Es kommt der Tag für Iris Berben und Katharina Schüttler

30.09.2009 - 09:05 Uhr
Es kommt der Tag
Zorro
Es kommt der Tag
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Die beiden Schauspielerinnen liefern sich ein großes Duell in dem RAF-Drama Es kommt der Tag. Dabei geht es um Aufarbeitung der Geschichte, westdeutsche Befindlichkeit und eine Familienidylle, die keine ist.

Tochter und Mutter liefern sich in Es kommt der Tag ein großes Gefecht. Ende der 1970er Jahre hat Judith (Iris Berben) ihre Tochter zur Adoption freigegeben, um in den Untergrund zu gehen. Heute lebt sie unter falschem Namen mit ihrem Mann und zwei Kindern im Elsass. Eines Tages wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt, in Gestalt ihrer erwachsenen Tochter Alice (Katharina Schuettler). Alice will wissen, warum Judith sie damals im Stich gelassen hat. Sie verlangt von ihrer Mutter, dass sie sich stellt. Niemand kennt Judiths Geheimnis, niemand außer Alice. Doch Judith bereut nichts und hält mit aller Macht an ihrer bürgerlichen Existenz fest, bis der Tag der Wahrheit naht …

Laut Christian Buß vom Spiegel stellt Es kommt der Tag den ernsthaften Versuch dar, den Deutschen Herbst aus dem Hier und Jetzt zu verhandeln. “Egal ob Opfer- oder Täterkind – dem öffentlichen Krieg, den einst die Alten mit anzettelten, haben die Jungen nur noch einen höchst privaten Terror entgegenzusetzen. Vielleicht aber machen die Kids bloß auf ihre Art mit einem alten Leitsatz des linken Widerstands ernst: Das Private ist politisch. Das wäre doch eine geradezu süße Rache an der Elterngeneration. Denn natürlich sind diese brachial geführten Auseinandersetzungen in der kleinen sozialen Zelle namens Familie, so wie sie jetzt die allerjüngste Generation von RAF-Filmen zeigt, radikalisierte Stellvertreteraktionen für eine Diskussion, die in der Öffentlichkeit immer noch schleppend und schamvoll geführt wird: Wo waren Sie, als in Deutschland gemordet wurde?”

Viel bundesdeutsche Zeitgeschichte wird hier für Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel mit Iris Berben und Katharina Schuettler verarbeitet, “viel Umwandlungsarbeit des Politischen ins Private, allerhand konfrontative Dialoge auch – jede Menge eigentlich raschelndes Drehbuchpapier. Aber eine Zeitlang machen die beiden, unterstützt durch die fein gesetzte Kamera, subtil zurückhaltende Musik und eine Montage, die Aufregungen wie Auslassungen vorzüglich zu kombinieren weiß, das Allerbeste draus: ein Duell, das nicht lange auf Regeln beharrt, ein schmerzhaftes Duett, das beider Ähnlichkeiten in der Härte und im Verletzlichen herauskehrt, schließlich das unabwendbare Drama. Denn mit einer Lebenslüge lässt sich nicht wirklich leben, mit der Wahrheit allerdings noch viel weniger.”

Sascha Keilholz von critic.de lobt besonders die Hauptdarsteller, allen voran Iris Berben. Sie hat in Es kommt der Tag “eine herausragende Rolle gefunden. Ihre Jutta hat etwas Herbes, Rigides. Fast trotzig versucht sie, den deutschen Terrorismus mit der Résistance zu vergleichen. Ihrer Überzeugung stehen die ganz auf sich selbst bezogenen, existenziellen Erfahrungen der smarten Alice gegenüber. Das Ringen dieser beiden faszinierend verkörperten Frauen erdet die Terrorismusdebatte, führt sie zum Verhältnis zwischen Überzeugung und persönlicher Entbehrung zurück, zieht keine Trennungslinie zwischen Opfern und Tätern, sondern ordnet sie in einer familiären Konstellation an.”

Es kommt der Tag mit Iris Berben und Katharina Schuettler läuft ab Donnerstag, den 1. Oktober in unseren Kinos. Wenn Ihr Euch für den Film interessiert, dann schaut doch in unser Kinoprogramm.

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