Wir schauen House of Cards - Staffel 1, Episode 9

05.01.2014 - 08:49 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Gewissensentscheidung
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Da fällt das Kartenhaus langsam in sich zusammen. Rekapituliert gemeinsam mit uns, wie Frank plötzlich gar nicht mehr so mächtig wirkt, wie wir es gewohnt sind.

Die nette, spaßige Auszeit mit seinen ehemaligen Klassenkameraden hat sich Frank (Kevin Spacey) in Anbetracht des darauffolgenden Chaos vollkommen verdient. Das neunte Kapitel von House of Cards leitet seinen vermeintlichen Fall ein und beweist mit voller Härte, dass Francis Underwoods Macht entgegen seinen eigenen Erwartungen tatsächlich auch an ihre Grenzen stoßen kann.

Nach wie vor ist es Franks oberste Priorität, Peter Russo (Corey Stoll) zum Governeur von Pennsylvania zu machen, was einerseits durch eine volksnahe Tour des Kandidaten gemeinsam mit dem Vizepräsidenten durch den Staat, als auch durch das Durchwinken der watershed bill sichergestellt werden soll. Beides verläuft jedoch nicht ganz so problemlos, wie es geplant war. Vizepräsident Matthews (Dan Ziskie) kann sich nämlich nicht so recht damit anfreunden, dass Peter Governeur in seinem Bundesstaat werden soll und leistet dementsprechend mehr Gegenwehr als Hilfe. Allerdings kann Russo ihn in einem persönlichen Gespräch doch noch davon überzeugen, dass er der richtige ist. Den Gesetzesentwurf durchzukriegen erweist sich jedoch als etwas schwieriger. Frank bittet Claire (Robin Wright), die beiden Stimmen, die zu nein tendieren, zu überreden und sie willigt ein, handelt jedoch gegenteilig, um ihre Ziele endlich mal nicht hinter denen ihres Mannes anstellen zu müssen. Zu allem Überfluss fängt auch noch Franks Verhältnis zu Zoe (Kate Mara) an zu bröckeln, sodass unser scheinbar übermächtiger Held tatsächlich ins Schwitzen gerät.

House of Cards braucht in Gewissensentscheidung nicht lange, um uns zu zeigen, dass Frank unantastbarer Panzer von hier an an Härte verliert, um nicht zu sagen ganz verschwindet. Peters Sohnemann stößt beim Herumtoben gegen Frank, der sich daraufhin mit heißem Kaffee übergießt und fortan mit einer Bandage um die Hand herumlaufen muss. Das ist jedoch nur der Anfang einer Reihe von Tiefschlägen, die er einstecken muss: Zoe versetzt ihn nicht nur fünf Minuten vor einem vereinbarten Treffen, sondern sagt ihm am darauffolgenden Tag auch noch, dass diese Sache zwischen den beiden aufhören muss und sie lediglich professionell mit ihm zusammenarbeiten möchte. Frank reagiert natürlich mit nichts als einem unterkühlten Pokerface und willigt widerstandslos ein, handelt aber wie ein eingeschnappter Teenager und verweigert Zoe fortan jegliche Art von Informationen, bis diese Sache wieder beginnt. Als ruhmreicher Sieger geht er dennoch nicht aus der Geschichte, da Zoe sich erstmals so richtig gegen ihn auflehnt und ihn unschöne, altersbezogene Dinge an den Kopf wirft, mit solch einer Respektlosigkeit, wie sie nicht nur Frank verwundert.

Doch der wirklich herbe Schlag ins Gesicht, der wirklich kräftige Tritt in die Magengrube, der wirklich mächtige Fausthieb in die Weichteile wurde ausgerechnet von Claire ausgeteilt und Junge, Junge – hat das gut getan. Franks egomaner Machthunger macht sich endlich bezahlt, denn seine Frau scheint es nicht länger dulden zu können, dass sie ihre persönliche Karriere hinter seiner anstellen muss. I want to know who lied droht Frank abschließend jedem Lebewesen im gesamten Universum und spätestens jetzt dürfte klar sein, dass sich das Blatt für ihn so schnell nicht zum Guten wenden wird. Dass ihn die Umstände in eine Situation manövriert haben, in der es ihm schwer fällt, einen kühlen Kopf zu bewahren, hat sein Ausraster im Gespräch mit Claire bewiesen. Hier zeigt er auch, wie sehr er eigentlich von sich selbst überzeugt ist. Nicht viele Männer würden ihre Frau, nachdem sie ihr quasi gesagt haben, dass ihre Karriere höchstens sekundär ist, nach so einem Gefallen bitten, wie Frank es getan hat. Er kommt gar nicht auf die Idee, dass Claire allmählich die Nase voll haben könnte – dass er das nun auf die harte Tour lernen muss, ist zutiefst befriedigend und vielversprechend für die kommenden Episoden.

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