Heute ist Staffel 1 der Serienkiller-Wiederbelebung Dexter: Wiedererwachen mit Folge 10 zu Ende gegangen. Während manche losen Fäden zu einer (mörderischen) Schleife gebunden werden, bleiben andere Handlungsstränge offen, um auf Staffel 2 und die Dexter-Zukunft zu verweisen. Die größte Überraschung wartet jedoch in der letzten Szene der ersten Season.
Achtung, es folgen Spoiler zu Episode 10 von Dexter: Wiedererwachen.
Dexter: Wiedererwachen beendet Staffel 1 mit einem Gastauftritt und einem Mord
Dexter: Wiedererwachen hat Michael C. Halls Figur erfolgreich wiederbelebt. Die Begeisterung von Fans und Kritik konnte nicht einmal durch den Tod von Fanliebling Bastista in Folge 9 gebrochen werden.
Zu Beginn der finalen 10. Folge von Staffel 1 lässt Wiedererwachen zunächst, ähnlich wie bei den drei Toten-Cameos in Folge 1, einen weiteren verstorbenen Gaststar auftreten: Dexters Serienkiller-Bruder Brian Moser (Christian Camargo), den Kühllaster-Killer aus Staffel 1 der Originalserie. Wie Dexters Vater Harry erscheint er ihm als Halluzination, die nur in seinem Kopf existiert. Doch er lässt sich von dem Killer seine Gefühle für Batistas Tod und das Festhalten an Harrys Code nicht ausreden.
Das große Katz-und-Maus-Spiel der Staffel endet während der Polizei-Gala von Milliardär Leon Prater (Peter Dinklage): Mit dem Handy des getöteten Batista ruft Dexter seinen Sohn Harrison (Jack Alcott) an, der sich als Kellner einschleicht und seinen Vater aus dessen Gefängnis im Tresor des Serienkiller-Sammlers befreit. Sicherheitschefin Charley (Uma Thurman) hat genug von ihrem Auftraggeber und kündigt. Prater hingegen hat bei seinem ersten Mord (an Batista) Blut geleckt und droht, Harrison zu erschießen. Doch gemeinsam können Vater und Sohn ihn per Betäubungsspritze überwältigen und am Ende landet Prater auf Dexters Kill-Tisch.
In den letzten Minuten von Folge 10 entsorgt Dexter die Überreste seines Opfers auf dessen Yacht vor der New Yorker Kulisse der Freiheitsstatue – wie es sich für den Bay-Harbor-Metzger gehört in schwarzen Müllsäcken, die er im Meer versenkt. Hier sinniert er per Kopfstimme darüber, dass er sich auf Harrison verlassen kann, um in Zukunft menschlicher zu werden. Gleichzeitig akzeptiert er aber auch seine Identität als Killer mit seinem "Düsteren Begleiter". Er will nicht länger versuchen, normal zu sein.
Und dann spricht er das Publikum plötzlich direkt an ... und ich kann es erst gar nicht glauben. Hat Dexter gerade ein jahrzehntealtes Serienrätsel aufgelöst?
Mit wem redet Dexter als Serien-Erzähler? Nach 19 Jahren wird der Killer persönlich
Man liebt sie oder man hasst sie (ich tue ersteres): Aber Dexters Erzählerstimme ist seit Staffel 1 der Originalserie Dexter ein wichtiger Teil der Serienkiller-Geschichte. Sie zieht uns ins Vertrauen und gewährt Einblicke in den Kopf des Bay-Harbor-Metzgers. Im Sequel Dexter: New Blood durfte sie nicht fehlen. Sogar im Prequel Dexter: Original Sin entschieden die Serienverantwortlichen sich dafür, Michael C. Halls ikonischen inneren Monolog zurückzuholen, um als Narration seine jüngeren Jahre zu kommentieren.
Eine Frage, die Fans dabei aber nie ganz klären konnten, auch wenn sie in Foren wie Reddit heiß diskutiert wurde, war: Mit wem spricht Dexter eigentlich, wenn er aus dem Off vor sich hin redet? Während die einen überzeugt waren, dass Dexter einfach Selbstgespräche führte, an denen wir teilhaben durften, glaubten andere, dass er sich in seiner Rede an seinen toten Begleiter-Vater Harry (James Remar) oder an seinen Sohn Harrison wandte.
Wiedererwachen scheint all diese Theorien nun nach 19 Jahren Seriengeschichte zu widerlegen: Dexter redet mit uns, dem Serienpublikum. In der letzten Szene sagt er: "Aber wem mach' ich hier was vor? Der bin ich nun mal. Das bin ich nun mal. Ich bin Dexter Morgan. Ich bin genau der, der ich sein muss. Genau der, den ihr haben wolltet."
Das "ihr" ist hier das Schlüsselwort, während er in die Kamera schaut. Showrunner Clyde Phillips und sein Team gehen hier augenzwinkernd sogar so weit, Dexters Worte auf die Metaebene zu heben: Nachdem Fans die Finale der zwei ersten Dexter-Serien hassten, bekommen sie jetzt ihren Wunsch eines weiter tötenden Dexters. (Ich selbst mochte das New Blood-Ende ja sehr, stand damit aber eher allein da.)
Dexters Kamerablick war in den vergangenen Staffeln immer wieder ein beliebtes Mittel, um in bester Psycho-Manier für Gänsehaut zu sorgen. Dass er die vierte Wand durchbrach, ist also eigentlich nichts Neues. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, dass Dexter Morgan uns schon jemals gleichzeitig angeblickt und angesprochen hätte, wie ein abgründiger Deadpool.
Seht hier Dexters Kamerablicke in der Originalserie (noch ohne Ansprache des Publikums)
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In der Kombination von Kamerablick und Publikumsansprache dürfte Wiedererwachen das Rätsel von Dexters Erzählerstimme also endgültig aufgelöst haben. Wir sind die Mitverschwörer, denen er alles anvertraut. Wir sind diejenigen, die ihn weiter morden sehen wollen. Wir sind sein wahrer Düsterer Begleiter.