Bleach: Wie ich in der blutigen Action das menschliche Herz erfasste

31.08.2018 - 16:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Ichigo
Tite Kubo/Shueisha, TV TOKYO, dentsu, Pierrot
Ichigo
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Es gäbe viele Gründe, weshalb ich euch Bleach empfehlen könnte, sei es die grandiose Action, die tolle Geschichte oder die sympathischen Charaktere. Doch diesmal geht es nur ums Herz.

Weil du ein Herz besitzt, missgönnst du, schlingst du, stiehlst du, bist du überheblich, bist du träge und zürnst du. Weil du ein Herz besitzt, begehre ich alles an dir. Lasst mich euch nach diesem freien Zitat vom Anfang des 40. Manga-Bandes auf eine Reise voller Hoffnung, Verzweiflung und Tod entführen. In diesem Sinne: Herzlich willkommen in der Welt von Bleach. Im Zentrum der Geschichte steht Ichigo Kurosaki, der seit seiner Kindheit eine besondere Gabe besitzt: Er kann die Seelen der Verstorbenen sehen. In einer schicksalhaften Nacht soll sich Ichigos Leben jedoch für immer verändern, denn ein Hollow (eine Art Dämon) hat es auf seine Familie abgesehen. Um seine Liebsten Beschützen können, muss Ichigo zu einem Shinigami (Todesgott) werden, womit sein Abenteuer beginnt.

Die menschliche Angewohnheit, Hoffnung in jemanden zu setzen

Im Laufe des dritten großen Handlungsbogens von Bleach erheben sich mit den Espada neue Gegner. Einer von ihnen, Ulquiorra, sucht später Orihime, eine Freundin unseres Helden Ichigo, auf und stellt ihr ein Ultimatum: Käme sie jetzt nicht mit ihm, würden alle Menschen sterben, die sie liebt. Natürlich begeben sich unsere Helden wenig später auf eine Rettungsmission, um ihre Freundin zurückzuholen. Mit diesen Ereignissen beginnt mein Lieblings-Abschnitt von Bleach, und dies liegt speziell an der Dynamik, welche sich zwischen Orihime und Ulquiorra entwickelt sowie dem zentralen Element ihrer Beziehung: dem menschlichen Herzen.

Ulquiorra

Orihime wird offenbart, ihre Freunde seien auf dem Weg, um sie zu befreien, worüber sie sich verständlicherweise sehr freut. Ihr Entführer Ulquiorra kann dies jedoch nicht nachvollziehen und sagt ihr, sie solle die in ihre Freunde gesetzten Hoffnungen fahren lassen. Noch bevor der wahre Kampf geschlagen sei, würden sie ohnehin alle tot sein; sie seien nichts als Lämmer, die sich auf ihrem Weg zur Schlachtbank befänden. Doch Orihime entgegnet, ihr Herz sei bei ihren Freunden. Diese Worte kann sicherlich jeder von uns nachvollziehen, schließlich sagen wir gerne, wir würden mit ganzem Herzen an einer geliebten Person hängen oder von ganzem Herzen an etwas glauben. Ulquiorra versteht dies jedoch nicht, denn für ihn bedeutet das Herz nichts - doch sein Interesse war geweckt, ebenso wie meines.

Ulquiorras Weltbild

Jeder der Espada verkörpert eine Facette des Todes. Ulquiorra repräsentiert die Leere, was sich in jeder Faser seines Wesens widerspiegelt. Er ist ein Nihilist, dem nichts etwas bedeutet, der keinem einen besonderen Wert beimisst. An das Herz glaubt er nicht, da er es weder sehen noch fassen kann; das Konstrukt "Herz" ist ihm schlicht zu abstrakt. Es erscheint ihm so, als glaubte Orihime tatsächlich, sie könne das Herz berühren oder ihres mit jenen ihrer Freunde verbinden. Doch in Wirklichkeit sei das Herz, wie Ulquiorra versucht, Orihime klarzumachen, keinesfalls unsere größte Stärke, ganz im Gegenteil: Es sei unsere größte Schwäche. Weil wir ein Herz besitzen, leiden wir. Und weil sie ein Herz besitzen, würden Orihimes vermeintliche Retter allesamt sterben, lange bevor sie ihr Ziel erreichen.

Ulquiorra vs. Ichigo

Garantiert wird sich jeder von uns an eine Situation erinnern können, in welcher er von seinen Gefühlen übermannt wurde, überfordert war oder gar seinem Herzen nicht folgen konnte. Was für uns zwischen anstrengend und verwirrend schwankt, kann Ulquiorra hingegen nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, da er das Produkt einer Welt ist, in der Gefühle keinen Platz haben. Wenn er jemals Emotionen haben wollte, dann liegt dies bereits sehr lange zurück. Durch seine gemeinsame Zeit mit Orihime verändert sich sein Weltbild allmählich, denn er beginnt, sich näher mit dem Herzen sowie mit der menschlichen Gefühlswelt auseinanderzusetzen.

Sich mit ganzem Herzen einer Sache verschreiben

Im Laufe des eingangs erwähnten Handlungsstrangs sollen sich unser Held Ichigo und Ulquiorra insgesamt dreimal gegenüberstehen. Wie zuvor in Orihime erkennt der Espada auch in unserem Protagonisten etwas, was sein Weltbild wanken lässt. Im Gegensatz zu anderen Bleach-Bösewichten kämpft Ulquiorra nicht aus purer Lust, sondern einzig dann, wenn er es für absolut notwendig erachtet. In Ichigo sieht er die Verkörperung all dessen, was ihm zutiefst zuwider ist und das deshalb nicht länger existieren darf. Ichigo war stets der Charakter, mit dem ich mich am meisten identifizieren konnte, und dies liegt besonders daran, dass er absolut alles für seine Freunde tun würde. Er verschreibt sich stets mit ganzem Herzen einer Sache, was ich wirklich bewundernswert finde.

Ichigo

Mit diesen Werten, die Ichigo verkörpert, kann Ulquiorra jedoch nicht umgehen, obgleich er langsam ebenfalls erste Schritte auf der Suche nach seinem eigenen Herzen unternimmt. Er sieht in Ichigo einen Feind, der eines Kampfes würdig ist, doch Ulquiorra will unseren Helden nicht nur besiegen, sondern ihm ebenfalls aufzeigen, wieso alle Anstrengungen letztendlich vollkommen sinnlos sind - er will ihn vollständig zerstören. Dieses Vorhaben soll von Erfolg gekrönt sein, denn mit einem riesigen Loch in der Brust sinkt unser Held letztendlich geschlagen in den Staub. Orihimes Flehen und ihre Tränen sollen jedoch eine unheilvolle Macht in Ichigo wecken, die ihn in ein Monster verwandelt, das Ulquiorra mit seiner unbändigen Kraft in einem den Bildschirm erzittern lassenden Kampf zermalmt.

Am Ende findet Ulquiorras sein Herz

Orihime, die dem Kampf lediglich teilnahmslos zusehen kann, reagiert bestürzt, als ihr einstiger Entführer, zu dem sie in jüngster Zeit eine ganz besondere Verbindung aufbaute, vor ihren Augen vergeht. Ulquiorras Reise findet hier ihr Ende. Die zurückliegenden Ereignisse haben ihn verändert und in seinen letzten Augenblicken erkannte er, dass auch er ein Herz besitzt. Das Herz ist für uns Menschen mehr als nur ein Organ, mehr als nur ein Muskel in unserem Körper, weshalb wir ihm eine größere Bedeutung beimessen.

Orihime und Ulquiorra

Dies mag gewiss nicht rational sein, doch das muss es auch gar nicht. Es hat, und das mag sicherlich irgendwie träumerisch oder komisch-romantisch klingen, einfach etwas, sich einer Sache mit ganzem Herzen hinzugeben - zumindest geht es mir so. Das Herz lässt uns verrückte Dinge tun, die der Vernunft widerstreben, doch letztere ist oftmals ohnehin viel zu grausam. Das Herz ist besser. Dies erkannte nicht nur Ulquiorra in seinen letzten Momenten, sondern dies wurde auch mir im Laufe dieser Episoden immer wieder bewusst.

Könnt ihr Ulquiorras Faszination für das Herz nachvollziehen?

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