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Sherlock Staffel 4: Der mögliche Abgesang zweier ungewöhnlicher Helden.

15.06.2017 - 21:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Sherlock Holmes und John Watson in alter Form?
BBC
Sherlock Holmes und John Watson in alter Form?
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Nun ist die vierte Staffel Sherlock auch bei uns in Deutschland zu Ende gegangen. Es wurde im Vorfeld viel diskutiert. Verdient sie wirklich den ganzen Hass aus dem Netz? Brauchen wir eine fünfte Staffel um die Serie wieder zu rehabilitieren?

Um eines von vornherein klar zu stellen. Sherlock zählt zu meinen absoluten Lieblingsserien. Ich habe jede Folge bestimmt zehn Mal oder sogar öfter gesehen. Diese Detektivserie, von Steven Moffat und Mark Gatiss, verbindet für mich vieles was an heutigen Serien so großartig ist. Ein paar der besten Dialoge die es je in einer Serie zu bestaunen gab, immer mit wunderbar absurdem britischem Humor. Tolle Schauspieler mit fast greifbarer Chemie. Benedict Cumberbatch und Martin Freeman haben sich diese beiden Charaktere ganz zu eigen gemacht und viele nach kommende Interpretationen werden sich, in meinen Augen, an ihnen messen müssen. Oben drauf gibt es spannende Kriminalfälle, geschmückt mit kreativen visuellen Einfällen. Dazu einige ekelhafte und abgrundtief böse Antagonisten und schon hat man meiner Meinung nach eine perfekte Serie.
Leider hat man es als Fan dieser Serie nicht leicht. Jahre lagen zwischen den Veröffentlichungen der einzelnen Staffeln. Das schlimmste kommt dann auch noch. Jede Staffel hat ausnahmslos nur drei Folgen (wenn auch in Spielfilmlänge) zu bieten. Somit ist der Genuss von Sherlock begrenzt. Wenn dann ein paar Folgen schwächer sind als andere fällt dass natürlich sofort auf.
Damit sind wir dann bei der aktuellsten Staffel angelangt, die in den Augen der meisten Fans die absolut schwächste der gesamten Serie ist. Ich sitze nur zwischen den Kritikern und möchte zwei Dinge tun. In ein paar wenigen Punkten möchte ihnen zustimmen. Doch bei vielen Kritikpunkten möchte sich einfach nur mit meiner Sherlock Spezial Sammler Kollektion erschlagen.

Natürlich gilt absolute Spoilerwarnung. Ich werde auf alle drei Folgen im Detail eingehen.

Was lief eigentlich in meinen Augen schief?

Allerdings auch ich muss zu geben, es lief nicht alles ganz rund an dieser Staffel. So ist schon gleich die erste Folge völlig unrelevant für den Rest Staffel. Oder besser gesagt, sie fühlt sich unrelevant an. Denn eigentlich müsste das eine der emotionalsten Folgen der Serie sein. Es stirbt schließlich einer der Hauptcharaktere, Watsons Frau Mary. Nur gibt es da ein Problem. Dieser Plottwist ist so offensichtlich und wird in der gesamten Folge sehr unsubtil angekündigt. Mal abgesehen davon dass jeder, der die literarische Vorlage kennt, weis was mit Mary passiert. Leider versagt die Serie völlig darin ihren Tod emotional wirken zu lassen. Das liegt an zwei Dingen.
1. Wurde Marys Geschichte bereits erzählt und zwar in der letzten Folge. Dort hat es meiner Meinung nach auch gut funktioniert. Marys Vergangenheit direkt wieder ein Thema einer Episode werden zu lassen wirkt fehl am Platz und auch irgendwie erzwungen.
2. Ist die ganze Folge einfach langweilig. Die Auflösung ist nicht der Rede wert und der Bösewicht ist ein Witz. Die Sekretärin? Ernsthaft?
Trotzdem ist die Folge kein ganzer Reinfall. Sie bittet immer noch genug Humor um zu unterhalten. Viele von Sherlocks Ermittlungen sind genauso genial wie früher. Auch wenn mich Marys Tod nicht trifft, so doch zu mindestens Watsons Schmerz. Also leider schon mal kein guter Einstieg.

Viele Fans kritisieren ebenfalls das sie wieder abgeschlossene Kriminalfälle wollen und keine große fortlaufende Geschichte. Das ist so ein Punkt den ich nicht verstehen kann. Sherlock ist nicht CSI: Den Tätern auf der Spur sondern eine fortlaufende Serie in der sich Charaktere ständig weiter entwickeln. Bei drei Folgen pro Staffel gibt es natürlich einen roten Faden.
Blöd nur dass dieser rote Faden einige Male abreißt wenn er es eben nicht sollte. Die erste Folge habe ich ja schon erwähnt. Es wird ein ganzes Weihnachtsspecial verwendet um uns auf Moriarty vorzubereiten. Er wird mehrmals erwähnt und dann ist er doch nie Thema.
Nach sechs Folgen hören wir endlich wieder was von Irene Adler aka. The Woman. Mehr als ein SMS-Geräusch bekommen wir aber nicht. Es werden leider zu viele Handlungsstränge nur angerissen aber es wird nie richtig erzählt.

Der ganze Plot um Moriarty ist einfach nur enttäuschend. Immer wieder wird er erwähnt. Lebt er? Wann beginnt den nun sein Spiel? Es beginnt eigentlich nie. Nein stattdessen nur ständiges anteasern und am Ende ist er nur eine Videobotschaft. Eine Videobotschaft um Sherlock fertig zu machen. Das ist die große Auflösung? Ich muss denn Machern aber gut schreiben das sie ihn nicht wirklich haben überleben lassen. Es wäre einfach zu absurd gewesen. Trotzdem hinterlässt das ganze einen bitteren Nachgeschmack. Moriarty gehört nicht umsonst du den Fan-Lieblingen.

Ist die vierte Staffel trotzdem genießbar?

Trotz all dieser ziemlich heftig wirkenden Kritikpunkte, halte ich diese Staffel für genauso gut wie die Anderen. Denn sie bittet in meinen Augen immer noch genauso viel Unterhaltung und Spannung wie alle anderen Staffeln. Sie macht vor allem etwas großartiges. Sie entwickelt ihre Charaktere sinnvoll weiter. Sherlock ist keine gefühllose Maschine mehr. Er ist zu einem richtigen Menschen geworden. Das zeigt sich am besten beim Spiel von Euros. Der alte Sherlock hätte bei vielen der vorliegenden Entscheidungen nicht mal gezögert. Doch das ist der alte Sherlock. Wir lernen mehr über Mycroft Holmes, etwas das ich sehr begrüße. Wir sehen mehr von seinen dunkelsten Seiten aber auch so etwas wie Gefühle. Ich gebe zu ein paar Charakter bleiben ein wenig auf der Strecke. Molly und Inspektor Lestrade haben in dieser Staffel weit weniger zu tun. Es ist aber bei weitem nicht so schlimm wie manche behaupten. So ist es einer der besten Momente der gesamten Serie wenn Sherlock Molly, nur über das Telefon, vor einer Bombe in ihrem Haus retten muss. Was bei den beiden fehlt wir in meinen Augen von Misses Hudson wieder wett gemacht. Ihre Auftritte sind genial.
Dazu ist diese Staffel einfach von vorne bis hinten, mal abgesehen von der ersten Episode, einfach nur spannungsgeladen. Ich habe mich in meinen Sessel gekrallt bei Euros "Experiment". Ach ja Euros. Viele lieben sie, viele hassen sie aber auch. Ich fand sie großartig. Da ist zuerst einmal der ganze Aufbau. Man wusste immer das Mycroft noch irgendein Geheimnis hat. Die Vermutungen um einen dritten Bruder waren groß. Am Ende war es eine Schwester und Sian Brooke ist toll. Man nur einmal bedenken dass sie gleich vier Rollen ausfüllen muss. Nur leider haben sie bei ihr ein wenig dick aufgetragen. Ihre Fähigkeiten und der Twist am Ende wirken ein wenig lächerlich. Doch zu mindestens der Twist machte in meinen Augen Sinn. Das begabteste Holmeskind hat nun mal auch die größte Psychose. Die Enthüllung um Rotbart hat mich ganz schön getroffen. Allein die Vorstellung seinen besten Freund so zu verlieren.
Außerdem ist Toby Jones als Culverton Smith grandios. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Die zweite Folge dieser Staffel macht alles richtig.

Ja diese Staffel hat ein paar große Schwächen aber auch eine ziemlich große Stärken. Sie bittet immer noch genauso viel Humor, gutes Schauspiel und visuelle Einfälle wie die Staffeln zu vor. Für mich persönlich ist sie auf Augenhöhe mit allen Staffeln zuvor. Sie funktioniert für mich sogar als Serienabschluss.

The Game is over



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