Das Jahr 2014 liegt hinter uns und die Branche hielt jede Menge Überraschungen für uns bereit, die wohl niemand hätte voraussagen können. Nichtsdestotrotz versuchen sich immer wieder Analysten und Experten an Aussagen, die uns klar machen sollen, was wir für das neue Jahr zu erwarten haben. Gamesindustry hat vier bekannte Experten aus den USA befragt und bekam ganz unterschiedliche Vorhersagen zu hören.
Michael Pachter von Wedbusch Securities gehört wohl zu den bekanntesten Analysten der Videospielindustrie, ist aber auch sehr umstritten. Pachter sieht die Xbox One unter Zugzwang und erwartet einen weiteren Preisrückgang der Konsole, Sony wird aber darauf reagieren und dafür sorgen, dass die Marktanteile stabil bleiben. Trotz der Tatsache, dass Nintendo sich etwas erholen konnte, werden die großen Publisher laut Pachter weiterhin darauf verzichten, ihre Titel auf die Wii U zu portieren. Was den Free to Play-Markt angeht, so soll Activision nach dem Erfolg von Hearthstone: Heroes of Warcraft auch im nächsten Jahr auf weitere große Erfolge hoffen dürfen, im speziellen denkt Pachter hier an Heroes of the Storm, Call of Duty Online und Overwatch.
Billy Pidgeon, ein unabhängiger Analyst, sieht den Konkurrenzkampf von Sony und Microsoft etwas anders. Für ihn ist es absehbar, dass die Xbox One ihre Aufholjagd, die in den letzten Monaten begann, auch im neuen Jahr fortsetzen wird. Pidgeon erwartet sogar ein Unentschieden in der Anzahl der insgesamt verkauften Konsolen, keiner der beiden Konzerne werde das Heimkonsolengeschäft dauerhaft dominieren. Einen deutlichen Rückgang erwartet er aber bei den Retail-Verkäufen von Videospielen. Das Kaufen von digitalen Titeln wird immer selbstverständlicher und das ständig wachsende Videospielpublikum wird schon zu Beginn an diese Vertriebsform gewöhnt.
David Cole von DFC Intelligence unterteilt den Konsolenmarkt ganz klar in einen US-amerikanischen und einen globalen Bereich. Demnach hätte die Xbox One durchaus Chancen in den USA wie das Vorgängermodell zum Marktführer aufzusteigen, international gesehen, bleibt die Vorherrschaft der PS4 aber bestehen. Eine interessante Ansicht hat Cole zum Aufkommen der Perepherie-Spielzeuge à la Nintendos Amiibos, Skylanders und Disney Infinity. Da digitale Verkäufe der eigentlichen Videospiele immer mehr zum Standard werden, wächst der Wunsch nach haptischen Erzeugnissen, die daheim aufgestellt werden können. Zudem erwartet Cole, dass die Spielerschaft noch stärker für die Gefahr unfertiger Spiele sensibilisiert wird und die Notwendigkeit einer Qualitätskontrolle seitens der Publisher Druck auf die großen Konzerne ausüben wird, das Vertrauen sei dahin.
Patrick Walker von EEDAR erwartet ebenfalls ein Wachstum bezüglich der digitalen Spieleverkäufe und sagt voraus, dass die Retail-Zahlen bis Ende des Jahres von den Online-Verkäufen eingeholt werden. Bereits 2016 werden Walker zufolge Videospiele öfter heruntergeladen als im klassischen Laden gekauft. Skeptisch bleibt Walker hingegen bei Virtual Reality, zwar werde der neue Marktzweig mit ausreichend Software und vernünftiger Preispolitik daherkommen, zum Mainstream-Durchbruch der Technologie wird dies aber nicht ausreichen. Die Erwartungen sind mittlerweile zu hoch und die Geräte werden noch einige Jahre brauchen, bis sie endlich den Status als etabliertes Konsumprodukt erreichen.
Was haltet ihr von den Vorhersagen? Sehr ihr manche Dinge anders?