Rita oder eine Lehrerin, die lehrt und lernt

17.03.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Mille Dinesen als RitaTV2 Danmark
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Die dänische Serie Rita ist die Charakterstudie einer stolzen und zugleich unsicheren Lehrerin, die für ihr Umfeld immer nur das Beste will. Die Show macht die RTL-Sitcom Der Lehrer sehr schnell vergessen und bekommt deswegen Mein Herz für Serie.

Eine unterhaltsame Serie zeichnet sich meist durch einen Protagonisten aus, mit dem wir sympathisieren und der nicht ganz ohne Probleme durch das Leben stapft. Rita Madsen (Mille Dinesen) aus der Serie Rita ist ein Paradebeispiel unter solchen Figuren. Aus diesem Grund geht mein dieswöchiges Herz für Serie an die Lehrerin, die ziemlich ungewöhnlich mit Problemen umgeht.

Job, Familie und der übliche Krams

Rita ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Während ihr ältester Sohn Ricco (Morten Vang Simonsen) und ihre Tochter Molly (Sara Hjort Ditlevsen) bereits nicht mehr unter ihrem Dach wohnen, leidet der 15-jährige Jeppe (Nikolaj Groth) ziemlich stark unter seiner extrovertierten Mutter. Besagtes Dach befindet sich übrigens nicht mehr als 200 Meter von Ritas Arbeitsplatz entfernt. Sie wohnt nämlich im Hausmeisterhäuschen der Schule, das lediglich durch eine hohe Hecke den Blick auf die Lehreinrichtung verhindert.

Es dauert nicht lang, bis wir mitbekommen, dass Rita sich weder privat noch beruflich vor irgendeinen Karren spannen lässt. Die 42-Jährige bekommt, was sie will, und das nicht erst seit gestern. Rasmus (Carsten Bjørnlund), der Direktor der Schule, ist Rita schon eine gefühlte Ewigkeit verfallen, was ihr in Bezug auf pädagogische Methoden einen großen Freiraum gewährt. Zusätzlich ist sie in seinem Büro auch kein Kind von Traurigkeit, sodass ihr Verhältnis nicht wirklich als ein ausschließlich berufliches gesehen werden kann.

Zu lieb für diese Welt: Hjørdis (Lise Baastrup)

Wo liegt bitte das Problem?

Unfreiwillig wird Rita in der Schule zur Mentorin der dauerfröhlichen Neu-Lehrerin Hjørdis (Lise Baastrup) und zur Mutter aller vernachlässigten Kinder ihrer Klassen. Ungerechtigkeiten darf es nicht geben und wenn sie schon vorhanden sind, dann muss etwas dagegen getan werden. Rita opfert sich dermaßen für ihr Umfeld auf, dass sie sich selbst regelmäßig vergisst. Die innere Leere füllt sie mit Sex, Nikotin und Alkohol. Nicht gesund, aber eine Weile kommt sie damit schon durch.

Im Prinzip steuern wir mit Rita gemeinsam auf den ultimativen Zusammenbruch zu. Wir können das anfangs nur erahnen, sie hat davon keinen blassen Schimmer. Einzig ihre Familie ist sich nicht sicher, wie lange das alles noch gut gehen kann. Und gerade wenn wir denken, dass das Ende der Fahnenstange doch irgendwann einmal erreicht sein muss, tritt sie noch einmal so richtig ins Fettnäpfchen.

Mille Dinesen und Carsten Bjørnlund als Rita und Rasmus

Ich hätte gerne mehr davon. Danke.

Rita hat in meinen Augen etwas geschafft, was ich zuvor bei keiner anderen Serie entdeckt habe. Im Prinzip wird in jeder Episode mit einer Art Cliffhanger gearbeitet, der jedoch anders funktioniert als sonst. Zunächst freuen wir uns über ein neues Abenteuer, Rita ist die Coolste und packt wieder Probleme an wie keine zweite. Alles eskaliert ein wenig und dann wird's wieder besser. Vor dem Abspann passiert jedoch nahezu immer dasselbe: Einer der Protagonisten wird durch eine kleine Handlung oder einen simplen Satz zum Unsympathen. Weil dieser allerdings die komplette Folge niemandem etwas Böses wollte, müssen wir schnell die nächste Episode sehen. Nur so wird schließlich alles wieder gut. Rita ist Binge-Material der obersten Liga. Da trifft es sich ganz gut, dass alle Staffeln auf Netflix zur Verfügung stehen.

Irgendwie klingt diese Beschreibung wie ein einziges Drama. Das ist Rita allerdings ganz und gar nicht. Humor wird bei ihr großgeschrieben und kann des Öfteren sogar auch über die Strenge schlagen. Als Zuschauer werden wir von Ritas Verhalten immer wieder abgeschreckt, jedoch wird sie gleichzeitig zur vorbildlichen Heldin. Christian Torpe hat mit der taffen Lehrerin einen Charakter erschaffen, der im Gedächtnis bleibt. Wer sich durch die drei Staffeln geschaut hat, will nicht wahrhaben, dass das dies Ende sein soll. Offiziell ist es das auch noch nicht, allerdings warten wir bisher gespannt darauf, ob das Gegenteil verkündet wird. Stattdessen bekamen wir mit Hjørdis das langweiligste Spin-off aller Zeiten serviert. Ja ja, war 'ne Hyperbel. Aber ihr wisst schon, was ich meine.

Habt ihr euch Rita bereits angeschaut?

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