Pastewka - Warum wir uns bei Cringe-Comedys so gerne fremdschämen

26.01.2018 - 09:45 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
PastewkaSat.1
Pastewka, The Office, Lass es, Larry! – Cringe-Comedys erfreuen sich größter Beliebtheit. Aber warum schauen wir deren Hauptfiguren so gern dabei zu, wie sie kein Fettnäpfchen auslassen?

"Einer von uns! Einer von uns", skandiert die im Mittelpunkt stehende Zirkusgruppe in Todd Brownings Horror-Klassiker Freaks - Mißgestaltete (1932) gegen Ende des Films. Ein Satz, den wohl auch wir als Zuschauer von zu ständiger Fremdscham anregenden Comedyserien wie The Office (UK oder US), Lass es, Larry!, Stromberg oder Pastewka immer wieder im Chor wiederholen könnten. Denn im Grunde sind auch deren Hauptfiguren Zirkus-Attraktionen, Außenseiter - und meist nur ein Spiegelbild unserer selbst. Und genau das ist auch der Grund, weshalb uns die peinlichen Geschichten ums Anecken und Scheitern so begeistern. Schauen wir uns in den folgenden Absätzen doch einmal an, was drei der großen Cringe-Ikonen - Larry David, Michael Scott und Bastian Pastewka - zu so anziehenden Figuren macht und wie ihre Erlebnisse vielleicht sogar als Bereicherung für unser eigenes Leben dienen können.

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Larry David sagt, was wir denken

Im Mittelpunkt von Lass es, Larry! (Originaltitel: Curb Your Enthusiasm) steht Larry David, seines Zeichens Komiker, Schauspieler, Drehbuchautor und Produzent. Einem großen Publikum bekant wurde er durch seine Mitarbeit an der Sitcom Seinfeld - in Lass es, Larry! spielt er schließlich eine fiktive Version seiner selbst. Doch dieser Larry spricht so oft das aus, was wir uns nie zu sagen trauen würden: Ob die Ablehnung der Besichtigung eines neuen Hauses mit den Worten "Ich verstehe schon. Es ist ein Haus. Es ist neu. Schön", das offene Eingeständnis einem Blinden gegenüber, dass es keinen Spaß mache, mit ihm zu reden, weil er eben einfach keine Referenzen verstehe, oder aber die simple (bzw. eben nicht so simple) Verweigerung von lästigem Smalltalk.

Ruhig bleiben: Larry David in Lass es, Larry!

Es sind diese Momente, in denen wir uns verstanden fühlen, in denen wir zu Larry aufschauen und denken: "Das würde ich auch so gern tun, aber ...", die den ganz besonderen Reiz von Lass es, Larry! ausmachen. Und natürlich schämt man sich für den "Helden" der Serie, wenn er jemandem auf den Schlips tritt und mal wieder im gesellschaftlichen Abseits steht - aber auch nur, weil wir solche Situationen selbst kennen und wissen, dass er eigentlich völlig richtig liegt.

Michael Scott ist der kleine Trottel in uns allen

Auch im Falle von Michael Scott (Steve Carell), dem Chef aus Das Büro - dem US-Ableger von Ricky Gervais' The Office - rührt ein Großteil der Faszination wohl daher, dass wir uns in ihm häufiger, als uns eigentlich lieb ist, wiedererkennen. Er stolpert von einem Fettnäpfchen ins nächste, eckt überall an und wird ständig falsch verstanden. Aber dies geschieht nie aus Absicht: Der Bürochef weiß es einfach nicht besser, im Kern ist er ein liebenswerter, aber viel zu weniger geliebter Kerl. Natürlich ist Steve Carells Figur grotesk überspitzt - aber wer hat nicht schon mal verzweifelt versucht, in der Gunst eines umschwärmten Anderen zu steigen, sich dabei aber wie der größte Tollpatsch auf Erden angestellt? Und wer wollte nicht schon mal andere Menschen unterhalten, zum Lachen oder zumindest zum Lächeln bringen, wählte dafür aber die komplett falsche Methode und erntete stattdessen Unverständnis?

Der beste Chef der Welt: Steve Carell als Michael Scott

Im Grunde gilt dasselbe auch für Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) im deutschen Ableger und David Brent (Ricky Gervais) im britischen Original-Office, doch ist Michael Scott deutlich sympathischer als diese beiden angelegt (und selbst bei ihnen erkenne ich mich viel zu oft wieder). Wie ein neugeborenes, unbeholfenes Rehkitz tapst der US-Bürochef von einer Peinlichkeit in die nächste und meint es dabei doch eigentlich immer nur gut. Okay, der Vergleich war eventuell ein bisschen zu viel des Guten, aber ihr wisst schon, was ich meine.

Pastewka zeigt, dass wir alle in einem Boot sitzen

Pastewka ist die deutsche Version von Lass es, Larry! - im Gegensatz dazu aber weniger improvisiert. Und auch wenn natürlich vollkommen klar ist, dass die allermeisten Situationen, in die der titelgebende Comedian gerät, nicht auf realen Erlebnissen basieren, zeigt die Serie doch sehr deutlich und schön, dass niemand vor Peinlichkeiten gefeit ist - auch Prominente nicht. Im Interview mit dem Stern  zur 8. Staffel seiner Comedyserie verrät Bastian Pastewka: "Es gibt Tage in meinem Leben, wo ich morgens aufstehe und es geht so viel schief, dass ich denke: Ich bin gerade Teil meiner Sitcom."

Auch nur einer von uns: Bastian Pastewka

Genau diese Aussage bringt sehr schön auf den Punkt, was das Großartige an den Cringe-Comedy-Serien ist. Sie sind nicht nur unterhaltsam und lustig, nein: Sie helfen uns dabei, positiver auf unser eigenes Leben zu schauen. Wenn wir sehen, dass genau die Probleme und unangenehmen Situationen, die wir tagtäglich durchleben, nicht auf uns beschränkt sind, dann können wir eher mit einem Lächeln darauf reagieren. Denn all die gesellschaftlichen Fehltritte von Larry David, all die verzweifelten und oft peinlichen Versuche von Michael Scott, von anderen gemocht zu werden, und all die kleinen und großen Alltagsprobleme von Bastian Pastewka wurden von irgendwem schon mal (wenn auch in abgeschwächter Weise) so erlebt: Von den Darstellern, Drehbuchautoren oder wem auch immer. Und tut es nicht wahnsinnig gut, zu wissen, dass wir nicht abnormal sind, sondern einfach nur Menschen mit ganz normalen menschlichen Problemen?

Seid ihr auch Fans von Comedyserien wie Pastewka, The Office und Co?

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