Ist Klassentreffen 1.0 Til Schweigers ultimatives Meisterwerk?

08.06.2019 - 08:35 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Tilschweigertreffen 1.0
Warner Bros./Moviepilot
Tilschweigertreffen 1.0
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Auf eine gewisse Art und Weise könnte Klassentreffen 1.0 Til Schweigers Magnum Opus sein - auf alle andere Arten ist er einfach nur grottenschlecht.

Manche Leute können anfassen, was sie wollen, es wird zu Gold. Nein, mehr noch: Es wird zu Platin! Gold ist zu billig und wird ihrem Händchen für alles einfach nicht gerecht. Denn sie sind schön und sexy, sie sind erfolgreich und können alles. Hollywood sollte sich gefälligst die Finger nach ihnen lecken, denn wären sie dort, sie würden die besten Filme der Welt machen. Und nicht nur als Star, sondern auch im Regiestuhl, als Autor, als Cutter! Hier natürlich nicht, hier ist viel zu klein und angestaubt und undankbar. Seien wir doch mal ehrlich: Sie sind einfach zu gut für uns. Denn wir haben keine Ahnung, wir sind ja nur neidisch. Das war schon immer so.

Jedes Klassentreffen begegnen wir diesen Leuten aufs Neue wieder, und ist es nicht bemerkenswert, dass die Leute, die euch damals mit ihren platten Witzen, ihrer Selbstverliebtheit, ihrem offensichtlichen Fehlen jedes Feingefühls, auf die Nerven gingen, sich bis heute nicht ein Jota geändert haben? Irgendwann, im Laufe des Abends, hampeln sie zu den banalsten Charthits eurer Schulzeit so unbeholfen und unsexy rum wie früher und fühlen sich geil. Mitunter fallen sie etwas später auch angetrunken von einem Klavier. Das zu beobachten kann auf ganz merkwürdige Art in seiner Tragik befriedigend sein. Ihr beißt also, wie Sarkasmusdetektor, die Zähne zusammen: Dieses Klassentreffen 1.0 MUSS ja schließlich irgendwann vorbei sein...

Der Kommentar der Woche von Sarkasmusdetektor zu Klassentreffen 1.0

Til Schweiger ist großartig. Til Schweiger ist die letzte Instanz des deutschen Films, und die erste gleich mit. Was der alles kann, dieser Til Schweiger! Unglaublich. So bodenständig und ehrlich kann sich nur ein Til Schweiger inszenieren.

Sein Film Alter Ego, Star-DJ Thomas „Tom“ Schilling, wird gerne mal mit Brad Pitt verwechselt. Jung geblieben und von den Frauen verehrt, unfassbar reich, ein toller Freund und der perfekte Stiefvater, unfassbar reich – Tom-Til Schweiger-Schilling hat alles. Doch schon seit Kindheitstagen muss er mit einer schwerwiegenden Krankheit kämpfen: Ihm klebt ein unsäglicher Hut fest auf dem Kopf! Selbst in der Sauna, oh weh, oh Schicksal.

Direkt aus dem Leben gegriffen eben. Auch wenn eine Cindy aus Marzahn nachhelfen muss. Til Schweiger beweist wie immer ein Händchen für die leisen Töne, für diese unsympathischen Soziopathen, mit denen er seine Filme bevölkert, denen er reihenweise seichte Karikaturen gegenüberstellt. Herrlich! Zum Schießen! So spannend wie die Witzkiste von Fips Asmussen.

Aber Til Schweiger kann Kino. Und Slapstick sowieso. Hauptdarsteller, Regisseur, Produzent und Caterer in einer Person. Und der Schnitt erst, zack-zack, mehr Cuts per Second als Beats per Minute. Eine Szene wirken lassen? Lächerlich! Wer hat dazu heute noch Zeit! Aber legt doch mal das Handy weg, ja? Wir machen hier schließlich Kunst.

Kommt doch einmal versehentlich so etwas wie Stimmung auf, dann zack! Nächster Song aus der Til-Schweiger-Sommer-vor-5-Jahren-Playlist. Einfach drüberlegen, jawohl. Scheiß auf Abmischung, scheiß auf Dialoge. Wer braucht sowas überhaupt noch? Denglisch, das kommt bei den Kids an. Verschrumpelte Männerärsche, Hämorrhoiden und knallrote Hoden! Haha, was ein Spaß. Das ist Kino. Das ist Til Schweiger.

Hilfe.

Ich hoffe doch sehr, dass mein Sneak-Ticket nicht die Besucherzahlen verzerrt.

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