TheNarrator erzählt euch seine Geschichte

01.03.2017 - 16:30 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
The Narrator weist darauf hin, dass das Besondere in den Details liegt
20th Century Fox
The Narrator weist darauf hin, dass das Besondere in den Details liegt
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Mein erster Artikel. Drei scheinbar bedeutungslose Wörter, die für euch nichts und für mich zugleich alles bedeuten. Ich weiß noch nicht genau, was ich schreiben soll, aber da die Zeit drängt, fange ich einfach an.

Wie kam ich hierher? Na ganz einfach, ich dachte mir: Sag ja zum Leben, sag ja zum Job, sag ja zum Praktikum, sag ja zu moviepilot, sag ja zu Berlin, sag ja zu Klaustrophobie in der Tram! Oder, mit Fight Club ausgedrückt:

Was willst du? Willst du zurück zu deinem scheiß Job, in deine scheiß Wohnung, um Sitcoms zu glotzen? Fick dich, das werde ich nicht tun.

Und so beginne ich, der sich als TheNarrator vor einiger Zeit auf moviepilot angemeldet hat, endlich mal etwas zu erzählen - der späte Zeitpunkt liegt wohl vor allem daran, dass ich für TylerDurden als Namen einfach zu spät dran war. Naja, wie sagt man so schön: Besser spät als nie, und falls es jetzt zu sprunghaft und verwirrend wird, denkt einfach daran, dass David Lynch und Quentin Tarantino auch nicht-linear erzählen.

Wie so manch anderer bin ich in meiner Kindheit ohne Fernseher aufgewachsen und dadurch erst sehr spät zum Film gekommen. Aber wie ihr vermutlich später merkt, habe ich es deshalb, als es soweit war, wohl einfach übertrieben, oder, wie es Aldous Huxley so schön ausdrückte :

Ein Fanatiker ist - in psychologischen Begriffen definiert - ein Mensch, der bewusst einen geheimen Zweifel überkompensiert.

Ich fing erst in der neunten Klasse an, regelmäßig Filme zu sehen. Damals natürlich noch sehr abhängig davon, was im Fernsehen lief. Ich schaute mir einfach alles an, was mich interessierte, und falls es sich zeitlich nicht ausging, nahm ich es einfach auf. Und irgendwann stieß ich auf Fight Club. Ich schaute ihn rein zufällig mit einem meiner besten Kumpels und danach war nichts mehr wie zuvor. Ich war gepackt von diesem Film, insbesondere von seinem philosophischen Gedankengut.

Von dem Geld, das wir nicht haben, kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen.

Er ging mir das nächste Jahr einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Du bist nicht deine Arbeit. Du bist nicht, wie viel Geld du am Konto hast. Du bist nicht das Auto, das du fährst. Du bist nicht der Inhalt deiner Geldbörse. Du bist nicht deine scheiß Cargohosen. Du bist der singende und tanzende Abschaum der Welt.

Nach Fight Club wurde mir klar, dass viele Filme mehr als bloße Unterhaltung sind. Ich entwickelte den unbändigen Drang, einen zweiten Film, der mich wie Fight Club noch jahrelang nach dem Sehen beschäftigt, zu finden. Ich begab mich dafür in ein undurchschaubares Meer aus Filmen. Ich drang immer tiefer ein und wurde süchtig. Ich wollte unbedingt meinen zweiten Fight Club finden und irgendwann fand ich Uhrwerk Orange. Bam, ultra-brutaler Tollshock! Doch diese Entdeckung hielt mich natürlich nicht vom Filmschauen ab, genau das Gegenteil war der Fall. Ich fühlte mich langsam aber sicher als Cineast. Der Film wurde endgültig zur Droge meiner Wahl, mit der ich mich jeden Abend betäubte. Ich hatte immer, wenn ich in der Früh aufstand, etwas, worauf ich mich freuen konnte. Mein Tag war dadurch quasi schon im Vorhinein gerettet. Und ich kam nicht mehr von ihr los, sondern wollte wie die meisten Süchtigen immer mehr davon.

So entschied ich mich, etwas mit Film zu studieren. Für Filmwissenschaft war mein Abi leider nicht gut genug, aber zum Glück gibt es ja noch die Medienwissenschaft. Und so beschäftigte ich mich die letzten zwei Jahre in meinem Studium am liebsten mit Film. Als großer Liebhaber des postmodernen Films schrieb ich Hausarbeiten über Alain Resnais' Letztes Jahr in Marienbad und Peter Greenaways Der Kontrakt des Zeichners. Ich schaute die letzten Jahre alles von europäischem Arthouse bis zum amerikanischen Z-Film. Die nächsten drei Monate während meines Praktikums kann ich euch hoffentlich näher bringen, warum Xavier Dolan-Filme so wunderschön anzusehen sind oder warum ihr euch unbedingt Possession und damit nicht nur die atemberaubende Performance von Isabelle Adjani, sondern auch die großartige Kameraarbeit von Bruno Nuytten ansehen solltet. Jetzt ende ich wie Possession und überlasse mich meinem Schicksal, nachdem ich die Schlesische Straße überquert habe. Ich sitze hier nämlich momentan im Büro von moviepilot, eingeschlossen zwischen der Spree und eben jener Straße, durch die auch Mark seinem Ende entgegen fährt.

Zum Schluss habe ich noch ein Zitat von Steve Martin aus Grand Canyon für euch, das meine Leidenschaft zum Film auf den Punkt bringt:

Weißt du, dein Problem ist, dass du nicht genügend Filme gesehen hast - alle Rätsel des Lebens wurden schon in Filmen beantwortet.

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