Leichen, Liebe, langer Anlauf - Von 0 auf 100 in 90 Minuten

12.10.2009 - 07:00 Uhr
SWR
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Lena Odenthal feierte Geburtstag, Ulrike Folkerts feierte 20 Jahre Tatort. Am Sonntag präsentierte uns der SWR mit Vermisst einen Tatort, der frustrierend öde begann, und am Ende dann doch noch zur Hochform auflief.

Enttäuschend langsam begann der gestrige Jubiläums-Tatort. Am Anfang ließ die Geschichte den Zuschauer noch vollkommen kalt. Die Figuren schienen zusammenhanglos, die Handlung voraussehbar. Aber je älter der gestrige Tatort: Vermisst wurde, umso besser wurde er auch. Hatte sich der Zuschauer gerade mit der Aussicht auf einen weiteren, höchstens mittelmäßigen Tatort abgefunden, da erschien Corinna Harfouch als betrogene Ehefrau, die ihren Mann auch 12 Jahre nach der Affäre noch immer leiden ließ – und dem Zuschauer einen überraschenden Grund gab, nicht doch noch umzuschalten. Zum Glück!

Foto-Show: die Bilder zum “Tatort: Vermisst”

Vor 12 Jahren war ein Mann wegen des Mordes an seiner Frau verurteilt worden. Gleichzeitig verschwand eine junge Frau spurlos. Als letztere plötzlich wieder in Ludwigshafen auftauchte um eine Aussage zu besagtem Mord zu machen, wurde sie erschossen. Ihre Eltern, ihr Ex-Freund, ihr Geliebter und besonders seine Ehefrau wurden zu Verdächtigen. Und das alles an Lena Odenthals Geburtstag und dem 20jährigen Jubiläum von Ulrike Folkerts.

Der Anziehungskraft der nie enttäuschenden Harfouch war sich wohl auch Regisseur Andreas Senn bewusst, denn interessanter als das Gespräch zwischen Lena Odenthal und dem verdächtigen Ehemann (Jeroen Willems) gestaltete sich die Reaktion seiner lauschenden und kommentierenden Ehefrau. Corinna Harfouch als Betrogene spielte so herrlich böse und verbittert, dass wir als Zuschauer sie sofort als die spätere Mörderin ausmachten. Weit gefehlt, mit beidem: Als sie ihren Mann nach seinem Selbstmord in den Armen hielt, verflog die Antipathie sofort – der Mordverdacht jedoch noch nicht.

Erst da merkte der Zuschauer, dass er sich auf einem Karussel befand, das sich immer schneller drehte. In den letzten fünf Minuten wurde alles auf den Kopf gestellt: die Tote war gar nicht die seit 12 Jahren Vermisste. Die starb damals in einem Autounfall und die vermeintlich Ermordete nahm ihren Platz ein. So aufgesetzt sich diese Finte anhört, so überraschend und glaubwürdig wurde sie umgesetzt.

Trotz des lahmen Anfangs hatte zumindest dieser Zuschauer am Ende einen lohnenden Tatort: Vermisst und eine würdige Jubiläumsfolge gesehen. Wäre Corinna Harfouch nicht gewesen, der Autor hätte die Party wohl früher verlassen – und einen immer spannender werdenden Tatort verpasst. So lässt sich ohne Sarkasmus sagen: Happy Birthday, Lena Odenthal – Auf die nächsten 20 Jahre!

Was meint ihr? War Tatort: Vermisst eine würdige Jubiläumsfolge oder doch nur wieder verschwendete 90 Minuten am Sonntag Abend?

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