Black Mirror - Staffel 4: Es lebe die Vielfalt

11.01.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Black MirrorNetflix
Vor kurzem erschien die 4. Staffel Black Mirror auf Netflix. Und die hat zwei große Pluspunkte, die sich unter einem Schlagwort zusammenfassen lassen: Vielfalt.

Seit 2011 präsentieren der britische Serienschöpfer Charlie Brooker (Dead Set) und sein Team in der dystopischen Science-Fiction-Serie Black Mirror Episoden aus einer nahen und beängstigend glaubhaften Zukunft – seit 2015 und Staffel 3 als Netflix Original. Am 29. Dezember 2017 veröffentlichte der Streaming-Riese die sechs Folgen der 4. Staffel und die übertraf ihre Vorgänger noch einmal in puncto Vielfalt. Und das in doppeltem Sinne. (Achtung: Im folgenden Text gibt es leichte Spoiler zu Black Mirror Staffel 4)

Diversität in Genre und Stil

USS Callister, die erste Episode der neuen Staffel, beginnt als astreine Star-Trek-Parodie: Ein Pappmodell-Raumschiff fliegt ins Bild, in dessen Inneren sehen wir daraufhin Captain Daly (Jesse Plemons) und seine Crew, gekleidet in farbenfrohe 1960er-Jahre-Uniformen. Das Format ist 4:3, die Qualität körnig, das Bild flackernd. Selbstverständlich artet auch diese Folge noch in den für Black Mirror typischen Mindfuck aus, führt uns Zuschauer immer wieder hinters Licht – aber der locker-parodistische Ton bleibt bestehen, auch optisch bleibt USS Callister bunt-verspielt. Es ist die bisher wohl amüsanteste Episode der Sci-Fi-Serie.

Im krassen Gegensatz dazu steht Folge 5, Metallkopf. Auf Farbe wird direkt verzichtet, gefilmt wurde in tristem, kontrastreichen Schwarz-Weiß. Humor: Fehlanzeige. Und auch ansonsten ist diese Episode ein absoluter Bruch nicht nur mit USS Callister, sondern mit der ganzen Serie. Die sonst erwartbaren Irrungen und Wirrungen gibt es hier nicht, Autor Charlie Brooker und Regisseur David Slade (Hard Candy) bringen eine stringente und atemlose Hetzjagd auf die heimischen Bildschirme.

Größer könnte der optische Unterschied wohl kaum sein: Metallkopf (links), USS Callister (rechts).

Diese Divergenz zwischen den verschiedenen Episoden, sei es in Ton oder Optik, ist einzigartig und beeindruckt mich immer wieder. Black Mirror bietet stets Neues und Überraschendes und selbst, wenn eine Geschichte meinen Geschmack mal nicht getroffen hat, kann ich sicher sein, dass in der darauffolgenden eine komplett neue Richtung eingeschlagen wird. In Staffel 4 war dies deutlicher als je zuvor.

Diversität in Hautfarbe und Geschlecht

Auch vor Staffel 4 war Black Mirror schon ein positives Beispiel für Gleichberechtigung und Diversität – nicht umsonst wurde die Episode San Junipero aus der 3. Staffel im April 2017 bei den GLAAD Media Awards (die Medien-Auszeichnung der US-Organisation Gay and Lesbian Alliance Against Defamation) ausgezeichnet. Doch auch in diesem Sinne von Vielfalt stellten die neuen Folgen ihre Vorgänger noch einmal in den Schatten.

In fünf der sechs Episoden sind weibliche Protagonisten die Heldenfiguren – in Hang the DJ teilen sich Georgina Campbell und Joe Cole diese Rolle immerhin. Besonders hervorzuheben sind dabei Cristin Milioti als Nanette Cole, die sich in USS Callister dem schmierigen Jesse Plemons als Firmenchef und Raumschiff-Kapitän Robert Daly vehement entgegenstellt, und zudem Letitia Wright als Nish, die im Staffelfinale Black Museum ihrem männlichen Widersacher ein wohlverdientes Schnippchen schlägt.

Letitia Wright in Black Museum. Links: Douglas Hodge.

Diese finale Episode ist darüber hinaus auch ein eindeutiges Statement zur aktuellen Black-Lives-Matter-Bewegung und stellt nicht nur einmal die reiche, weiße Oberschicht an den Pranger. Weiterhin präsentiert Regisseur John Hillcoat in der Folge Krokodil mit der von Kiran Sonia Sawar verkörperten Versicherungsdetektivin Shazia Akand eine muslimische Figur, deren Herkunft oder Religion jedoch nie ein Thema ist. Eigentlich sollte dies heutzutage kein Alleinstellungsmerkmal mehr sein – weil aber die meisten Filme und Serien so grandios an der neutralen Darstellung muslimischer oder südasiatischer Figuren scheitert, fällt dies an dieser Stelle so deutlich und positiv ins Auge.

Ein Punkt, bei dem sich Charlie Brookers Serie in der nächsten Staffel jedoch noch verbessern darf: Mit Hollywood-Star Jodie Foster wurde nur eine Frau als Regisseur für eine Folge verpflichtet. Auch hier wünsche ich mir in die Zukunft mehr Gleichberechtigung.

Kiran Sonia Sawar: Die Heldin der Episode Krokodil.

Natürlich bietet die neue Staffel Black Mirror neben den obigen Punkten noch viel mehr: Allem voran mal wieder faszinierende Geschichten, beängstigende Ideen und unvorhersehbare Wendungen. Aber die Vielfalt ist es, weshalb ich sie euch hiermit ans Herz legen möchte. Ich warte schon jetzt ungeduldig auf weitere Geschichten aus dem Black-Mirror-Universum – auch wenn ich weiß, dass dies noch eine ganze Weile dauern wird.

Was haltet ihr von Black Mirror und im Besonderen von der 4. Staffel?


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