Akte X - Wir schauen The X-Files Staffel 10, Episode 3

03.02.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Haben sie dieses dreiäugige Monster gesehen? Mulder und Scully ermitteln.
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Haben sie dieses dreiäugige Monster gesehen? Mulder und Scully ermitteln.
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Nach den sehr ernsten ersten beiden Folgen bietet die dritte Episode der zehnten Akte X-Staffel, Mulder and Scully Meet the Were-Monster, Erholung: Hier ist es das Zwerchfell, das in Mitleidenschaft gezogen wird, und nicht das Nervenkostüm.

Da die neue Akte X-Staffel mit sechs Episoden nicht gerade üppig ausfällt, bekommen wir quasi ein Best-of der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen von Mulders (David Duchovny) und Scullys (Gillian Anderson) vorherigen Ermittlungen zu sehen. Während Folge eins sich ausgiebig der Verschwörungs-Mythologie der Serie widmete, stellte Episode zwei einen mysteriös-verstörenden Fall der Woche in den Mittelpunkt. Folge drei, Mulder and Scully Meet the Were-Monster, deutet hingegen schon im Titel an, dass es in ihr nicht allzu ernst zugeht. Sie stammt von Darin Morgan, der schon Klassiker des bizarren X-Akten-Humors wie Clyde Bruckman's Final Repose und Jose Chung's From Outer Space geschrieben hat. Das heißt aber nicht, dass die Episode auf zumindest eine Messerspitze Tragik verzichtet.

Alles Quatsch

Die Folge beginnt mit einem Vollmond, der formvollendeter auch nicht über Larry Talbots Ahnsitz geschienen haben dürfte. In seinem Licht ist ein mittelaltes Pärchen gerade dabei, sich so richtig zuzudröhnen, da werden sie Zeuge, wie im Unterholz ein Mann mit einem Wesen ringt, das sich beim panischen Weglaufen als eine Art Echse in Menschengestalt darstellt. Ob an dieser Wahrnehmung wohl die Drogen Schuld waren? Sehr real ist auf jeden Fall ein Toter mit aufgerissener Kehle, der auch noch dort rumliegt.

Mulder gibt sich derweil im X-Akten-Büro ganz seiner Desillusionierung hin, denn nach der Rückkehr aus dem Ruhestand kommen ihm all die alten ungelösten mysteriösen Fälle nämlich arg trivial vor, hat sich doch inzwischen meist eine rationale Erklärung für sie gefunden. Da kommen die Echsen-Ermittlungen gerade recht, führen sie ihn und Scully doch in einen Fall, der bizarrer, lustiger und liebenswerter kaum sein könnte.

Oder doch nicht?

Nach den Berichten der beiden Drogenfreunde sowie einer Prostituierten und des örtlichen Hundefängers angefertigte Phantombilder zeigen nämlich eindeutig eben jenes Echsen-Monster, auch wenn über die Zahl der Augen Uneinigkeit herrscht. Eine Verfolgung auf einem LKW-Parkplatz führt Mulder, trotz eines eifrig knipsenden Handys, aber nur zu einem Herrn mit Strohhut, der auf einem Dixi-Klo sitzt.

Trotzdem ist Mulder nun überzeugt, es nicht mit einem "gewöhnlichen" Serienmörder zu tun zu haben, wie er Scully in einem grandiosen Monolog darlegt: Die Möglichkeiten der Entstehung eines Echsenmenschen seien schier endlos, und sämtliche möglichen Einwände Scullys nimmt Mulder stets selbst vorweg, zur steigenden Belustigung Scullys und der Zuschauer: "So mag ich meinen Mulder", konstatiert Scully schließlich, glaubt ihm aber trotzdem nicht. Dabei hatte ihm doch zuvor der natürlich schmierige Besitzer des selbstverständlich ebenso schmierigen Motels versichert, die Transformation eines Gastes in eben dieses Monster durch ein obligatorisches geheimes (schmieriges) Guckloch verfolgt zu haben.

Auch der angegraute Psychiater des gesuchten Unbekannten, dem sich dieser nur als Guy Mann vorstellte, befeuert Mulders wiederaufkeimenden Glauben an eine übernatürliche Erklärung: Er erzählt von der alten Legende eines Transformations-Fluchs, von dem nur ein Stich in den Blinddarm mit einer grünen Lanze Erlösung verspreche. Um den Kopf von solchem Unfug freizubekommen, riet er seinem Patienten zu einem kleinen Spaziergang auf dem örtlichen Friedhof, wo Mulder ihn auch schließlich aufspürt. Was ihm der Verdächtige dort erzählt, kommt aber selbst Mulder reichlich weit hergeholt vor.

Kaum zu glauben!

Er sei nämlich kein Mensch, der sich in eine Echse verwandele, sondern andersherum: Nichts Böses ahnend habe er als anthropomorphes Kriechtier im Wald gelegen, als ein Mann vorbeikam und ihn biss. Sofort habe er sich in einen Menschen verwandelt, mit all den Unannehmlichkeiten, die dies mit sich bringe: der Drang, Kleidung zu tragen, der Wunsch nach einem Job, Fast Food-Gier, der Bekämpfung von Langeweile durch Pornogucken. Dabei wäre es auch zuerst seine Hand gewesen, die sich wundersamerweise wieder zur Echsenextremität verwandelt habe, dann der ganze Körper. Dies wäre aber nie von langer Dauer, und so verbringe er nun seine Tage als menschlicher Verkäufer in einem Handyladen. Da wäre selbst er als Neu-Mensch spitze, bräuchte es doch keinerlei profundes Wissen, um kaufwilligen Kunden Mobiltelefone aufzuschwatzen.

Äußerst willig sei auch Scully gewesen, als sie ihn im Laden aufgesucht habe; eine Behauptung, die Guy nach Mulders Einspruch jedoch sogleich als kleine Flunkerei zugibt, aber wie das so sei: Menschen lögen halt bei jeder Gelegenheit über ihr Sexleben. Könne ihn Mulder nun bitte töten, da dieses Menschenleben nicht lebenswert sei. Alles in allem ist das aber selbst Mulder zu viel: Beide wollten zu sehr an Dinge glauben, die nicht wahr seien. So betrinkt sich Mulder erst einmal auf dem Friedhof, und es ist dann an Scully, den Schuldigen der Morde ausfindig zu machen und zu verhaften: den Hundefänger!

Geht nicht, gibt's nicht

Trotzdem, oder gerade deswegen, ist Mulders Glaube wieder erwacht, und in der letzten Szene begegnen er und Guy sich noch einmal im nächtlichen Wald: Guy teilt ihm mit, nun für 10.000 Jahre Winterschlaf zu halten. Und wo er Mulder im einen Moment als nackter Mann gegenübersteht, ist er im nächsten schon eine mannshohe Echse und verschwindet im Wald.

Mulder and Scully Meet the Were-Monster lässt sich aber keinesfalls auf die zugegeben schon extrem skurril-lustige Handlung reduzieren. Die grandiosen Dialoge voller Anspielungen und knochentrockener reaction shots, Mulders an- und abschwellender Skeptizismus kombiniert mit Duchovnys gewohnt minimalistischem Schauspiel, die belustigt über den Dingen stehende Scully, die gleichzeitige Intensivierung und Dekonstruktion von Genre-Standards und des menschlichen Lebens allgemein: All das sorgt dafür, dass es in dieser Folge keine langweiligen zehn Sekunden gibt und erinnert daran, dass Akte X außerhalb der Mythologie-Episoden schon immer auch eine Art Anthologie-Serie im besten Sinne war, in der alle Arten und Stimmungen von mysteriösen Geschichten möglich sind.

So dürfte uns in der nächsten Woche mit Home Again von Glen Morgan abermals etwas völlig anderes erwarten, war doch die von Morgan mitgeschriebene Folge Home einst eine der gruseligsten und kontroversesten Akte-X-Episoden.

Aktennotizen:

- Der Name Kim Manners auf dem Grabstein, an dem Mulder erwacht, erinnert an den 2009 verstorbenen Regisseur von über 50 Akte X-Folgen.

- Mulders Klingelton in dieser Folge: natürlich die Akte X-Titelmusik.

- Trägt Mulder seine rote Unterhose im Motel in Erinnerung an die Red Show Diaries, die David Duchovny einst moderierte?

- Am Ende der Folge adoptiert Scully zum zweiten Mal in der Serie einen Hund; ob ihm wohl ein angenehmeres Schicksal bevorsteht wie dem einst von einem Alligator verspeisten Queequeg?

Wie hat euch Mulder and Scully Meet the Were-Monster gefallen?

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