Eine der größten und versautesten deutschen Filmreihen ist heute fast vergessen: 2 Teile sind mittlerweile verboten

13.09.2025 - 12:00 Uhr
Szene aus Schulmädchen-Report 3: Was Eltern nicht mal ahnen
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Szene aus Schulmädchen-Report 3: Was Eltern nicht mal ahnen
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Vor Schuh und Kanu des Manitu oder der Fack ju Göhte-Trilogie gab es eine deutsche Filmreihe, die mit schlüpfrig-schmieriger Unterhaltung ein Millionenpublikum anzog.

Mit weit über 11 Millionen Ticketverkäufen ist Der Schuh des Manitu immer noch der finanziell erfolgreichste deutsche Film. Die Fortsetzung Das Kanu des Manitu konnte bisher immerhin die 3-Millionen-Grenze knacken. In der ewigen Topliste hiesiger Produktionen tummeln sich darüber hinaus die Fack ju Göthe-Filmreihe sowie Filme von und mit Otto Waalkes.

Eine deutsche Filmreihe, die zwischen 1970 und '80 sage und schreibe 13 Teile hervorgebracht hat und vor allem mit dem ersten Film sehr erfolgreich lief, ist heute fast vergessen. Vielleicht ist das auch besser so, denn die Rede ist vom Schulmädchen-Report. Interessant ist heute immerhin noch die Geschichte der fragwürdigen Filme.

Der Schulmädchen-Report: Pseudo-Aufklärung aus der Erotik-Abteilung

Gesamtgesellschaftliche sexuelle Aufklärung erreichte in der Nachkriegszeit einen neuen Höhepunkt. Wer beispielsweise die US-Serie Masters of Sex gesehen hat, weiß um die Arbeit einiger Pioniere jener Zeit. Im Windschatten von Kinsey und Co. erschien hierzulande das weitaus weniger wissenschaftliche Werk Schulmädchen-Report von Günther Hunold, der 1969 mehrere Schülerinnen zu ihrem Sexualverhalten befragte – verdächtigerweise aber keine Jungen.

Im selben Jahr erschien der dazugehörige Film von Regisseur Ernst Hofbauer, der noch viel offensichtlicher als unauthentisches, voyeuristisches Schmierentheater daherkam, sich aber als aufklärerische Dokumentation verkaufte.

Das ging damals überaus erfolgreich über die Bühne. Mit (geschätzt) 7 Millionen Kinobesucher:innen gilt Der Schulmädchen-Report immer noch als einer der zehn erfolgreichsten deutschen Kinofilme. Das Dutzend Fortsetzungen verabschiedete sich dann komplett vom Realitätsanspruch, wie das Lexikon des internationalen Films spätestens bei Teil 13 ankreidete, als es in der Kritik hieß: "Die Sexserie, die sich lange auf 'Tatsachenberichte' berief, hat mittlerweile selbst dieses Etikett fallengelassen."

Am schärfsten ging wohl Autorin Annette Miersch mit dem Projekt ins Gericht, das sie in ihrem Buch Schulmädchen-Report: Der deutsche Sexfilm der 70er Jahre als "schmierigen Film aus verklemmter Doppelmoral" bezeichnete. Weiter heißt es in der Veröffentlichung von 2003: "Das soziosexuelle Realitätsszenario ist als kleinbürgerlich-patriarchale Männer- und auch Altherrenfantasie zu charakterisieren." Autsch!

Die komplette Schulmädchen-Report-Filmreihe besteht aus:

50 Jahre später: Kontroverser Kultfilm erneut im Visier

Fast die gesamte Schulmädchen-Report-Filmreihe landete bereits in den 80er Jahren auf dem Index. Dabei blieb es aber nicht, denn wie Schnittberichte  2018 meldete, kam es zu einer neuen Prüfung durch die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ), die Teil 1 und vor allem 3 wegen kinder- und jugendpornografischer Inhalte auf die sogenannte Liste B setzte.

Das bedeutet, dass nicht nur der Verkauf, sondern theoretisch bereits der Besitz bestimmter Fassungen illegal sein kann. Grund ist unter anderem eine Masturbationsszene mit einer als 15-Jährige ausgegebenen Darstellerin sowie Verharmlosung sexueller Gewalt und Inzest.

Von der FSK ab 16 freigegeben wurde vor 20 Jahren eine geschnittene Fassung des ersten Films. Eine ungeschnittene Version enthielt Szenen, in denen eine ebenfalls 15-Jährige Verständnis für ihren erlebten Kindesmissbrauch zeigt und andere Mädchen salopp von Vergewaltigungen berichten. Von authentischen Erfahrungsberichten, die etwas Erhellendes zum Thema weiblicher Sexualität in jungen Jahren beizutragen hätten, kann hier tatsächlich kaum die Rede sein.

So sah der Trailer zum ersten Schulmädchen-Report aus:

Schulmädchenreport - Trailer (Deutsch) HD
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Wer statt pseudo-aufklärerischer Softpornos eine echte deutsche Doku mit relevantem Schwerpunkt sehen möchte, kann sich etwa Female Pleasure auf den Bildschirm holen. Im Film von 2018 lässt Filmemacherin Barbara Miller nicht nur junge Frauen zum Thema Lust zu Wort kommen, sondern betrachtet sogar Perspektiven verschiedener Kulturen.

Streamen kann man den Film als Leih- und Kauftitel bei Amazon, Sky, MagentaTV, Apple TV und Co.

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