Orange Is the New Black und seine unfreiwillige Heldin

14.07.2016 - 08:58 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Orange Is the New BlackNetflix
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Mein Herz für Serie geht zum zweiten Mal an Orange Is the New Black. In den vergangenen zwei Staffeln hat die Serie durch ihre starken und außergewöhnlichen Charaktere in Sachen Qualität und Spannung zugelegt und sich mein Herz ein zweites Mal verdient. Diesmal widme ich diesen Text aber einer ganz bestimmten Persönlichkeit.

Achtung: Spoiler zu Staffel 4 von Orange Is the New Black:

Lieber sage ich es auch gleich vorweg. Wer die aktuelle 4. Staffel von Orange Is the New Black noch nicht bis zur letzten Episode gesehen hat, sollte sich die Lektüre des Textes für einen späteren Zeitpunkt aufheben.

Fast zwei Jahre ist es her, da schenkte ich mein Herz für Serie Orange Is the New Black. Seitdem ist viel passiert, zwei weitere Staffeln sind erschienen, drei weitere bestätigt, Charaktere haben sich entwickelt, sind dazugestoßen oder gegangen. Dabei ist die Netflix-Produktion meiner Meinung nach mit jeder Staffel stärker geworden und mit ihr vor allem ihre Hauptpersonen, die Insassinnen des Litchfield Penitentiary. Orange Is the New Black gehört definitiv zu meinen Lieblingsserien und bekommt damit Text Nummer 2 von mir in dieser Rubrik. Doch diesmal widme ich mich einer bestimmten Persönlichkeit: Inmate Poussey Washington.

Klein, quirlig und meistens gut aufgelegt wuselt Poussey (Samira Wiley) zwischen all den Fehden, Machtkämpfen und Dramen im Knastalltag von Litchfield hindurch und fällt hauptsächlich durch ihr breites Grinsen auf. Zu Beginn von Staffel 1 sitzt Poussey bereits das zweite Jahr ihrer sechsjährigen Haftstrafe ab. Sie wurde mit einer größeren Menge Marihuana erwischt, ein vergleichsweise mildes Vergehen. Ihr Temperament schäumt hin und wieder über und animiert sie zu unüberlegten Handlungen, dennoch tut sie keiner Fliege etwas zuleide und macht einen großen Bogen um Gewalt. In Litchfield betreut sie die Bibliothek und hängt mit ihrer besten Freundin Taystee (Danielle Brooks) ab, für die sie zwischendurch stärkere Gefühle empfindet.

Bruchstücke ihrer Vergangenheit werden in Rückblenden erzählt. Poussey ist gebildet, spricht fließend Deutsch und Französisch. Ihr Vater ist ein hohes Tier beim Militär, gemeinsam lebte die Familie Washington daher eine Weile in Bayern. Die Rückkehr in die USA liegt nicht zuletzt daran, dass Poussey eine Beziehung zu Franziska, der Tochter des Vorgesetzten von Vater Washington, einging. Während Pousseys Familie die Homosexualität ihrer Tochter entspannt sieht, schickt der Vater ihrer Freundin sie kurzerhand zurück. Poussey wird immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. Eine Schwarze, die im Gefängnis sitzt, kann unmöglich über Bildung verfügen oder aus einer funktionalen Familie stammen, oder? Selbst ihre spätere Partnerin Soso (Kimiko Glenn) kann sich von derartigen Vermutungen nicht befreien und verletzt Poussey zutiefst mit der Annahme, ihre Mutter sei eine Crack-abhängige Frau aus dem Ghetto.

(Letzte Spoiler-Warnung)

Klar, Poussey gehört von Anfang an zu den sympathischeren Insassinnen von Litchfield. Aber bis zur 4. Staffel von Orange Is The New Black fiel sie vorwiegend durch unterhaltsame Dialoge und witzige Sprüche auf. Eine besondere Rolle für die Entwicklung der Serie nimmt sie vor allem durch ihren Tod ein. Aber warum musste gerade Poussey sterben? Ihr Tod in der Serie ist ebenso tragisch wie exemplarisch. Poussey stirbt während eines friedlichen Protestes gegen die unmenschlichen, willkürlichen Methoden der neuen Gefängnis-Aufseher. Die Situation eskaliert, als das schlecht ausgebildete und unerfahrene Personal die Ruhe verliert und sich unfähig zeigt, souverän zu handeln.

Ihr Tod ist ein Unfall, aber dennoch eine Folge von vielen Missständen. Ausgerechnet der schüchterne und im Grunde gutherzige Baxter Bayley (Alan Aisenberg) ist derjenige, der Poussey im Affekt erstickt. Im Grunde ist der unsichere junge Mann ebenfalls ein Opfer, das im falschen Moment falsch reagierte. Mit dem Verlust von Poussey stirbt einer der wenigen schwarzen LGBT-Figuren, die überhaupt in einer aktuellen Serie eine relevante Rolle spielen. Die Schöpfer von Orange Is The New Black setzen mit der Entscheidung, Poussey auf diese Weise sterben zu lassen, einen Kommentar zu der Black Lives Matter-Bewegung, der heute vielleicht noch aktueller und daher umso dringlicher ist als zu den Dreharbeiten vor einem Jahr.

Besonders schmerzhaft wird ihr Tod durch die Rückblenden in der letzten Episode der 4. Staffel. In einer Nacht in New York City lernen wir Poussey kennen, wie sie ist: impulsiv, spontan, neugierig, voller Lebenslust und für jedes Abenteuer bereit. Welche Konsequenzen Pousseys schrecklicher Tod für die anderen Figuren hat, werden wir erst in Staffel 5 zu spüren bekommen. Allerdings wird er mit großer Sicherheit eine Kette von Reaktionen auslösen und Inmate Washington für ihre Freunde und Mitinsassinnen unvergesslich machen.

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