Star Wars-Star ganz anders: Paterson ist eine wundervolle Ode ans Leben

25.05.2020 - 13:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Adam Driver in PatersonWeltkino Filmverleih
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In Paterson geht es um alles und nichts. Der Film mit Kylo Ren-Schauspieler Adam Driver zeigt nur die Routine des Alltags und wird dadurch zu einem der schönsten Filme der letzten Jahre.

In seiner Tragikomödie Paterson mit Star Wars-Star Adam Driver reiht Jim Jarmusch alltägliche Momente aus dem unspektakulär wirkenden Leben eines unscheinbaren Menschen aneinander. Mit dem Werk von 2016, das Arte heute Abend um 22:30 Uhr als deutsche Free-TV-Premiere ausstrahlt, hat der Regisseur aber trotzdem eines der schönsten, beglückendsten Filmerlebnisse der letzten Jahre geschaffen.

Paterson zeigt die Routine des Alltags als Magie des Lebens

Wochentag für Wochentag verläuft Patersons Leben in der gleichnamigen Stadt von New Jersey auf den ersten Blick nach dem immer gleichen Rhythmus. Er wacht frühmorgens auf, weckt liebevoll seine Frau, um kurz Zeit mit ihr zu verbringen zu können, und nimmt ein bescheidenes Frühstück in Form einer kleinen Schüssel Cornflakes zu sich.

Schaut hier den deutschen Trailer zu Paterson

Paterson - Trailer (Deutsch) HD
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Danach läuft er zu dem Bus, mit dem er die unterschiedlichsten Menschen durch die Stadt fährt, wobei er kurz vor Beginn seiner Schicht und in der Mittagspause kleine, unaufgeregte Gedichte in sein Notizbuch schreibt. Wenn er nach der Arbeit nach Hause kommt, hat seine Frau meist schon Abendessen gekocht, nach dem Paterson noch mit Hund Marvin Gassi geht und auf ein Bier in seiner Stammkneipe vorbeischaut.

Was wie der banale Alltag unzähliger Menschen klingt, wird von Independent-Ikone Jim Jarmusch zu einem der schönsten Filmerlebnisse der letzten Jahre geformt. Auch im höheren Alter bleibt der Regisseur seinem Motto treu und stellt weiterhin unter Beweis, dass er laut eigener Aussage lieber einen Film über einen Mann drehen würde, der seinen Hund ausführt, als über den Kaiser von China.

Den oberflächlich monotonen Abläufen in Patersons Woche entlockt Jarmusch bewegende Facetten, die das Banale und Gewöhnliche plötzlich wertvoll und besonders erstrahlen lassen. Trotz der minimalistischen Struktur, die sich ähnlich wie Patersons Hobby-Lyrik am Unscheinbaren entlang hangelt und kleine Details veredelt, wirkt der Film dadurch wie ein verträumtes Märchen, das jedem noch so unbedeutend wirkenden Augenblick einen faszinierenden Nachhall verleiht.

Neben Star Wars: Paterson zeigt einen ungewohnten Adam Driver in Bestform

Jim Jarmuschs Film ist aber auch eine beeindruckende Bühne für Hauptdarsteller Adam Driver. Vielen dürfte der Schauspieler mittlerweile als Kylo Ren aus der neuen Star Wars-Trilogie bekannt sein, wo Driver seine Figur als gekränkten, frustrierten Sohn spielt, in dem unentwegt Verbitterung und Wut brodeln.

Für Driver ist es nicht die erste Rolle dieser Art. Erste größere Aufmerksamkeit bekam der Schauspieler durch seine Beteiligung an der HBO-Serie Girls von und mit Lena Dunham. Darin verkörperte Driver von 2012 bis 2017 in 6 Staffeln den aufstrebenden Schauspieler Adam Sackler, der mit seiner impulsiven, unberechenbaren Art direkt markante Akzente für Driver als eindrucksvolle Erscheinung in der Szene setzte.

Paterson mit Golshifteh Farahani und Adam Driver

Paterson zeigt ihn dagegen ganz anders. Den Protagonisten von Jim Jarmuschs Film spielt Driver mit einer verschlossenen Eigenart, die zunächst gar nicht zum sonst so expressiven Stil des Amerikaners passen mag. Was anfangs noch wie unterdrückte Unzufriedenheit wirkt, weicht jedoch schnell einer sanften Warmherzigkeit.

Wenn Paterson das Zuhören von Unterhaltungen seiner Fahrgäste ein Lächeln entlockt, ihm seine Frau (die genauso wunderbare Golshifteh Farahani) mal wieder einen ihrer Träume der vergangenen Nacht schildert oder er beinahe jeden Tag einem neuen Lebenstraum hinterherjagt, lässt Paterson den magischen Kern des Lebens, und sei er noch so unspektakulär wie in vielen Szenen dieses Films, fühlbar werden.

Paterson läuft heute Abend um 22:30 Uhr auf Arte. Bis zum 7. Juni 2020 steht der Film außerdem in der Arte-Mediathek als Stream zur Verfügung.

Habt ihr Paterson schon gesehen oder wollt ihr euch den Film noch anschauen?

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