Dieser Film soll Dwayne Johnson retten: The Smashing Machine bricht endlich eine Regel, die The Rock seit Jahren geschadet hat

01.09.2025 - 19:01 Uhr
The Smashing Machine feierte in Venedig Weltpremiere
Leonine
The Smashing Machine feierte in Venedig Weltpremiere
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Dwayne Johnson bekommt in seinem neuen Film The Smashing Machine ordentlich einen auf den Deckel. So hat man den Action-Star noch nie gesehen, wie dieser Film-Check frisch von der Premiere in Venedig erklärt.

Dwayne Johnson ist kein Verlierer. Wer sich durch seine Social Media-Selbstdarstellung scrollt, lernt einen Optimierer und Triumphator kennen. Wer seine Filme schaut, kann auf das Happy End schon Geld verwetten, bevor die erste Minute vorüber ist. Angeblich haben Johnsons Filmverträge eine Klausel, die festschreibt, dass er keine Kämpfe verlieren darf. Ob der Bericht über die schräge Regel stimmt, ist aber eigentlich nebensächlich. Die Realität von Johnsons Kinokarriere der letzten 15 Jahre bestätigt sie: Wie groß die Bedrohung auch ist, The Rock steigt als Sieger aus dem Ring.

Sein neuer Film The Smashing Machine ändert das. Es ist eine willkommene 180-Grad-Wende für den Superstar. Die hippe Filmschmiede A24 stemmt das Projekt. Das basiert auf einer wahren Geschichte und weder aufwendige CGI-Monster noch Vin Diesel lassen sich blicken. Beim Festival in Venedig wurde der Film am Montag zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Dwayne Johnson spielt Mark Kerr und ist kaum wiederzuerkennen

The Smashing Machine soll Johnson aus einer Karriere-Sackgasse retten. Dessen großangelegter DC-Einstieg Black Adam und seine Feiertags-Action Red One - Alarmstufe Weihnachten floppten hart. Ein Tapetenwechsel war dringend nötig und bei Benny Safdie fand er den Mann für die Runderneuerung. Die eine Hälfte der Safdie-Brüder (Der schwarze Diamant) führt bei The Smashing Machine zum ersten Mal allein Regie. Die meisten dürften ihn wegen seiner Darstellung des Edward Teller in Oppenheimer kennen. Auch The Smashing Machine ist eine historische Angelegenheit.

Wir reisen in die 1990er Jahre, wo der Ringer Mark Kerr (Dwayne Johnson) im jungen Mixed-Martial-Arts-Bereich Erfolge feiert. Johnsons Verwandlung schindet Eindruck, wobei die Gesichtsprothesen erstmal gewöhnungsbedürftig aussehen. The Rock ist in der Rolle des Mark Kerr nämlich kaum wiederzuerkennen.

MMA ist in dieser Phase weit entfernt von den millionenschweren Stars der Ultimate Fighting Championship. Sportler wie Kerr dienen mit ihren ramponierten Körpern als Fundament der späteren Traumquoten. Gemeinsam mit seiner Freundin Dawn (Emily Blunt) bildet Mark ein eingespieltes Team, der Weg an die Spitze steht ihm offen. Bis das Knie eines Gegners mehrfach seinen Schädel rammt. Mark, der niemals verliert, verliert 1999 seinen ersten MMA-Kampf.

Hier ist der Trailer für The Smashing Machine:

The Smashing Machine - Trailer (Deutsch) HD
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Obwohl Mark das Ergebnis erfolgreich anfechten lässt, ist die Wucht des Rückschlags noch spürbar, wenn die Platzwunden geheilt sind. Komplettiert wird das Sportler-Biopic von einer Schmerzmittelsucht, einer zunehmend erratischen Beziehung zu seiner Freundin und einem Comeback-Versuch.

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Dwayne Johnsons verzichtet in The Smashing Machine auf sein Markenzeichen

In The Smashing Machine wird zumindest versucht, den Stoff von konventionellen Sportlerfilmen abzuheben. Die Aufmachung ähnelt dank des Einsatzes von 16-mm-Film, den überwiegend in Japan spielenden Wettkämpfen und dem Beziehungsdrama eher einer rauen Independent-Produktion statt Hochglanzware wie Blind Side - Die große Chance oder King Richard. Hinzu kommt die nicht besonders triumphierende Geschichte von Mark Kerr. Damit rückt The Smashing Machine weiter in die Nähe von The Iron Claw, I, Tonya und natürlich dem Vorbild The Wrestler.

Daraus ergibt sich ein zwiespältiger Effekt. Die Inszenierung verspricht einen authentischen Blick hinter die Kulissen eines Sports moderner Gladiatoren. Gleichzeitig haben wir einen Superstar in Gesichtsprothesen vor uns, was jeder Vorstellung von Authentizität widerspricht. Dwayne Johnson lässt die Prothesen mit seiner zurückgenommenen Darbietung verschwinden.

Er fügt sich mit seiner Maske relativ organisch in ein Ensemble ein, das mit mehreren echten Sportlern besetzt ist. Darunter sind Box-Weltmeister Oleksandr Ussyk als Kontrahent von Mark, und der heimliche Star des Films, MMA-Kämpfer Ryan Bader. Bader spielt Kerrs Freund Mark Coleman mit einer unmittelbaren Natürlichkeit, die die inneren Kämpfe des Sportlerlebens ohne große Gesten zum Ausdruck bringt.

Dwayne Johnson wiederum meistert die mit martialischer Mitleidlosigkeit inszenierten Kämpfe genauso gut wie die Zusammenbrüche im Umkleideraum. Weit und breit fehlt zudem jede Spur von Johnsons Markenzeichen, der ironisch erhobenen Augenbraue. Er liefert eine auf positive Weise unspektakuläre Performance ab, in der der Showman Platz macht für einen in sich gekehrten Einzelkämpfer. Johnsons Leistung in The Smashing Machine unterscheidet sich deshalb von allem, was er seit seinem ersten Kinofilm Die Mumie kehrt zurück vor 24 Jahren vor einer Kamera geboten hat.

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Das Sportlerdrama bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück

Dass The Smashing Machine trotzdem weit hinter den eigenen Möglichkeiten hinterherhinkt, liegt vor allem am häuslichen Drama. Hier stolpert Bennie Safdies Drehbuch mehrfach über die eindimensionale Figur von Emily Blunt. Dawn ist das peinliche Abziehbild einer krakeelenden Ehefrau, wie man es aus so vielen Geschichten über "große Männer" kennt und hasst.

Ob The Smashing Machine den Weg zum angepeilten Oscar und damit zur Karriere-Erneuerung freiräumt, müssen die Academy-Mitglieder entscheiden. Dass er sich für einen Film richtig vermöbeln lässt, kommt Dwayne Johnson auf jeden Fall zugute. Seine Blockbuster-Karriere verirrte sich in eine Sackgasse, weil Johnsons Leinwandpräsenz auf Dauer zu perfekt, zu optimiert, zu triumphierend erschien. In The Smashing Machine tritt er trotz Gesichtsprothesen nach langer Zeit wieder als Mensch vor die Kamera.

The Smashing Machine startet am 2. Oktober in den deutschen Kinos. Wir haben den Film beim Festival in Venedig gesehen, wo er im Wettbewerb seine Weltpremiere gefeiert hat.

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