The Walking Dead: Warum Steven Yeun seine Figur Glenn kritisiert

31.10.2018 - 20:00 Uhr
Steven Yeun als Glenn RheeAMC
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Zwei Jahre nach seinem Ausscheiden aus The Walking Dead spricht Glenn-Darsteller Steven Yeun darüber, wie seine Zeit am Set für ihn war. Dabei stellt er klar, warum er nicht glücklich mit Glenn als Repräsentation einer Minderheit ist.

Diversität und die Repräsentation ethnischer Minderheiten in unseren Medien rückt endlich immer mehr in den Fokus von Film- und Serienmachern. Doch diese Repräsentation beim Schreiben fiktiver Figuren so zu meistern, dass alle Beteiligten glücklich sind, ist eine Gratwanderung. Eine, die bei einem der schmerzlich vermissten Fanlieblinge aus The Walking Dead, Glenn, augenscheinlich geklappt hat. Er ist liebenswert, zuverlässig, eine rundum positive Repräsentation, sollte man meinen. Darsteller Steven Yeun erklärte jetzt in einem Interview mit Slate , warum genau diese überschwängliche Positivität ein Problem für ihn war.

Glenn ist ein guter Anfang, aber zu perfekt

Glenn Rhee war sechs Staffeln lang praktisch das Herz von The Walking Dead. Lange, bevor wir uns fragen mussten, ob die Serie ohne den bald ausscheidenden Rick Grimes funktionieren wird, mussten wir Glenns Verlust betrauern. Wir hingen an ihm, weil es an ihm einfach nichts gab, das uns großartig gestört hätte. Und da liegt nach Steven Yeuns Gefühl der Hund begraben. Glenn wäre einfach zu unrealistisch perfekt gewesen, eine Schablone des idealen koreanisch-stämmigen Amerikaners. Yeun habe stets das Gefühl gehabt, trotz allem eben ein Stereotyp zu sein, der nur auf ganz spezifische Parameter zugeschnitten ist:

Ich werde nicht für andere asiatisch-amerikanische Darsteller sprechen, weil ich nicht weiß, was denen [an Rollen] angeboten wird. Aber für mich ist es immer: Netter Typ, zuverlässig, fürsorglich, gutmütig. Beige.


Glenn, der ewig Fürsorgliche, ewig Uiverlässige

Er habe anfangs nur seinen Job gut machen und mit diesen Parametern arbeiten wollen, sei aber irgendwann aus ihnen herausgewachsen. Laut Yeun war es unmöglich, dieses Gefühl, nur dieser eine, eben asiatische Typ zu sein, der Fangemeinschaft zu erklären. Er liebe seine Freunde und Erfahrungen am Set sehr, er würde sie für nichts auf der Welt eintauschen. Aber Glenn sei nun einmal zu perfekt gewesen, und genau deshalb "beige". Ein wirklich repräsentativer, realer Charakter hat seine Schwächen und Fehler. Und das habe ihm bei Glenn gefehlt.

Warum Steven Yeun sich in Korea als Schauspieler viel freier fühlt

All das sei Steven Yeun erst voll bewusst geworden, als er seinen kommenden Film Burning in Südkorea gedreht habe. Dabei handelt es sich um eine Adaption einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami durch Lee Chang-dong (Poetry, Secret Sunshine). In Cannes war Burning einer der besten Filme des Festivals, auch dank Yeun. Der Film ist Südkoreas Beitrag für den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film 2019 und darin durfte Steven Yeun einen zerrissenen, sehr menschlichen Charakter spielen. Hier habe er sich nicht "beige" gefühlt, und seine Figur Ben sei nicht vorgeschrieben liebenswert, sondern rätselhaft und ambivalent. Bei den Dreharbeiten habe er erstmals nicht unter dem "white gaze", der Sichtweise von Weißen, gearbeitet, so Yeun:

Für mich fühlte sich die Erfahrung [in Korea] bereichernd und vollständig an, weil ich dort keine Andersartigkeit gespürt habe.

Steven Yeun als Ben in Burning

Von diesem Interview gilt es jetzt für Produzenten, zu lernen. Die Industrie befindet sich im Punkt Diversität auf einem guten Weg, aber es gibt noch eine Menge Arbeit. Glenn hat seine Probleme als menschlicher Charakter, aber er ist eben ein Anfang. Und Yeun wird die Zeit bei The Walking Dead vermissen, so wie wir ihn vermissen.

Findet ihr Glenns Charakter zu perfekt?

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