Madboy: Der Dorfkünstler und die Großstadt

02.07.2009 - 08:55 Uhr
Szene aus Madboy
Henrik Peschel
Szene aus Madboy
Künsterische Ideale treffen auf soziale Härte, Lebenskünstler stehen zwischen den Fronten kriegerischer und krimineller Familienclans – und dazu der Sound der Hamburger Musikszene: das ist Madboy von Henna Peschel.

Mit der noch nicht vollendeten Kurzfilm-Trilogie “Rollo Aller” erarbeitete sich Henna Peschel Kultstatus in der Hamburger Szene. Nun kommt mit madboy sein Langfilm-Debüt in die Kinos. Die Hommage an seine Heimat Wilhelmsburg spielt lakonisch, rührend, lustig und skurril mit dem Bild des brotlosen Künstlers, der vom dem Land in die Stadt kommt und dort das große Glück zu finden hofft:

Mitternacht, irgendwo im Nirgendwo der norddeutschen Tiefebene. Nach einem grandiosen Flop mit seiner Hardcore-Band Madboy bricht Jungbauer und Punkrocker Schäffke (Hector Kirschtal) wutentbrannt auf in ein hoffentlich neues Leben. Unterschlupf findet der Hitzkopf bei einem alten Freund, dem Maler Jakobus (Jakobus Siebels). Der pinselt am Rande des Hamburger Freihafens expressiv in Acryl und finanziert sich das Warten auf den Durchbruch mit Gaunereien. In der Abstellkammer seines Ateliers haust die BWL-Studentin Nina (Nina Schwabe) aus Dortmund zur Untermiete. Schnell verliebt sich auch Schäffke in das wunderschöne, aber lange unnahbare Mädchen. Doch mindestens so mies wie die finanzielle Lage der drei Freunde ist auch die Stimmung im abgerockten Arbeiterviertel Wilhelmsburg. Zwei alteingesessene Familienclans prügeln sich um einen frisch geknackten Geldtransporter, legen Feuer und basteln an einer großen Bombe mit Zeitzünder. Und ausgerechnet Jakobus, der hier jeden kennt, steht zwischen den Fronten. Lieber heute als morgen würde Schäffke also nach Hause abhauen, doch nochmal zu scheitern ist auch keine Lösung. Und so schreibt er, statt zu jammern, lieber einen ehrlichen Song über das harte Leben in Hamburgs düsterem Hinterhof…

Nicht nur in Madboy ist das Thema des Künstlers, der sich zunächst mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt, das Leitmotiv für Henrik Peschel. Auch die Liebe zur Hamburger Musikszene findet in seinem Langfilm-Debüt Niederschlag: Tocotronic, Nils Koppruch, Frank Spilker und der Wilhelmsburger R. J. Schlagseite haben Songs zum Soundtrack des Films beigesteuert. Und das Gesamtkonzept überzeugt, das meint zumindest die Presse:

Holger True vom Hamburger Abendblatt sah eine witzige “Geschichte um einen Möchtegern-Punkrocker, der aus der Provinz nach Hamburg kommt. Ein charmantes Gaunerstück mit einer ordentlichen Portion Proll-Charme, gedreht ohne Budget und mit sichtbar großer Begeisterung.”

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