Intensiver Sci-Fi-Thriller begeistert mit Emma Stone: Bugonia ist blutig, lustig & kommt zum perfekten Zeitpunkt

28.08.2025 - 19:01 Uhr
Bugonia mit Emma Stone
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Bugonia mit Emma Stone
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Ist Emma Stone ein Alien, das die Welt unterjocht? In der düster-lustigen Sci-Fi-Fantasie Bugonia hat diese Frage brutale und lustige Konsequenzen. Wir haben den Film in Venedig gesehen.

In ihrer Freizeit prügelt sie auf ihren Selbstverteidigungstrainer ein und das ist noch die sanfte Seite von Pharma-CEO Michelle (Emma Stone). Wer sie unterschätzt, tut das auf eigene Gefahr. Wie groß diese Gefahr ist, misst der neue Film von Yorgos Lanthimos im Detail aus. Michelle wird nämlich von einem Verschwörungstheoretiker entführt, der sie für ein Alien hält, das die Menschheit unterjocht.

Zum vierten Mal hat der Grieche mit Oscarpreisträgerin Emma Stone gedreht, weshalb beide mittlerweile Stammgäste beim Filmfestival in Venedig sind. Nach Poor Things liebäugeln sie wieder mit dem Science-Fiction-Film, doch Bugonia ist eine wesentlich düsterere Angelegenheit und tief verankert in unserer Gegenwart – obwohl es sich um das Remake eines über 20 Jahre alten Kultfilms handelt.

Bugonia stellt eine naheliegende Frage: Ist Emma Stone ein Alien?

Teddy (Jesse Plemons) ist auf seiner ideologischen Spurensuche irgendwo bei den Lizard People-Theorien links abgebogen und bei der Vorstellung angelangt, dass Aliens vom Planeten Andromeda die Menschheit unterwandert haben und als CEOs ganz normale Leute wie ihn in die Misere stürzen. Pharma-Queen Michelle soll eine von ihnen sein, also lauert er ihr mit seinem Buddy Don (Aidan Delbis) vor ihrer Villa auf. Wenig überraschend werden beide erstmal von der wehrhaften zierlichen Frau vermöbelt, bevor sie Michelle überwältigen können.

Dann betreten wir den eigentlichen Schauplatz von Bugonia, Teddys Keller, in dem Michelle aus verschwörungstheoretischen Gründen kahl rasiert und mit einer dicken Antihistaminika-Salbe eingecremt wird, bis Emma Stone tatsächlich etwas überirdischer aussieht, als sie es sowieso schon tut.

Der Trailer für Bugonia:

Bugonia - Teaser Trailer (Deutsch) HD
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Wer seine südkoreanische Filmdiät nicht vernachlässigt hat, wird bei der Story unweigerlich an Save The Green Planet von Jang Joon-Hwan denken, der sozialkritische Kultfilm, der im selben Jahr ins Kino kam wie der filmische Landsmann Oldboy. Nur wurde Save the Green Planet von einem günstigeren Remake-Schicksal ereilt als Park Chan-wooks Oldboy.

Vielleicht, weil die Geschichte über einen kleinen Mann, der gegen "die da oben" vorgeht, ohne Weiteres auf andere Zeiten und Länder übertragbar ist. Demgegenüber musste der Twist-Thriller ohne Park oder den genialen Choi Min-sik verwässert werden.

Mehr aus Venedig:

Emma Stone und Jesse Plemons liefern sich ein Schauspielduell

Ähnlich wie das Original tritt die Entführung in Bugonia einen beunruhigenden Genremix aus schwarzer Sci-Fi-Komödie, Kammerspiel und Entführungs-Thriller los. Emma Stone und Jesse Plemons liefern sich darin ein virtuoses Schauspielduell aus wachsender Verzweiflung und Manipulation, in dem eine absurde Dialogzeile die nächste jagt. Absurd ist es auch, weil Michelle dem abstrusen Gewäsch über eine Alien-Infiltration wie eine HR-Mitarbeiterin im Feedback-Gespräch mit einem unzufriedenen Mitarbeiter begegnet.

Stone wechselt mit einem Wimpernschlag zwischen echter Verzweiflung und berechnendem Kalkül, wenn sie die überforderten Entführer bearbeitet. Mal geht sie auf die Alien-Geschichte ein, dann zerreißt sie die Theorie in der Luft. Ihr gegenüber versucht Plemons' Teddy sichtbar, seine Version der Realität vor dem Kollaps zu bewahren. Wie weit er dafür zu gehen gewillt ist und wie gewalttätig er wird, gehört zu den Unwägbarkeiten, die in Bugonia bei Laune halten.

Eine der Stärken von Plemons als Schauspieler ist eben: Man kann seinen Figuren alles zutrauen und nichts. Manchmal auch gleichzeitig, wie Breaking Bad-Fans dank seines Todd Alquist lernen mussten. Bugonia zieht aus dieser Ungewissheit einige seiner lustigsten und einige seiner erschreckendsten Szenen.

Obwohl Bugonia mit Save the Green Planet im Wesentlichen die Story teilt, erinnert er doch eher an andere Filme, darunter natürlich die von Yorgos Lanthimos, dessen trockener schwarzer Humor im Remake beibehalten wird. Tatsächlich wirkt Bugonia wie ein Brückenschlag zwischen seinen populäreren Hollywood-Filmen (The Favourite und Poor Things) und seinen eisigen Versuchsanordnungen à la The Killing of a Sacred Deer und zuletzt Kinds of Kindness. Wer mit Lanthimos nichts anfangen kann, wird vermutlich auch vor Bugonia kapitulieren.

Weitere Film-Checks:

Am meisten erinnert sein neuer Film an einen anderen Verschwörungs-Thriller aus diesem Jahr: Eddington mit Joaquin Phoenix, der in Deutschland in den November geschoben wurde. In Ari Asters Film wird eine Kleinstadt während der Coronavirus-Pandemie von Verschwörungstheorien eingeholt, was in einem fiesen wie komischen Kino-Highlight gipfelt.

Beide Filme grätschen mitleidlos in gegenwärtige Diskurse, wobei Bugonia noch aktueller erscheint, wenn man die Ermordung des UnitedHealthcare-CEOs Brian Thompson im vergangenen Dezember bedenkt. Eddington zeichnet ein Panorama des Wahns, während Bugonia im Vergleich etwas simpler und durchschaubarer wirkt. Aber beide Filme kommen (leider) genau zur richtigen Zeit.

Wir haben Bugonia beim Filmfestival in Venedig gesehen, wo der Film im Wettbewerb Premiere feierte. Bugonia kommt am 30. Oktober in die deutschen Kinos.

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