Klar, dass Inglourious Basterds von Quentin Tarantino nicht jedem gefällt und klar, dass die Art, wie hier Geschichte umgeschrieben wird, nicht jedem Betrachter zusagt. Da es bei der Rachefantasie des amerikanischen Regisseurs vorrangig um deutsche Geschichte handelt, hätten wir erwartet, dass die Kritik aus deutschen Landen schärfer ausfallen würde. Wie wir aber bereits berichteten, sind die Kritiker geradezu euphorisch und begeistert über die Umdichtung unser eigenen Vergangenheit. Aus dem Herkunftsland des Regisseurs, aus den USA dagegen kommen kritische Stimmen.
So ist David Mendelsohn in der newsweek der Meinung, dass Quentin Tarantino mit den doch recht gewalttätigen Rachetaten der Basterds die Juden den Nazis gleichmache. Auch würde der Bruch in der Perspektive – Juden sind Täter statt Opfer – und die überaus gewalttätige Präsentation ihrer Taten zu einer “Bastardisierung der Geschichte” insgesamt führen. Der Filmkritiker Jonathan Rosenbaum setzt da noch einen drauf und meint, der Film sei reaktionär, weil er in gewisser Weise den Holocaust leugnen würde. Der Kritiker kommt zu dem Schluß, dass Quentin Tarantino “das filmische Äquivalent zu Sarah Palin” sei. Das sind nur zwei der wichtigsten Argumente gegen Inglourious Basterds.
Die Reaktion der Kritiker erstaunt, weil es zum einen richtig Spaß macht mit anzusehen, wie einige der Nazis, die nach dem Krieg ihre Uniform ausziehen und sich unters Volk mischen werden, mit (Achtung! Spoiler!) einem Hakenkreuz versehen werden, so dass ihre Gesinnung jedem regelrecht ins Auge springt. Es ist ungemein anregend, darüber nachzudenken, was wäre wenn … Es ist ebenso hochinteressant zu sehen, wie das Kino sich endlich über eine Erinnerungskultur hinwegsetzt, die nur bebildert, was eh in den Lehrbüchern steht oder sie für den Hollywood-Mainstream aufarbeitet. Insofern wird mit der amerikanischen Kritik der Kunst jegliches Möglichkeitsdenken abgesprochen. Wir sollten Inglourious Basterds nehmen, als das, was er ist: Eine fiktionale Rachegeschichte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Wer sich noch mehr für das Thema interessiert, dem seien folgende Texte ans Herz gelegt:
- Ekkehard Knörer zur Rachefantasie
- Das filmische Äquivalent zu Sarah Palin in der Berliner Zeitung
- Inglorious Basterds: Tarantino, Trash & Triumph in der Presse
- Jürgen Faut auf about.com
- Eine Zusammenfassung auf auteurs Daily
- Roger Ebert zu Inglorious Basterds