Wie Buffy mich das Fürchten lehrte

10.03.2017 - 11:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Das große Schweigen
Twentieth Century Fox
Das große Schweigen
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Heute vor 20 Jahren, am 10.03.1997, lief die erste Folge Buffy auf The WB. Ich will euch anlässlich des Jubiläums zeigen, was meine liebste Folge, Das große Schweigen aus Staffel 4, so besonders macht.

Jeder Mensch hat ja Dinge, die einen in der Kindheit geprägt haben und sich Jahre später manchmal als anfangs vielleicht nur schemenhafte, aber dann immer bildlicher werdende Erinnerung wieder ins Bewusstsein drängen. Alle aufzuzählen, würde natürlich den Rahmen sprengen und das Thema verfehlen, also beschränke ich mich auf die drei für mich wichtigsten: Familienurlaube in Schottland, Reiten und Buffy - Im Bann der Dämonen. Auf den ersten Blick erscheinen diese ziemlich zusammenhangslos, aber da ich Das große Schweigen (OT: Hush) aus Staffel 4, jene Folge, um die es heute geht, während meiner Ferien auf dem Reiterhof geguckt habe, sind zumindest die letzten beiden Erinnerungen indirekt miteinander verknüpft.

Wenn Träume wahr werden...

Zu Beginn der Folge schläft die Vampirjägerin (Sarah Michelle Gellar) während eines Seminars über Sprache und Kommunikation ein und träumt dabei von einem kleinen Mädchen, das in einem unheimlichen Horror-Singsang die sogenannten Gentlemen ankündigt. Diese müssten laut des Reims "sieben Herzen nehmen und darunter vielleicht deins". Während sie dies tun, könne man weder schreien, noch weinen. In der darauffolgenden Nacht wird Sunnydale von zwei schaurigen Gestalten, den Gentlemen, heimgesucht. Diese rauben mit einer ominösen Box die Stimmen aller Einwohner der Stadt und verwahren sie in ebendieser. Am nächsten Tag stellen zunächst Buffy und Willow (Alyson Hannigan) fest, dass ihnen die Stimme fehlt, finden aber durch die Medien heraus, dass ganz Sunnydale betroffen ist. Im Laufe der Folge muss die Gruppe mithilfe von Giles' Wissen den Grund und vor allem die Lösung gegen die Stummheit finden, denn nach und nach steigt die Opferzahl derer, denen das Herz herausgerissen wurde. Die Stadt befindet sich im allgemeinen Ausnahmezustand, denn jeder der Einwohner könnte der nächste sein.

Buffy

Trotz der Tatsache, dass mein Gesicht die meiste Zeit hinter einem Kissen oder meiner Schwester versteckt war, war ich von der Machart und Andersartigkeit dieser Folge begeistert. Natürlich ist es als 11-jähriger Fan schwer zu differenzieren, ob eine Episode nun besonders gut war oder eher nicht, vor allem wenn man sowieso einen Girl-Crush auf die Heldin der Serie hat, aber auch heutzutage nach Neusichtung der Folge kann ich sagen, dass diese es in sich hat.

Albtraumhafte Märchengestalten

Angefangen bei den Gentlemen, zwei skelettartigen Gestalten in makellosen Anzügen, die sich schwebend fortbewegen und ohne Probleme Konsorten wie Freddy Krueger aus Nightmare on Elm Street an die Wand gruseln könnten: Laut Regisseur Joss Whedon sei es seine Intention gewesen, die Gentlemen wie die Monster eines Grimmschen Märchens aussehen zu lassen, weshalb der Originaltrailer auch mit "Some fairy tales should not be told. This one will come true" ("Einige Märchen sollten nicht erzählt werden. Dieses wird wahr werden.") beginnt. Die Gentlemen beherrschen die Stille und können sich durch kleinste Gestiken, sei es ein Handzeichen oder ein Kopfnicken, verständigen, was sie im Kontrast zu den tollpatschigen Einwohnern, die sich erst mit ihrer Stummheit zurechtfinden müssen, noch unheimlicher erscheinen lässt.

Auch überkommt einen in der Buffy-Folge Das große Schweigen durchweg das Gefühl der Beklemmung, denn selbst wenn man nur Zuschauer ist, fühlt es sich an, als sei man in seinem eigenem Albtraum gefangen, in dem man schreien will, aber nicht kann. Man fühlt mit den Charakteren und spürt deren Hilflosigkeit, die sich einzig und allein durch ihre Mimik überträgt, einen dadurch aber sogar mehr fesselt als die gesprochenen Dialoge dieser Folge. Allerdings wird die größtenteils gespenstische Stille auch durch komödiantische Momente durchbrochen, beispielsweise als Giles während seines Vortrags pantomimisch darstellt, wie man die Gentlemen bekämpft.

Buffy

Ohne Worte

Wo wir gerade bei dem Thema Stille sind. Der Umstand, dass in dieser Folge 27 von 44 Minuten schweigend verbracht werden, ist nicht nur originell, sondern enthält auch eine tiefer liegende Botschaft. Inwiefern unterscheidet sich Reden von eigentlicher Kommunikation? Steckt in dem, was wir nicht sagen und nur durch unsere Körpersprache kommunizieren, mehr Wahrheit als in dem, was wir tatsächlich aussprechen? In dieser außergewöhnlichen Episode sind die Charaktere durch ihre Sprachlosigkeit gezwungen, andere Wege zu finden, um sich mitzuteilen und erstaunlicherweise gelingt es ihnen erst dann, einander wirklich zu verstehen. Tatsächlich hat diese Folge also nicht nur wegen des angenehm verstörenden Gruselfaktors mein Herz verdient, sondern auch weil dieser Grusel einen Sinn beinhaltet. Übrigens ist Das große Schweigen die einzige Folge der Serie, die im Jahre 2000 eine Nominierung für den Emmy Award erhielt. Vielleicht ein weiterer Grund mal reinzuschauen...

Habt ihr Das große Schweigen schon gesehen? Was gefiel euch am besten an der Episode?

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