King Kong und die weiße Frau - Eine einmalige (Liebes-)Geschichte

02.05.2017 - 10:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Mein Baby gehört zu mir!Kinowelt/Arthaus
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Die Geschichte mancher Filmfiguren ist nie auserzählt oder fängt immer wieder neu an. So auch die des Königs der Affen, King Kong. Höchste Zeit für eine Liebeserklärung an das Original.

Der Affe ist tot, es lebe der Affe! Das müssen sich auch die Macher von Kong: Skull Island gedacht haben. Der Film läuft seit Anfang März in den Kinos, aber allein schon der Trailer hat mir die Lust am Film vermiest, denn ich habe nicht wirklich Lust auf Apocalypse Now, Teil 2. Deswegen gehört mein Herz in jedem Fall dem Originalfilm King Kong und die weiße Frau aus dem Jahr 1933.

1. Februar 2017, Ruhr-Universität Bochum, gegen 16 Uhr. Unser Filmclub hat sich mal wieder versammelt, um das "Monster of the week" zu begrüßen: Es ist der Affenkönig. Im Nachhinein betrachtet, weiß ich gar nicht mehr so genau, was ich von dem Film erwartete. Ich bin ein großer Verehrer von alten Filmen, deswegen war ich einigermaßen gespannt. Vor allem, was die Spezialeffekte betrifft. Ich wusste bereits, dass der Film von 1933 ist, und so war ich eher skeptisch, ob sie mich überzeugen könnten oder ob ich sie nicht vielmehr belächeln würde. Nach einem etwas schleppenden Anfang änderte sich alles abrupt, sobald die Filmcrew auf der exotischen Insel ankam. Die Begegnung der Amerikaner mit den Inselbewohnern fesselte mich sofort. Und ab da ging es Schlag auf Schlag: Die Gruppe der Amerikaner wurde gnadenlos von den zahlreichen auf der Insel lebenden Riesenviechern dezimiert. Klar ist die Stop-Motion-Technik zu erkennen, aber dass sie nahezu perfekt mit den Aufnahmen der realen Schauspieler zusammenpasst, hat mich erst erstaunt und dann begeistert:

Gefahr von allen Seiten

Hinzu kommt die Geschichte, die für mich Hollywood at it's best ist: Eine fremde Welt, die erkundet werden muss. Eine übermenschliche Gefahr, die gebändigt werden soll. Der Zusammenstoß von Gegensätzen, der Konfliktpotenzial ergibt. Über diesen Punkt haben wir auch lange diskutiert: Die Darstellung der Eingeborenen ist durchaus zu kritisieren, weil sie stereotyp und klischeehaft daherkommt. Die Amerikaner beanspruchen in gewisser Weise die Insel und den Affen für sich, was eine kolonialistische Haltung impliziert. Aber gerade das macht den Film wiederum interessant, besonders aus einer filmgeschichtlichen Perspektive. Vor diesem Hintergrund habe ich mir auch die Frage gestellt, wie weit der menschliche Erforschungsdrang fremder Wesen und Welten gehen kann beziehungsweise darf. Als King Kong in New York einer begeisterten Menschenmasse in schicker Abendgarderobe (!) präsentiert wird, schnürte es mir angesichts der gefesselten und offensichtlich leidenden Kreatur die Kehle zu. Auch an dieser Stelle muss ich die Spezialeffekte hervorheben, weil sie mich die ausweglose Lage des Affen und seine dementsprechende Verzweiflung absolut nachvollziehen haben lassen. Die letzten Worte des Films, gesprochen von Carl Denham (Robert Armstrong), gehen in meine ewige Zitatsammlung ein: "It was beauty killed the beast."

Ich bin ein Star-Holt mich hier raus!

Um die (Liebes-)Beziehung zwischen einer schönen Frau und einem haarigen Wesen geht es auch in Die Schöne und das Biest. Als ich diesen sah, fiel mir der zeitlose Charakter der Geschichte zwischen "Mensch" und "Monster" auf. Letztendlich ist das französische Märchen nichts anderes als die kindgerechte Variante von King Kong. Wobei es eher so ist, dass King Kong die Geschichte für Erwachsene erzählt, schließlich gab es das Märchen schon vorher. Die Moral, dass auch Monster ihre menschlichen Seiten haben, wirkt aus heutiger Sicht ziemlich abgegrast. Würde ich eine Liste mit Filmen über diese Thematik machen, kämen wahrscheinlich fünf Artikel dabei raus. Für mich ist es umso erstaunlicher, dass der Original-King Kong mit dieser Prämisse hervorragend funktioniert.

Ich King Kong, du Jane

Wenn ich über den Riesenaffen spreche, muss ich natürlich auch das hochgelobte Remake King Kong (2005) von Peter Jackson erwähnen. Ich kann die Begeisterung nicht ganz nachvollziehen. Der Film ist nicht wirklich schlecht, aber etwas Neues hat er nicht so richtig zu erzählen. Manche Szenen sind exakt aus dem Original übernommen, beispielsweise als Jack Black Filmaufnahmen von Ann Darrow (Naomi Watts) macht und sie auf eine imaginäre Gefahr reagieren soll. Sonst gibt es ein paar eklige Szenen wie die mit den Riesenwürmern, wahrscheinlich weil Jackson seiner Vergangenheit als Horrorfilm-Regisseur (Braindead) huldigen wollte. Allerdings stimmen auch bei der Neuverfilmung die Spezialeffekte. Gerade die computeranimierte Version des haarigen Hauptdarstellers kann sich sehen lassen. An den Charme des Originals kommt sie trotzdem nicht heran. Auch die Beziehung zwischen Ann Darrow und dem Affen ist etwas nuancierter ausgearbeitet, das wurde im Original nur angedeutet. Der Film von 1933 wird für mich trotzdem unerreicht bleiben.

Was haltet ihr von dem Trend, bekannte Geschichten immer wieder neu zu erzählen?

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