Mit Jesus durch München im Skandalfilm Das Gespenst

24.10.2013 - 15:01 Uhr
Das Gespenst
Herbert Achternbusch
Das Gespenst
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Um 1:05 Uhr in der Nacht gibt es auf arte ein besonderes Stück deutsche Filmgeschichte zu sehen. Herbert Achternbuschs Das Gespenst löste seinerzeit einen großen Blasphemie-Skandal rund um den Münchner Jesus aus.

Am Kreuze erwacht steigt Jesus herab und sogleich zu einer Oberin (Annamirl Bierbichler) ins Bett. Da er nun schon das Schlafgemach mit ihr teilt, muss er auch Geld verdienen, meint sie. Naheliegend also, dass dieser Jesus an ihrer Seite in der Klosterschenke beginnt, Gäste zu bewirten, doch das ist einfacher gesagt als getan. Auf seine Fragen kennt niemand die Antwort und naiv, sowie sympathisch kämpft sich der Heiland durch die heutige Welt von München. Rasch merkt er, dass seine alten Vorstellungen von Religion längst über den Haufen geworfen wurden und legt sich mit der Polizei, Passanten und vor allem einem Bischof (Werner Schroeter) an. Nicht einmal am friedlichen Teich kann er sich entspannen, da ihm das Schwimmen im Wasser verwehrt wird. Lediglich darauf herumgehen kann er.

Herbert Achternbusch fertigte mit Das Gespenst 1982 einen Skandalfilm, der durch diesen Aufruhr auch zu seinem erfolgreichsten Werk wurde. Als Hauptdarsteller, Produzent, Regisseur und Drehbuchautor fragt der Filmemacher hier mit komischen Dialogen in absurden Situationen nach den selbsternannten Stellvertretern Gottes auf Erden und unseren Gottesbilder. Auf groteske Weise hinterfragt er die Projektionen unseres Glaubens.

Seinerzeit löste Das Gespenst einen heftigen Skandal aus sowie Blasphemie-Vorwürfe von Seiten des Bundesinnenministeriums, der Staatsanwaltschaft und natürlich der hier angegriffenen Kirche. Der Innenminister Friedrich Zimmermann verwehrte Herbert Achternbusch dann auch die letzte Rate der zugesagten Fördergelder für diesen, nach Meinung dieses Politikers, widerwärtigen Film. Die FSK erwirkte sogar ein vorübergehendes Verbot für den Schwarzweißfilm. Heute können wir ihn uns zum Glück getrost im Fernsehen – wenn auch spät in der Nacht – ansehen, damit dieses Stück deutsche Filmgeschichte nicht in Vergessenheit gerät.

was? Das Gespenst
wann? 1:05 Uhr
wo? arte

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