Downton Abbey 3: Lohnt sich das große Finale nach 52 Episoden und 3 Filmen?

04.09.2025 - 08:01 UhrVor 3 Tagen aktualisiert
Downton Abbey: Das große Finale
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Downton Abbey: Das große Finale
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Downton Abbey: Das große Finale schließt die beliebte Geschichte der englischen Adelsfamilie Crawley im Jahr 1930 ab. Wie gut ist der dritte Kinobesuch geworden?

Die Kamera fliegt über den englischen Rasen, das bekannte Klaviersolo schwillt an und dann taucht das altehrwürdige Gebäude auf, das uns sechs Staffeln und zwei Filme lang zum Lachen, Weinen und Träumen gebracht hat: Downton Abbey. Mit dem dritten und (diesmal wirklich) letzten Kinofilm Downton Abbey: Das große Finale endet eine Ära. Nur ist der Abschiedsfilm, der am 18. September 2025 ins Kino kommt, einen Abstecher ins Lichtspielhaus wert?

Downton Abbey: Das große Finale lehrt uns die Trennung

Downton Abbey 3 beginnt im Theater und endet auf einem Karneval – zwei Bühnen, die an entgegengesetzten Enden eines langen Wandels liegen. In der Familienchronik der adeligen Crawleys und ihrer Dienerschaft trieben stets (widerwillige) Veränderungen die Handlung voran. Das ändert sich auch diesmal nicht. Selbst wenn wir insgeheim natürlich gekommen sind, um noch einmal in alten Zeiten und Traditionen zu schwelgen.

Doch die Zeit schreitet unaufhaltsam fort und im dritten Downton Abbey-Film sind wir im Jahr 1930 angekommen – 18 Handlungsjahre nach Beginn der ersten Episode im Titanic-Jahr 1912 und 15 reale Jahre nach der Ausstrahlung der ersten Staffel der Erfolgsserie.

Schaut hier den Trailer zu Downton Abbey: Das große Finale

Downton Abbey: Das große Finale - Trailer (Deutsch) HD
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Obwohl die Moderne unnachgiebig in England Einzug hält, greift Entsetzen um sich, als die Scheidung von Lady Mary (Michelle Dockery) Anfang der 30er an die Öffentlichkeit dringt. So ein Skandal geht dann doch zu weit! Neben ihr drohen auch ihre Familienmitglieder zu Aussätzigen zu werden, sofern sie sich nicht von Mary distanzieren. Kann die Geschmähte nun überhaupt noch die Nachfolge ihres Vaters Robert (Hugh Bonneville) als Herrin von Downton Abbey antreten?

Hinzu kommt, dass Marys Mutter Cora (Elizabeth McGovern) Besuch von ihrem amerikanischen Bruder Harold (Paul Giamatti) erhält. Der steckt trotz seines Beraters Gus Sambrook (Alessandro Nivola) in gewaltigen finanziellen Schwierigkeiten und bittet um Hilfe. Die Dienerschaft interessiert sich hingegen eher dafür, dass Ex-Butler Thomas Barrow (Robert James-Collier) mit Schauspieler Guy Dexter (Dominic West aus Film 2) zurück im Land ist.

Serienschöpfer Julian Fellowes schrieb beim dritten Film wieder das Drehbuch und Stammregisseur Simon Curtis inszenierte ein weiteres Mal die Rückkehr. Wie eingespielt die zwei zu dem alten Downton Abbey-Gefühl zurückfinden, zeigt sich nicht zuletzt darin, wie sie die immense Besetzung von über 20 wichtigen Figuren (also Avengers: Endgame-Dimensionen) unter einen Hut bringen. Samt Neuzugängen erhalten alle ihren Moment in der Sonne. Am Ende steht aber natürlich die Frage, ob das große Finale ein würdiger Abschluss ist.

Downton Abbey 3 hat Geborgenheit statt Neuigkeiten im Gepäck

Schon Downton Abbey II: Eine neue Ära fühlte sich wie ein gelungener Abschied an. Die Beerdigung der spitzzüngigen Matrone Violet Crawley am Ende von Teil 2 schloss ein entscheidendes Kapitel der Familiengeschichte bittersüß ab. Dass die letztes Jahr verstorbene Maggie Smith im dritten Film trotzdem als Erinnerung (mit Gemälden, Worten und Film-Widmung) wachgehalten wird, ist nur richtig, betont allerdings ihr Fehlen. Da kann Mary noch so oft (und liebevoll) zum neuen Familiendrachen erklärt werden.

Downton Abbey 3 verneigt sich vor einem fallenden Vorhang als Film des Wiedererkennens – im Guten, wie im Schlechten. Denn die Rückkehr ins Bekannte schafft Geborgenheit, aber auch viele Wiederholungen. Die meisten Elemente des Abschieds griffen schon das Ende der Serie und die zwei vorigen Filme auf. Die Übergabe des Anwesens in Marys Hände vollzieht sich beispielsweise schon seit Jahren. Wie oft der treue Butler Mr. Carson (Jim Carter) in Rente gegangen (und wieder zurückgekehrt) ist, können selbst Hardcore-Fans kaum noch mitzählen.

Die Rückkehr auf vertrautes Territorium trifft aber eben auch den warmen Tonfall, für den wir Downton Abbey seit Jahren lieben. Kein Streit ist so schlimm, dass dafür nicht doch eine Lösung existiert. Hier kann man sich dem Fortschritt noch verweigern und gleichzeitig über alte Werte lachen. Zum Beispiel, als Lord Grantham sein Stadthaus gegen eine Wohnung eintauschen soll und voller Entsetzen nicht glauben will, dass Menschen in so einer "Schichttorte aus Fremden" leben.

Downton Abbey 3 zeigt: Es ist gut, dass es endet

Anspielungen auf die schreckliche Existenz des Konzepts "Wochenende" (was einst die Gräfinwitwe anprangerte) und Erinnerungen an türkische Affären in Staffel 1 bringen Downton Abbey-Fans wiederholt zum Schmunzeln. Mr. Moseley (Kevin Doyle) bleibt mit seinen überambitionierten Drehbuch-Plänen sowieso ein Szenendieb. Wenn das größte Problem das falsch gedeckte Porzellan ist und Mrs. Hughes (Phyllis Logan) Mrs. Patmore (Lesley Nicol) Ratschläge fürs Ehebett erteilt, bietet Downton Abbey einmal mehr auf, was die Serie mit Humor und liebenswürdigen Charakteren einst ausgezeichnete.

Nach einem königlichen Besuch im ersten Downton Abbey-Kinoabenteuer und den Filmdreh-Eskapaden in Teil 2 hat der dritte Film allerdings weniger Aufregendes zu bieten als zuvor. Sobald nur noch eine Scheidung und Finanzsorgen die Handlung vorantreiben, ist es Zeit, Schluss zu machen. Bevor wir als Gäste zu lange auf dem Anwesen bleiben. Diese Grenze erreicht Downton Abbey 3, übertritt sie aber zum Glück noch nicht. Dass das große Finale nur noch die Aufgabe hat, allen Paaren ihre Happy-End-Schleife umzubinden, macht das Scheiden nach 15 Jahren wunderbarer Unterhaltung leichter.

"Manchmal ist die Vergangenheit behaglicher als die Zukunft", heißt es im Film selbst. Julian Fellows schenkt uns diese Liebe zur Vergangenheit nun ein letztes Mal – für ein wissentliches Loslassen, bevor das Phänomen Downton Abbey als Titanic gegen einen erzählerischen Eisberg fahren kann.

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