Haltet Fantastic Four aus dieser Sauerei heraus

Anders als die Debatte zur US-Wahl 2020 gerät Fantastic 4 erst im letzten Drittel zur Katastrophe. Das Studio redete dem hilflos den Mechanismen der Industrie ausgelieferten Regisseur Josh Trank hier rein wie Donald Trump seinem Herausforderer Joe Biden.

Vorher verfolgt Trank einen spannenden Ansatz, in dem die Superheldenwerdung erst im allerletzten Akt stattfindet. Damit stellt er vor allem dem ersten Fantastic Four-Film dieses Jahrtausends eine neue Idee gegenüber. Der Jessica Alba-Film frühstückt die Origin-Storys der Helden in knapp 20 Minuten ab und geht dann zum obligatorisch spaßigen Ausprobieren und abschließendem Spektakel über.

Tranks Neuinterpretation bietet also genau das, was eine Neuverfilmung, die nur 10 Jahre nach dem letzten Versuch erscheint, bieten sollte: Eine neue Perspektive, bei der der Stil und die Interessen des Regisseurs deutlich werden. Nur war das nicht spektakulär genug.

Mit großen Hoffnungen gingen die Beteiligten in ihr Unterfangen. Am Ende schämten sie sich für das Ergebnis. Oder machten sich darüber lustig, wie Kate Mara. Weil manchmal einfach nur Galgenhumor hilft.

*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr Moviepilot. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

Wie betrachtet ihr Fantastic 4 fünf Jahre später?

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