Die brutale Wahrheit zuerst: Ich habe keine Lust, diesen Artikel zu schreiben. Gleichzeitig habe ich das drängende Verlangen, mich an meinem Bürostuhl festzuketten. Und dann ist da noch die Sehnsucht nach meinem so sorgenfreien Studentenleben. Ihr seht: Ich bin auf dem besten Wege, mich in zwei Hälften zu teilen. Oder besser drei. Doch im Leben gibt es Entscheidungen, die gefällt werden müssen, Dinge, die noch auf mich warten, Menschen, zu denen ich zurückkehren möchte. Und so kommt es, dass heute mein letzter Tag in der Redaktion von moviepilot ansteht und ich gleichzeitig heulen könnte und doch unglaublich erleichtert bin. Es ist komisch.
Das Experiment
Starten wir ein Experiment: Ursprünglich wollte ich diesen Artikel humorvoll schreiben. Humor ist eine dieser Qualitäten, ohne die ich mir mein Leben gar nicht vorstellen könnte. Komödien sind meine Leidenschaft und ich werde dieses unterschätze Genre wie eine Löwenmutter - auf immer! - verteidigen. Doch jetzt bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob mir nach einem spaßigen, fluffigen (Jennys Lieblingswort, wie mir scheint) Text überhaupt der Sinn steht. Vielleicht wird das Ganze hier auch emotional und traurig. Deswegen möchte ich mir heute kein textliches Konzept zurechtlegen, sondern schreibe darauf los und schaue, was dabei herauskommt. Und ihr seid die Versuchskaninchen, hehe (Okay, vielleicht wird's doch lustig.)!
Der Anfang (aka Captain Obvious)
Chronologisch zu beginnen, erscheint mir am logischsten, wenn auch am langweiligsten. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann, dass man Kreativität nunmal nicht erzwingen kann. Moviepilot als Institution war so eine Sache, die sich schon seit ein paar Jahren in meinem Hinterkopf befand. Ich gehöre zu der irgendwie selten gewordenen Gattung der YouTuber, die sich auf dieser von Google aufgekauften Plattform sinnvolle und sinnfreie Videos mit Leidenschaft ansehen. So kam es irgendwann, dass ich über den YouTube-Kanal von moviepilot stolperte und die Videos trotz ihres unglaublich peinlichen Clickbaits (Titten! Sex! Tod!) gerne ansah. Als dann mein Pflichtpraktikum anstand, bewarb ich mich sofort für das Praktikum. Ich meine, wie kann es besser kommen: Filme und Schreiben?! Gekauft!
Ich bin sehr froh darüber, dass meine Zeit hier in der Content-Redaktion begann. Das Team besteht aus unglaublich netten, warmherzigen und lustigen Menschen, die man einfach ins Herz schließen muss. Hinzu kam die fast tägliche Süßigkeitenzufuhr ("Bitte weitergeben!") - wenn das kein Argument ist! Die Aufgaben, die mir im Team übertragen wurden, sind, wie alle anderen Aufgaben des Content-Bereichs, sehr wichtig. Leider habe ich sie manchmal als etwas ermüdend empfunden. Datenbankpflege ist kein Zuckerschlecken und manchmal habe ich schon sehnsüchtig auf meine Uhr gelinst. Glücklicherweise sind die Aufgaben stets so aufgeteilt, dass genügend Abwechslung ins Tagesgeschäft kommt. Gerade die Selbstständigkeit, die entspannte Atmosphäre und der Umgang miteinander haben mir sehr zugesagt. Danke an Antje, Laura, Esther, Julia und Matthias - ihr seid ein tolles Team und ich wünsche euch das Beste für euch und eure Zukunft!
Achtung: Es folgt erschreckende Ehrlichkeit.
Nach meiner Drei-Meter-Wanderung vom Content- zum Redaktions-Tisch, fing der Stress dann so richtig an. Ich war noch nie ein Mensch, der mit Stresssituationen gekonnt umgehen kann. Vor allem Konkurrenzdruck setzt mir schwer zu. Sobald ich merke, dass jemand besser, eloquenter oder kompetenter als ich zu sein scheint, brennen bei mir die Sicherungen durch. Das endet dann meist in einer kreativen Blockade. Das Problem liegt da weniger an der Umwelt - denn es wird immer Menschen geben, die besser sind als ich - sondern schlichtweg an meiner Einstellung. Ihr glaubt nicht, was ich dafür geben würde, wenn mich sowas einfach kaltließe. Es ist ein Zug von mir, den ich nicht mag und hoffentlich ablegen kann. Denn ich denke, dass ich deswegen mein Potential hier in der News-Redaktion gar nicht richtig ausschöpfen konnte.
Ich hatte oft das Gefühl, ich bin gehemmt. Mit Menschen zusammenzuarbeiten, die sich mit Filmen und Serien so gut auskennen wie in ihrer Westentasche, war nicht nur beeindruckend, sondern auch einschüchternd. Ich erkannte, dass ich mich mit vielen Dingen gar nicht auskenne, obwohl ich Filme als eines meiner großen Hobbys bezeichnen würde. Irgendwann hatte ich das Gefühl, ich weiß gar nichts über Filme und Serien. Das ist natürlich kompletter Quatsch. Aber zu diesem Schluss bin ich dummerweise erst spät gekommen.
Das Zwischenergebnis meines Experiments zeigt: Ich konnte mir meine Erkenntnisse ehrlich von der Seele schreiben. Für alle, die noch dabei bleiben wollen: Mein Praktikum war trotz allem eine geniale Erfahrung für mich. Es kommt mir so vor, als hätte ich am Rande des riesenhaften Filme-Universums an einer Seite gelupft. Das Universum gab mir daraufhin einen Spalt frei. Und so kam ich in den Genuss der unendlichen Weite der Film- und Serienwelt. Die Querverbindungen und Sub-Universen offenbarten sich mir und ich kam aus dem kindlichen Staunen nicht mehr heraus. Fast jeder News, die ich für moviepilot schrieb, konnte ich etwas abgewinnen. Ich begann über ein Themenfeld zu recherchieren und war entzückt, wieder etwas Neues gelernt zu haben.
Die sogenannten Thementexte waren da schon schwieriger. Am meisten Probleme hatte ich damit, "mein" Thema zu finden. Wofür brenne ich? Was bewegt mich? Was wollte ich schon immer mal sagen? Da fiel manchmal nichts Passendes ein. Oft schien es mir zu irrelevant oder dann doch wieder zu persönlich. Die Themenauswahl in der Redaktion ist eine Gratwanderung: "Was interessiert mich?" sollte genauso bedacht werden wie "Was interessiert die Community?" beziehungsweise "Was ist momentan relevant?". Am meisten gefallen hat mir da tatsächlich mein letzter Text, das Portrait über Jim Carrey. Der Artikel vereinte für mich all diese Faktoren. Es war harte Arbeit, aber ein tolles Resultat.
Warnung: Es könnte Sie eine Ladung Dankbarkeit erdrücken!
An dieser Stelle möchte ich mich auch bei der News-Redaktion bedanken. Am meisten Jenny, die wirklich eine super kompetente Persönlichkeit ist und das konstruktivste Feedback ever (!) gibt. Ich bewundere sie für ihr Wissen, für ihre Leidenschaft und die unvergleichliche Klarheit. Vielen Dank auch an Ines, Christoph, Hendrik und Andrea. In der News-Redaktion kocht zwar jeder sein eigenes Süppchen, aber auch ihr wart sehr offen und immer zu Scherzen aufgelegt. Zuletzt geht der Dank an meine Ko-PraktikantInnen: Joana, Tim, Margit, Julian, Robert, Philip, Max (eigentlich Volo), Maximilian, Sebastian und natürlich Felix.
Wenn ich einen Blick in die Zukunft wage, dann sehe ich mich ehrlich gesagt nicht als Online-Redakteurin. Mir ist die Arbeit zu introvertiert und vor allem zu ungesund für die Augen. Acht Stunden täglich vorm Computer zu sitzen, ist anstrengend. Acht Stunden kreativ sein, an fünf Tagen in der Woche - ein Kunststück. Die letzten sechs Monate (Whaaaaat?!) waren intensiv, anstrengend, aufregend, lustig und lehrreich. Deshalb heißt es für mich erstmal, einen Gang zurückzuschalten und mir das Ganze letzte halbe Jahr nochmal vor Augen zu halten. Es ist tatsächlich wie im Flug vergangen und ich werde Berlin und dieses Büro hier mit Blick auf die Baustelle, die niemals fertig werden wird, wirklich vermissen. Solch eine Erfahrung kann einem niemand nehmen. Und wer weiß schon, was ich später mal machen werde. Ich auf jeden Fall nicht. Und das ist gerade das Spannende. Ich wünsche euch, dem moviepilot-Team und natürlich allen, die Filme lieben, nur das Beste.