My Life in Film - Wenn das Leben doch dein Lieblingsfilm wäre

10.08.2017 - 09:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
My Life in FilmBBC
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Unterscheidet sich dein "gewöhnliches" Leben wirklich so sehr von einem gewaltigen Hollywood-Blockbuster? Die unentdeckte Comedyserie My Life in Film ist ein fabelhaftes Muss für jeden Filmfreund.

Eine der unterbewertetsten Serien, die ich jemals gesehen habe, wurde von einer sehr kurzen Laufzeit geplagt und ist danach in Vergessenheit geraten. My Life in Film heißt die britische Comedyserie eines Filmfanatikers, über einen Filmfanatiker, für Filmfanatiker, Filmliebhaber und allerlei Fans britischer Situationskomik. Arthur (Kris Marshall) ist ein junger Mann in seinen Zwanzigern. Tag für Tag geht er durch seinen gewöhnlichen Alltag, arbeitet in einem Kino, sorgt sich um die Miete und versucht sich am Führerschein. Er hat außerdem eine wilde Fantasie und hat im Leben vielleicht ein, zwei Filme zu viel (oder zu wenig) gesehen. Jede Folge der Serie zeigt einen weiteren Abschnitt in Arthurs Alltag, in dem er leicht die Kontrolle über seine Fantasie verliert. Somit wird die Fahrprüfung zum Luftgefecht aus Top Gun und der Nachbar, der sich mit seiner Frau streitet, kommt dem Mörder aus Das Fenster zum Hof gleich. Jede Folge ähnelt einem anderen Filmklassiker. Die Serie wurde leider bereits nach einer nur sechs Episoden umfassenden Staffel abgesetzt. Aber die existierenden Folgen sind ein jeweils 30-minütiger Spaß für Fans von Das Fenster zum Hof, Shining, Top Gun, Kleine Morde unter Freunden, Achteinhalb und Butch Cassidy und Sundance Kid.

Der beste Film liegt direkt vor deiner Nase

Der britische Drehbuchautor Mark Chappell ist heute für seine Arbeit für The Increasingly Poor Decisions of Todd Margaret oder seine neue Netflix-Serie mit Will Arnett, Flaked, bekannt. In den frühen 2000ern war er jedoch noch ein eifriger TV-Schreiber ohne echte Arbeitserfahrung, dessen Idee für eine Channel 4-Serie abgelehnt wurde. In Chappells Augen hatte dies nichts mit mangelnder Qualität zu tun. Die Welt war halt noch nicht bereit für seine Kunst. Also zog er sich in sein einfaches Leben zurück, arbeitete im Kino, schaute Filme und wartete auf den Tag, an dem sein Genie anerkannt werden würde. Da erschien es ihm klar vor Augen. Die Filmfigur seiner ersten Serie sollte er selbst werden und jede Folge wäre nichts weiter als ein scheinbar langweiliger Alltag, der auf sympatische Weise seine Lieblingsfilme parodiert. Er nannte die Figur Arthur, begeisterte die BBC für seine Serie namens My Life in Film und der Spaß begann - mit der Verfilmung seines eigenen Lebens.

Mein Leben ist ein Film (oder halt eine Serie)

Kris Marshall in Traffic Light, Andrew Scott in Sherlock

Arthur nennt sich selbst Art und bezeichnet sich als einen Independent-Filmemacher kurz vorm Durchbruch, dabei hat er noch nie ein Filmprojekt auf die Beine gestellt. Jede Folge beginnt damit, dass Art eine fremde Person mit dem Plot eines Films bequatscht. Ein Plot, den er im Laufe der Folge selbst durchlebt.

Begleitet wird er in jeder Episode von My Life in Film von der einzigen Person, die seinem Film-Geschwätz standhält, seinem Mitbewohner und besten Freund Jones, der von einem jungen Andrew Scott (Moriarty aus Sherlock) gespielt wird. Ebenfalls mit dabei ist Jones' Freundin Beth, die Arts lächerliche Abenteuer und seinen Filmfanatismus kaum toleriert und von Alice Lowe verkörpert wird. Beide fallen in Arts Parodie-Erlebnissen immer wieder in die Rollen der Nebenfiguren. In der Butch Cassidy und Sundance Kid-Folge flüchten Art und Jones gemeinsam vor einer Bande Schlägern, die ihnen ihr Vermieter auf den Hals gehetzt hat. In der Shining-Folge haut Art mit einer Axt die Tür zum Badezimmer ein, während Jones dahinter steht und kreischt. In der Kleine Morde unter Freunden-Folge stoßen Art, Beth und Jones in der Wohnung eines Nachbarn auf die Leiche eines Fisches, den sie vergessen haben zu füttern.

Dabei nimmt Art sich und die Situationen, in die er gerät, meist ernster als alle anderen Teilnehmer in seinem Umfeld zusammen. In der Fenster zum Hof-Folge vermutet er, dass sein Nachbar ein Mörder ist, und beschließt, dessen Müll nach Beweismaterial zu durchsuchen, Jones steht derweil im Fluchtwagen bereit. Als der Nachbar dann nach draußen tritt und Art inmitten seiner Mülltüten erwischt, flüchtet Art panisch zum Wagen, schreit "Go, Go, Go!", hüpft überstürzt hinein - und Jones würgt beim Anfahren ab. Der harmlose Nachbar beobachtet diesen gescheiterte Fluchtversuch in totaler Verwirrung. Neben den Parodie-Elementen ist die Serie bis zum Rand gefüllt mit derartigen Comedy-Momenten.

Mehr Filme als du jemals schauen kannst, und trotzdem nur sechs Folgen

Obwohl das innovative Konzept der Serie einfach genial ist, blieben die Einschaltquoten zu klein, um eine 2. Staffel von My Life in Film zu wagen. Abgesehen von der unnatürlichen Aufgedrehtheit Arts und einigen abgedroschenen Comedy-Klischees (die immer noch witzig sind) gab es kaum Kritikpunkte an der Serie. Die Absetzung von My Life in Film kann darauf zurückzuführen sein, dass sie zu Beginn ihrer Laufzeit bereits zu wenig Aufmerksamkeit hatte und nicht lang genug im Fernsehen lief, um von Zuschauern entdeckt zu werden. Bei Fans, die in den letzten Jahren auf My Life in Film gestoßen sind, war die Begeisterung stets sehr groß. Ich hoffe, auch euch gefällt dieser Serien-Tipp, und wer weiß, wenn My Life in Film an Popularität gewinnt und Mark Chappells Karriere so weiterläuft wie bisher, könnte es ja eines Tages zum Reboot kommen.

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