Terror – FDP-Politiker sprechen sich gegen kontroverse ARD-Produktion aus

02.08.2016 - 19:00 Uhr
Florian David Fitz in Terror
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Florian David Fitz in Terror
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Zu der Verfilmung des umstrittenen Gerichtsdramas Terror von Ferdinand von Schirach melden sich jetzt einige Politiker zu Wort und fordern, den TV-Film aus dem Programm zu streichen.

Noch bevor Terror im Ersten auf Sendung geht, schlägt der TV-Gerichtsfilm nach einem Bühnenstück von Ferdinand von Schirach schon hohe Wellen. In dem fiktionalen Gerichtsfall geht es um den 31-jährigen Kampfpiloten Lars Koch, der eigenmächtig ein Passagierflugzeug mit 164 Menschen an Bord abgeschossen hat, nachdem es von Terroristen in ihre Gewalt gebracht wurde. Um zu verhindern, dass das Flugzeug in das mit 70.000 Zuschauern besetzte Münchner Fußballstadion abstürzt, hat Koch zu drastischen Mitteln gegriffen. Nun muss sich der junge Familienvater, der der festen Überzeugung ist, richtig gehandelt zu haben, vor Gericht verantworten. Ob Koch ein Held oder ein Mörder ist, sollen auch die Zuschauer nach der Ausstrahlung bei einer multimedialen Abstimmung entscheiden, außerdem wird im Anschluss bei einem Hart aber fair-Spezial zu genau dieser Frage diskutiert.

Während Terror für die ARD ein vielversprechendes Projekt ist, das dem Sender schon vor der Ausstrahlung viel Aufmerksamkeit sichert, schalten sich jetzt die beiden FDP-Politiker Gerhart Baum und Burkhard Hirsch in die Debatte ein und fordern, den Film aufgrund der Verbreitung verfassungsfeindlicher Gedanken gar nicht erst auszustrahlen (via Meedia ). Beide legten 2005 Verfassungsbeschwerde gegen das Luftsicherheitsgesetz der rot-grünen Bundesregierung ein, das einen solchen Abschuss wie in von Schirachs Theaterstück erlaubte. Der Beschwerde wurde stattgegeben, der entsprechende Paragraph für verfassungswidrig erklärt.

Bei einem Interview mit der FAZ  sagte der ehemalige Bundestags-Vizepräsident Hirsch:

In meinen Augen ist das Effekthascherei mit einem Vorgang, bei dem es um die Menschenwürde und die Wahrung der Grundrechte, die Substanz der Bundesrepublik geht.

Der ehemalige Innenminister Gerhard Baum sprach sich insbesondere gegen die dramaturgische Konstruktion aus, denn mit ihr bringe Schirach Leute dazu, eine falsche Entscheidung zu treffen und sie in die Wirklichkeit zu transponieren. Baums Fazit:

Hier wird doch in Wahrheit über das Grundgesetz abgestimmt. Und die Richter sitzen im Wohnzimmer. Und welche Konsequenz soll eine solche Abstimmung haben? Wird dann noch der regionale Vergleich gezogen, wie die Zuschauer in den einzelnen Ländern abstimmen? Was soll daraus hervorgehen? Ich rate Herrn Herres, dem Programmdirektor der ARD: Lassen Sie das!

Im Hinterkopf hat Baum dabei mit Sicherheit, dass sich die Zuschauer bislang bei 94 Prozent der vorangegangenen Aufführungen von Terror für einen Freispruch des Piloten aussprachen und durchschnittlich 59,4 Prozent der Meinung sind, dass Koch richtig gehandelt habe. Bei Juristen dagegen ist der fiktionale Fall viel umstrittener.

ARD-Programmchef Volker Herres lässt sich derweil von den FDP-Politikern nicht aus der Ruhe bringen und denkt gar nicht daran, Terror aus dem Programm zu nehmen. Zwar seien die von den Politikern aufgeworfenen Fragen hochspannend, aber gerade deswegen habe man die Verfilmung auch so eng mit Hart aber Fair verknüpft:

Gutes öffentlich-rechtliches Fernsehen muss substanziell und hintergründig sein; es muss aber zugleich auch kontrovers sein, es muss provozieren und polarisieren und zur Auseinandersetzung anregen. Einen Fernsehabend, der dies tut, werde ich deshalb, wie die Herren Baum und Hirsch fordern, auf keinen Fall aus dem Programm nehmen.

Terror von Lars Kraume mit Florian David Fitz, Martina Gedeck und Lars Eidinger wird voraussichtlich am 17.10.2016 im Ersten ausgestrahlt.

Findet ihr, dass die Kritik der FDP-Politiker gerechtfertigt ist?

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