Komplett bizarres Fantasy-Abenteuer mit Monstern, das ihr so noch nie gesehen habt: Sasquatch Sunset unterhält, aber frustriert auch

23.02.2024 - 19:35 UhrVor 2 Monaten aktualisiert
Sasquatch SunsetBleecker Street
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In Sasquatch Sunset laufen Stars wie Jesse Eisenberg in Bigfoot-Kostümen durch den Wald. Der schräge Abenteuerfilm, der als Berlinale Special läuft, interessiert sich mehr für ihren Alltag als für eine richtige Story. Konsequent ist das nicht.

Wisst ihr, was ein Sasquatch ist? Wenn nicht, gibt es hier einen kleinen Crashkurs für euch: Der Begriff ist die kanadische Bezeichnung für das mystische Fabelwesen, das aus der amerikanischen Folklore stammt und bei uns besser bekannt ist als Bigfoot. Über die Jahrzehnte sind immer wieder Berichte angeblicher Augenzeug:innen aufgetaucht, die die übergroße Mischung aus Mensch und Affenwesen in US-Gebirgen oder -Wäldern gesehen haben wollen.

Warum das wichtig ist? Weil das Regie-Duo David und Nathan Zellner einen 88-minütigen Film mit dem Titel Sasquatch Sunset gedreht hat, der auf der aktuellen Berlinale läuft. Mit Hollywood-Stars, aber ohne Dialoge. Und er dreht sich um nichts anderes als den Alltag einer vierköpfigen Sasquatch-Gruppe.

Die Handlung des Fantasy-Abenteuerfilms Sasquatch Sunset? Na ja...

Eine Story lässt sich bei dem unvergleichlichen Werk der Zellners kaum ausmachen. Sasquatch Sunset begleitet die titelgebenden Fellkreaturen durch die vier Jahreszeiten und beobachtet ihr Leben in der Wildnis. Die Regisseure, von denen Nathan Zellner selbst in einem der Kostüme steckt, zeigen die Sasquatchs beim Blätter futtern, Beeren verschlingen oder Fische ausnehmen.

In derberen Szenen bekommen wir auch zu sehen, wie Sasquatchs Sex haben, durch den unwissenden Konsum eines Giftpilzes kotzen müssen oder nach der Entdeckung einer Straße mitten im Nirgendwo darauf pinkeln und ihren Darm entleeren.

Der Fantasy-Abenteuer-Mix zeigt, dass das Sasquatch-Leben einfach gestrickt und trotzdem gefährlich ist. Die Natur, in der sie sich aufhalten, ist manchmal erbarmungslos und so ist es nicht überraschend, dass nicht jedes der vier pelzigen Wesen unbeschadet aus dem Film kommt.

Der Reiz von Sasquatch Sunset besteht darin, dass die Zellners das ebenso bizarre wie simple Konzept einfach breit treten und mal schauen, was so passiert. Genauso wenig wie einen Plot gibt es eine Dramaturgie, auch wenn durchaus versucht wird, ab und zu Mitgefühl und vor allem Sympathie für die Fabelwesen zu erzeugen.

Sasquatch Sunset

Sasquatch Sunset braucht keine Story, aber eine klarere Linie wäre schön gewesen

Über weite Strecken ist Sasquatch Sunset tatsächlich der Film, den der bizarre erste Trailer schon versprochen hat. Dass hier namhafte Stars wie Jesse Eisenberg (The Social Network) und Riley Keough (Daisy Jones and The Six) hinter den Kostümen der ausschließlich grunzenden, schreienden, brüllenden oder stöhnenden Monster stecken sollen, könnte genauso gut ein Marketing-Gag sein.

Die Zellners wollen ihrem Publikum aber wohl doch nicht zu viel zumuten. Primitives und Infantiles schmücken die Regisseure aus. Die rohe, chaotische Energie von Ekelmomenten und Furzwitzen wird mit einer sehr harmonischen, oft richtig malerischen Inszenierung dekoriert.

Immer wieder gibt es sonnendurchflutete Landschaftspanoramen, durch die sich die Sasquatchs bewegen. Dazu schwillt ein Musikstück des Soundtracks an, das sich mit der eingängigen Gitarrenmelodie sofort im Kopf festsetzt.

Der naive Spaß am völlig Bekloppten reicht hier leider nicht aus. Das Regie-Duo will lieber den charmanten Weirdo-Hit ins Kino bringen, statt mutig vor den Kopf zu stoßen. Sasquatch Sunset ist auch so eines der eigenwilligsten, interessantesten Film-Experimente der jüngeren Kinogeschichte. Manchmal reicht das auch.

Sasquatch Sunset läuft als Berlinale Special bei den 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin. Ein deutscher Kinostart steht noch nicht fest.

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