Nicht bei Netflix & Amazon Prime: Die bisher beste Serie des Jahres ist ein berauschendes Meisterwerk

26.03.2022 - 11:56 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
PachinkoApple TV+
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Die bisher beste neue Serie 2022 gibt es jetzt zu streamen. Pachinko – Ein einfaches Leben bei Apple TV+ ist erzählerisch kraftvoll, visuell berauschend und einfach überwältigend.

Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+ und Amazon Prime bringen Woche um Woche immer mehr Serien. Die wirklichen herausragenden Titel zu finden, wird dabei für Serienfans fast schon zur Glückssache. Ich erleichtere euch die Suche nach so einem Highlight heute ein wenig. Auf Apple TV+ ist das trilinguale Epos Pachinko - Ein einfaches Leben gestartet. Und das solltet ihr auf keinen Fall verpassen.

Die Adaption von Min Jin Lees Erfolgsroman Ein einfaches Leben ist ein Serien-Meisterwerk, das so nicht alle Tage erscheint. Über acht Episoden entfaltet sich eine vier Generationen und acht Jahrzehnte umspannende Familiengeschichte in epischer Form und zugleich sehr intimer Erzählart. Pachinko hat schon jetzt einen Platz auf der Liste der besten Serien 2022 verdient. Warum? Das erfahrt ihr hier im Seriencheck.

Die bisher beste Serie 2022: Das erwartet euch in Pachinko

Die Handlung von Pachinko beginnt im Jahr 1910 mit der Annexion Koreas durch das Kaiserreich Japan. Viele Koreaner:innen leben in Armut, was die verzweifelte Familie der jungen Yangjin dazu bringt, ihre Tochter an den körperlich behinderten Besitzer einer kleinen Pension in einem Fischerdorf nahe Busan zu verheiraten. Er hat nicht viel, aber dafür ein großes Herz. Bald schon wird ihre Tochter Sunja geboren.

Hier gibt's den deutschen Trailer zum Serien-Highlight Pachinko von Apple TV+:

Pachinko Ein einfaches Leben - S01 Trailer (Deutsch) HD
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Mit Sunja nimmt die epische Geschichte einer Familie mit koreanischen Wurzeln ihren Lauf, die in den kommenden Dekaden von Liebe und Leid geprägt ist und sich von Korea über Japan bis nach Amerika erstreckt. Erzählt wird Pachinko hauptsächlich auf zwei Zeitebenen, die durch ihre parallele Erzählweise immer wieder in Dialog miteinander treten.

Auf der einen Seite folgen wir Sunjas (Minha Kim) Geschichte, die sich im Alter von 16 Jahren in den kriminellen Fischhändler Hansu (Min-ho Lee) verliebt und später als Migrantin im japanischen Osaka Diskriminierung und Ausgrenzung erduldet, um ihrer Familie ein besseren Leben zu ermöglichen. Viele Jahre später im Jahr 1989 reist Sunjas in die USA ausgewanderter Enkel Solomon (Jin Ha) zurück in seine Heimat Japan.

Hier soll er eine alte Koreanerin überreden, ihr Grundstück an das internationale Bankunternehmen zu verkaufen, für welches er arbeitet. All die Opfer, die seine Familie in der Vergangenheit erbrachte, ihre Hoffnungen und Träume sind zur Bürde für Solomon geworden. Die Erwartungen und der Druck, der auf ihm lastet, drohen Solomon zu zerreißen.

Pachinko bei Apple TV+: Die Poesie der Emotionen

Die beiden Regisseure Kogonada (Columbus) und Justin Chon (Blue Bayou) präsentieren das Porträt einer Generation von Menschen, die überall als "Fremde" behandelt werden, in geradezu poetischen und wunderschönen Bildern. Durch den Einsatz von Handkamera-Einstellungen strahlen diese zusätzlich eine starke Intimität aus, die sich auch in der Erzählung widerspiegelt.

Pachinko: Sunja und Hansu

Pachinko ist eine Serie über das Leben und all den damit verbundenen Emotionen. Durch den intimen Fokus auf die Charaktere und ihre Umstände entfaltet die Serie eine enorme Kraft aus selbst kleinsten Gesten und Blicken.

Die Serie taucht tief in die Gefühlswelten ihrer Protagonist:innen ein und schafft es auf beeindruckende Weise diese erlebbar zu machen. Wenn zum Beispiel Sunja als alte Frau (Yuh-jung Youn) nach über 50 Jahren das erste Mal wieder den Boden ihrer einstigen Heimat unter den Füßen spürt, dann bleibt bei uns Zuschauenden garantiert kein Auge trocken.

Neben dieser immersiven Inszenierung ist es aber vor allem das starke Ensemble an Darstellenden – allen voran Newcomerin Min-ha Kim und Oscarpreisträgerin Yuh-jung Youn (Minari) –, das durch ein zurückhaltendes und authentisches Spiel begeistert.

Weder bei Netflix noch bei Amazon: Pachinko ist ein komplexes Meisterwerk

Wie eingangs schon erwähnt, wird Pachinko in drei unterschiedlichen Sprachen erzählt. Im Originalton sind dies Koreanisch, Japanisch und Englisch. Die Besonderheit an Pachinko ist dabei der Umgang mit Sprache selbst, die als beeindruckendes Stilmittel eingesetzt wird.

Pachinko - Ein einfaches Leben

Durch farbkodierte Untertitel wissen die Zuschauenden zu jedem Moment, welche Sprache gerade gesprochen (und von den Charakteren verstanden) wird. Wenn aber eine in den Fokus gerückte Figur eine Fremdsprache nicht versteht, fehlen plötzlich die Untertitel.

So wird die Koreanerin Sunja in einer Szene auf dem Fischmarkt von japanischen Männern überrumpelt, die in einer ihr fremden Sprache auf sie einsprechen. Die Untertitel jedoch verschwinden, wodurch wir ihre Hilflosigkeit unmittelbar miterleben.

Was Pachinko zu einem Meisterwerk macht, ist nicht nur die poetische Bildsprache und die durchdachte Inszenierung, sondern auch die Verhandlung unterschiedlichster Themen und kleiner Geschichten in einer so enormen Dichte, dass sie alle aufzuzählen diesen Artikel sprengen würde. Kurz gesagt: es geht um Leben, Überleben, Heimat und Herkunft und so so viel mehr. Dieses epochale Familiendrama ist ein komplexes Puzzle, das sich nach und nach zusammensetzt.

Das alles wird in einem sehr spezifischen historischen Kontext eingebettet, der in westlichen Gefilden kaum im Geschichtsunterricht behandelt wird. Wir erfahren neben der gelebten Kultur im Hintergrund viel über die japanische Kolonialmacht und die Unterdrückung von Koreaner:innen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und gerade das macht Pachinko so faszinierend.

Das Serien-Highlight bei Apple TV+ zelebriert das Leben mit all seinen Facetten

Viele werden sich jetzt sicher fragen: Was ist denn überhaupt ein Pachinko? Vereinfacht gesagt: eine Mischung aus Geldspielautomat und Pinball. Und genauso wie bei so einem Glücksspielautomaten wird auch das Leben von Sunja und ihrer Familie durch unvorhersehbare äußere Faktoren und nicht beeinflussbare Kräfte immer wieder in neue Bahnen gelenkt.

Pachinko: Sunja

So spezifisch und speziell Sunjas Familiengeschichte auf den ersten Blick auch wirken mag, so universell ist diese im Kern sehr ehrliche und reale Darstellung des Lebens.

Auch wenn die Umstände manchmal düster seien mögen, am Ende ist Pachinko doch eine Serie, die das Leben zelebriert – genauso wie der fantastische Intro-Song "Let's Live for Today", der euch nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.

Das alles macht Pachinko zu einer erzählerisch kraftvollen, visuell berauschenden und einfach überwältigenden Serie – und schon jetzt zu einer der besten Serien des Jahres.

Pachinko - Ein einfaches Leben umfasst acht Episoden, die seit dem 25. März 2022 immer freitags bei Apple TV+ veröffentlicht werden. Als Grundlage für diesen Seriencheck dienten alle acht Folgen.

Die 22 größten Serien-Highlights 2022: Was kommt bei Netflix, Amazon & Co.?

Das Jahr 2022 strotzt nur so vor kommenden Serien-Highlights bei Netflix, Amazon, Disney+ und mehr. Und wir stellen euch im Moviepilot-Podcast Streamgestöber die 22 besten davon vor:

Esther, Max und Matthias blicken auf das neue Serienjahr und ziehen die 22 größten neuen Serien und persönlichen Highlights aus dem Hut – von Der Herr der Ringe über House of the Dragon bis hin zu Star Wars: Obi-Wan Kenobi.

Habt ihr die neue Serie Pachinko schon auf eurer Merkliste?

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