Die Hölle im Paradies

15.07.2010 - 08:50 Uhr
Die Amerikaner stehen unter Beschuss
HBO
Die Amerikaner stehen unter Beschuss
Nachdem Steven Spielberg und Tom Hanks in Der Soldat James Ryan und Band of Brothers den 2. Weltkrieg in Europa gezeigt haben, ist mit der Mini-Serie The Pacific jetzt der Krieg gegen Japan im Südpazifik dran.

1942 – Die Welt ist im Krieg. Während deutsche Truppen Paris besetzt haben und im Osten weiter vorrücken, haben die Amerikaner zunächst andere Prioritäten: Ende 1941 wird bei dem Überraschungsangriff auf Pearl Harbor durch die japanische Flotte die amerikanische Kriegsmarine empfindlich getroffen. Die USA realisiert, dass sie schnell handeln muss, wenn sie nicht über den Ost-Pazifik überrannt werden will. Denn Japan kontrolliert bereits weite Teile Südostasiens und einen Großteil des Pazifiks. Winzige Inseln werden plötzlich zu unschätzbar wertvollen Stützpunkten. Die amerikanischen Streitkräfte müssen schnell und mit aller Kraft zurückschlagen, um den Krieg nicht gleich in der Anfangsphase zu verlieren.

Hier setzt The Pacific ein. Die Serie erzählt die Geschichte einer Gruppe junger GIs, die im ersten Vorstoß der amerikanischen Truppen dabei sind und unter anderen an der Operation Watchtower und der Schlacht um Guadalcanal teilnehmen.

Band of Brothers – Teil 2
In gewisser Weise ist The Pacific der Kompagnon zu Band of Brothers – Wir waren wie Brüder, welche 2001 produziert wurde und die Kriegserlebnisse amerikanischer Soldaten in Europa zeigt. Ebenso wie Band of Brothers – Wir waren wie Brüder ist The Pacific eine Miniserie bestehend aus zehn Teilen, produziert von dem Pay-TV Kanal HBO und genau wie der Vorgänger hat die Serie zwei der mächtigsten Männer Hollywoods hinter sich: Tom Hanks und Steven Spielberg sind die Initiatoren des Projekts und als ausführende Produzenten direkt beteiligt.

Mit zwei so kräftigen Namen kann man richtig was bewegen und so wurde bei The Pacific nicht gekleckert, sondern geklotzt: Sage und schreibe 200 Millionen Dollar soll die Produktion insgesamt gekostet haben. Eine der teuersten Fernsehproduktionen aller Zeiten also, und das bedeutet, man bekommt Bilder auf Kino-Blockbuster-Niveau. Sets, Ausstattung, Spezial-Effekte – alles ist vom Feinsten. Die Gefechte in The Pacific sind, wie schon in den vorigen Produktionen, mitreißend gelungen. Sie orientieren sich an der Ästhetik, die Steven Spielberg für Der Soldat James Ryan etabliert hat. Handkamera und schnelle Schnitte bringen den Zuschauer direkt ins Geschehen. Kämpfe auf winzigen Pazifik-Inseln, auf hoher See und in dichtem Dschungel sind packend inszeniert.

Rotes Blut auf weißem Sand
Der Spielberg-Machart bleibt The Pacific auch in der Gesamtdarstellung der Kriegseinsätze treu. Nichts wird glorifiziert, sondern schnell und unmissverständlich klar gemacht: Krieg ist die Hölle, egal ob man ihn nun in verschneiten Gebirgen, oder auf wunderschönen Südsee-Inseln führt. Denn auch der weißeste Sandstrand verliert seinen Reiz, wenn er vom Blut hunderter Männer rot gefärbt ist. Diese und ähnliche Anblicke liefert The Pacific ohne zu beschönigen.

Ein patriotisches Hurra-Amerika-Stück ist die Serie, ebenso wie der Vorgänger Band of Brothers – Wir waren wie Brüder, glücklicherweise auch nicht geworden. Zwar schildert sie die Ereignisse aus der Sicht amerikanischer Soldaten, aber diese benehmen sich nicht nur wie Helden. Auch auf der Seite der Amerikaner werden Grausamkeiten begangen, so wird in einer der ersten Episoden gezeigt, wie GIs nach einem gewonnenen Gefecht einen japanischen Soldaten unnötig quälen, bevor sie ihn schließlich hinrichten. The Pacific bietet allerdings auch Verschnaufpausen vom furchtbaren Kriegseinsatz. Eine Folge zeigt einen Fronturlaub in Australien, bei dem sich einige Soldaten mit der dortigen Damenwelt mehr als nur anfreunden. Das macht den folgenden Abschied natürlich doppelt schwer.

Auf prominente Schauspieler verzichtet die Serie übrigens, was allerdings überhaupt nicht stört. Die Darsteller sind durch die Bank überzeugend und schaffen eine Nähe zu den Charakteren, die einen als Zuschauer auch wirklich darauf hoffen lässt, dass diese Jungs es wieder lebend nach Hause schaffen. Aber natürlich ist klar: Für alle wird dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen.

The Pacific ist eine packende Geschichtsserie, die man uneingeschränkt allen empfehlen kann, die sich für den 2. Weltkrieg oder gut gemachte Historien-Stoffe interessieren. Sie beleuchtet einen Teil des größten Konflikts in der Geschichte der Menschheit, der gerade uns Europäern oft unbekannt ist. Fans von Band of Brothers – Wir waren wie Brüder oder Der Soldat James Ryan sind sowieso an der richtigen Adresse.

The Pacific läuft ab 15. Juli auf Kabel 1.

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