Warum Vaiana die richtige Disney-Prinzessin für unsere Zeit ist

04.01.2017 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
VaianaWalt Disney
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Vaiana ist die allerneuste Heldin aus dem Hause Disney. Warum sie auf den Wellen der Zeit reitet und welche aktuellen Themen sie dabei behandelt, lest ihr hier.

Vor kurzem kam Vaiana und damit eine Disney-Prinzessin ins Kino, die sich von ihren Vorgängern in vielerlei Hinsicht unterscheidet. So sehr sogar, dass sie selbst von sich behauptet, keine Prinzessin zu sein. Einerseits hat sie recht, denn offiziell gehört Vaiana (Auli'i Cravalho) noch nicht zum elitären Kreis der Disney-Prinzessinen . Doch wie der Halbgott Maui (Dwayne Johnson), kann ich der frechen Inselbewohnerin nur entgegnen: "Du trägst ein Kleid, singst viel und sprichst mit Tieren - du bist eine Prinzessin." Mittlerweile sind das jedoch die einzigen Punkte, mit denen sich Schneewittchen, Arielle und all die anderen Disney-Heldinnen zusammenfassen lassen. Denn wie das gesellschaftliche Bild der Frauen in der Realität, haben sich auch die singenden Prinzessinnen und ihre gesellschaftlichen Aufgaben mit der Zeit verändert. Vaiana entspringt aus mehreren Gründen dem aktuellen Zeitgeist.

Vaiana ist eine Prinzessin ohne Prinz

Es wurde schon viel über Vaiana geschrieben, vor allem der Begriff Anti-Prinzessin  wird gerne verwendet. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Klar ist die polynesische Prinzessin anders als vorherige Heldinnen, doch das ist nichts Neues. Disney-Prinzessinnen zeichneten sich schon immer dadurch aus, sich am vorherrschenden Frauenbild der jeweiligen Zeit zu orientieren. Die allererste war Schneewittchen und erblickte 1937 das Licht der Welt. Ihre Kernkompetenzen beschränkten sich auf Haushaltsführung und gutes Aussehen, das vorherrschende Ideal einer Frau von damals. Doch mit fortschreitender Emanzipation entwickelten sich auch die Prinzessinnen weiter. Sie wurden vielschichtiger, komplexer und wollten mehr vom Leben, als einen netten Mann heiraten.

Vaiana

Arielle nahm ihr Leben selbst in die Hand und überschritt eigenständig die von der Unterwasser-Gesellschaft gesetzten Grenzen, allerdings für ihren Traumprinzen. Später kam mit Mulan ein Film, in dem eine junge chinesische Frau in den Krieg zog und somit etwas tat, was sonst nur Männern vorbehalten war. Doch egal wie stark, wie rebellisch und wie eigenständig die singenden Damen bisher waren, ohne Mann kam kaum eine Disney-Prinzessin aus. Einzig und allein Pixars Merida, die 2013 offiziell  zur Prinzessin wurde, kann das von sich behaupten. Sie muss in ihrem Film jedoch erst lange darum kämpfen, allein zu bleiben. Durch ihre offene Rebellion gegen die Heirat sprengte Merida die Ketten ihrer Zunft. Doch was macht Vaiana nun daraus? Sie tritt völlig befreit auf. In ihrem Abenteuer wird die romantische Liebe zwischen Mann und Frau nicht mal ansatzweise thematisiert. Dafür bleibt ihr mehr Zeit, ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Die Zeit, in der sich junge Frauen über Männer definieren und sich fast ausschließlich um Heim und Herd kümmern sollten, ist längst vorbei. Vaiana liegt ein Ozean voller Möglichkeiten zu Füßen, was uns zum nächsten aktuellen Aspekt des Films führt.

Vaiana verkörpert die Generation Fernweh

Nicht nur der abwesende Zwang einer Liebesgeschichte ist zeitgemäß. Ein weiterer Grund, weshalb Vaiana dem aktuellen Zeitgeist entspringt, hat nichts mit weiblich oder männlich zu tun. Wer heutzutage in der westlichen Welt aufwächst, bekommt schier endlose Möglichkeiten suggeriert. Die Kinder der Generation Y sind, sofern sie es sich leisten können, kosmopolitisch unterwegs, ziehen in die Großstädte dieser Welt und verbringen ein Jahr nach der Schule auf Abenteuerreise in einem fernen Land. Wir leben in einer Zeit des Individualismus, jeder versucht, den perfekten Platz für sich im Leben zu finden, und der liegt nur selten im Heimatsort.

Vaiana

Früher verbrachten die Menschen ihr gesamtes Leben meist in unmittelbarer Nähe ihrer Vorfahren, übernahmen den Familienbetrieb und zogen dort erneut Kinder groß. Das, was sie in ihrem begrenzten Umfeld hatten, war alles, was sie brauchten, um glücklich zu sein. Den Kindern der Globalisierung ist das oft nicht genug und so suchen sie das Glück überall auf der Welt. Vaiana ist ein Kind des Ozeans und so zieht es sie ebenfalls nach draußen, auch wenn ihr familiäres Umfeld immer wieder betont, dass sich alles, was sie braucht, um glücklich zu sein, bereits auf der Insel befinde. Doch für Vaiana ist das Paradies nicht gut genug, sie will entdecken, erfahren, erleben. Für sie ist das Leben ein Abenteuer, wichtig ist nur, ihrem Herzen zu folgen, egal, wohin es sie trägt. Eine Eigenschaft, die sie mit vielen jungen Erwachsenen aus der echten Welt teilt. Ihre polynesische Abstammung, mit der sie zur kulturellen Vielfalt im Disney-Kosmos beiträgt, geht einher mit dieser Weltoffenheit, die eine Grundthematik des Films darstellt.

Vaiana begegnet der Gefahr mit Mut und Güte

Der finale Punkt, der Vaiana für mich so aktuell macht, ist die schleichende Gefahr, die sich in beängstigender Geschwindigkeit ihren Weg zur Heimatinsel der Prinzessin bahnt. Ja, das kleine Eiland Matanui ist ein Paradies, aber für wie lange noch? Die alles verschlingende schwarze Pest, die eine Insel nach der anderen unbewohnbar macht, liefert erschreckende Parallelen zur Realität: Die zornige Lavakreatur aus dem Animationsfilm breitet einen dunklen, giftigen Nebel über die Welt aus und repräsentiert für mich die blinde Wut und den unreflektierten Hass der Menschen, der immer öfter in unserer Gesellschaft zu Tage tritt. Vaiana zeigt uns allerdings, dass es auch anders geht und sich Probleme auf friedliche Weise lösen lassen.

Disney

Mit dem finalen Konflikt möchte uns der Film folgende idealistische Lektion mit auf den Weg geben: Wenn wir versuchen, Konfrontationen nur mit Gewalt zu lösen, werden wir wie Maui wieder und wieder verlieren. Doch wenn wir wie Vaiana friedlich auf unsere vermeintlichen Gegner zugehen, können wir uns versöhnen und gemeinsam gewinnen. In der Realität ist das leider nicht immer so einfach wie in Disney-Filmen. Dennoch ist es lobenswert, dass uns der Film dazu motiviert, beim nächsten Streit nicht gleich in Angriffsstellung zu gehen, sondern eine friedliche Lösung zu bevorzugen.

Vaiana bedient Thematiken aus unserer echten Welt und bietet so für jeden jungen Menschen eine Identifikationsfigur. Auch wenn es sich bei ihr nur um eine fiktive Prinzessin in einem Animationsfilm handelt, geht sie mit gutem Beispiel voran und setzt Hass und Zorn Empathie und Hilfsbereitschaft entgegen. Der Film kombiniert traditionell kindgerechte Disney-Tugenden mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und rechnet mit so manchen Klischees ab. Das Inselabenteuer bringt wohlige Wärme in unsere Herzen und ist damit genau das, was wir momentan brauchen. Für mich ist Vaiana die richtige Disney-Prinzessin für die heutige Zeit.

Was haltet ihr von Vaiana als Disney-Prinzessin?

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