Akte X - Wir schauen The X-Files Staffel 10, Episode 6

24.02.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Rätselraten bei Scully und Co.Fox
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Mit My Struggle II geht die 10. Akte X-Staffel auch schon zu Ende, die doch erst vor vier Wochen begonnen hatte. Lest, ob die Verschwörungs-Ermittlungen noch die Kurve kriegen oder weiterhin einen merkwürdigen Drall haben.

So (über-)locker und selbstironisch, wie Mulder (David Duchovny) und Scully (Gillian Anderson) in den alleinstehenden Episoden der 10. Akte X-Staffel ermittelten, so ernst gehen sie in der 6. und letzten Folge, My Struggle II, zu Werke. Kein Wunder, steht doch in der Fortsetzung der Auftaktepisode des Revivals mal wieder das Überleben der Menschheit auf dem Spiel. Dabei wird der Bogen zum Anfang nicht nur durch die Geschichte geschlagen, sondern auch durch die Einleitung der Folge mittels Fotos aus den vergangenen 9 Akte-X-Staffeln, die diesmal von Scully erzählerisch begleitet werden und nostalgische Gefühle wecken. Neu und schick ist, dass Scullys Kopf zur Illustration des Gesagten dann zu einem Alien-Schädel morpht.

Ich muss da mal was sagen ...

Erzählen ist aber auch abermals das Stichwort für den Stil der Episode von Chris Carter, denn noch mehr als in Teil eins werden die Geschehnisse und Hintergründe weniger gezeigt als vielmehr in Mono- und Dialogen geschildert. Tom O'Malley (Joel McHale) ist wieder auf Sendung und warnt, dass aufgrund einer so gut wie allen Menschen verpassten Immunschwäche die Welt schon bald entvölkert sein werde. Im Winz-Maßstab sehen dies Scully und Agent Einstein (Lauren Ambrose) dann in Scullys Krankenhaus, wo ein Soldat mit großem Loch im Oberarm (Milzbrand!) Scully sofort von der Wahrheit von O'Malleys Worten überzeugt.

Da hilft auch alles skeptische Diskutieren von Einstein nichts, zudem später noch Agent Reyes (Annabeth Gish) aus der Versenkung auftaucht und Scully eröffnet, ihre Alien-DNA sei der Schlüssel zu ihrem Überleben, Segen statt Fluch. Mulder ist derweil verschwunden, er ist auf dem Weg zum Cigarette Smoking Man (William B. Davis), wie wir später erfahren. Dort wird er schließlich von Agent Miller (Robbie Amell) vor den endlosen Erklärungen und Rechtfertigungen des Krebskandidaten gerettet, bevor dieser ihn zu Tode reden kann. Und zwar noch bevor Mulder von einer Infektion dahingerafft wird, die mittlerweile die halbe Welt ergriffen zu haben scheint.

Stilbruch

Zu sehen ist davon wie gesagt wenig, denn das Spital, in dem Scully mittels ihrer DNA ein Gegenmittel herstellt, füllt sich zwar immer mehr, wie das Ende der Welt wirkt das alles aber nicht gerade. Hier merkt man auch, dass Chris Carter das Drehbuch zusammen mit zwei Biologieprofessorinnen schrieb, die zwar für die wissenschaftlliche Unterfütterung der fiktiven DNA-Fakten sorgen, es bei Scullys und Einsteins Diskussionen aber auch nötig machen, öfter mal den Rücklauf zu bemühen und sich zu ärgern, dass man selbst nicht Biologie studiert hat. Abseits der Fakten müssen ebenso nicht nur die Charaktere an die Richtigkeit der Erklärungen des Verschwörungstheoretikers O'Malley und des Verschwörers Cigarette Smoking Man glauben; sondern auch die Zuschauer daran, dass die Handlung nicht furchtbar konstruiert wirkt, anstatt sich organisch zu entfalten.

Es irritiert dabei nicht nur das Tell Don't Show-Prinzip, sondern auch die Tatsache, dass zwischen Teil eins und zwei locker Zeit für ein paar meist vergnügte Ermittlungen war, wo Mulder und Scully doch eigentlich zur Rettung der Welt aus dem Ermittler-Ruhestand kamen. So wirkt die 10. Akte X-Staffel im Rückblick auch weniger wie ein fein abgestimmtes Sechs-Gänge-Menü als vielmehr wie ein Büffet mit allerlei mehr oder weniger exotischen und hausgemachten Köstlichkeiten, bei dem man sich leicht den Magen verdirbt, wenn man alles in sich hineinschaufelt.

Und trotzdem ...

Dazu trägt auch der obligatorische Cliffhanger mit dem obligatorischen UFO bei, der statt einem Appetithappen auf mehr eher für Völlegefühl sorgt. Trotz meiner Bereitschaft, wie Agent Mulder glauben zu wollen, fällt es schwer, das Ganze nicht als kurioses Experiment wahrzunehmen, sondern als zwingende Fortsetzung der Akte X-Geschichte. Langweilig waren die sechs neuen Folgen dabei allerdings keineswegs, ich hab mich stets auf die nächste gefreut, vielleicht gerade weil nie klar was, was sie bringen würde.

Aber gerade die Hauptgeschichte aus dem Zweiteiler My Struggle ruft ins Gedächtnis, dass die Akte X-Mythologie mit all ihren Haken und plötzlichen Umkehrungen des gerade noch als Wahrheit Erkannten mit den Jahren immer konfuser und beliebiger wurde. Zumal die Verschwörer auch heute noch fast die gleichen Methoden zur Eliminierung der Menschheit anwenden wie vor über zehn Jahren, allen Beteuerungen Mulders zum Trotz, wir wären gegenwärtig so sehr in Gefahr wie nie. Neue Tricks, neue Bedrohungen, neue Pläne waren Mangelware. Somit sind zwar viele Erwartungen, die wir in diesem Artikel an die Rückkehr von Akte X gerichtet hatten, in Erfüllung gegangen, leider aber auch die Befürchtung, dass das Revival recht altbacken geriet.

Das heißt aber nicht, dass ich eine eventuelle 11. Staffel nicht mit Freude gucken würde. Das Wiedersehen mit den alten Charakteren, allen voran natürlich dem Duo Mulder und Scully, war durchaus willkommen, auch wenn David Duchovny und Gillian Anderson ihrer Ironie beim nächsten Mal ruhig noch einen Löffel ernsten Enthusiasmus mehr beimischen dürfen. Nur auf den großen, zeitgenössischen Wurf warte ich dann nicht mehr. Aber vielleicht stellt sich My Struggle dann ja auch als Halluzination Mulders und Scullys heraus, die in einer VR-Welt eines Drehbuchautors gefangen waren, dem die Tastatur nach Jahren der Abwesenheit etwas eingerostet war.

Aktennotizen:

- "Das können Sie nicht sagen", ermahnt diesmal Einstein Scully beim Verschwörungs-Monologisieren. Im ersten Teil hatte Scully dies noch O'Malley vorgehalten.

- Für einen Verschwörungsgläubigen lässt Mulder seinen Laptop seltsam offen rumstehen, Handy-Verfolgungs-Link inklusive ...

- Demnächst sollen uns zwei Jugendromane mit den Abenteuern der jungen Mulder und Scully erwarten ...

Wie hat euch die 6. Folge der 10. Akte X-Staffel, My Struggle II, gefallen? Und das Revival an sich?

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